Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
bist jetzt seit vierhundert Jahren ein Untoter; ganz bestimmt hast du dich irgendwann in dieser Zeit an mindestens einem Sterblichen vergangen. Und sobald ein Vampir erst einmal das Blut eines Menschen getrunken hat, ist ihm die ewige Verdammnis sicher. Ich dachte, ich könnte dir vielleicht schneller dorthin verhelfen.«
    »Tatsächlich sind es beinahe sechshundert Jahre, teuerste Victoria. Sechshundert. Aber was ist das schon im Vergleich zum Alter unserer eleganten Lilith, nicht wahr?« Seine Augen wurden schmal, dann begannen sie rot zu funkeln. »Steck diesen Pflock weg. Schließlich hast du eine Nachricht geschickt, und es ist ja nicht so, als ob ich versucht hätte, dich zu beißen.«
    »Ich nehme an, es ist nur eine Frage der Zeit, bis du das nachholst.«
    »Ganz wie du willst.« Beauregard grinste, und nun blitzten auch seine Fangzähne auf. Sie waren nicht länger als der Fingerknöchel eines Mannes, dabei aber rasiermesserscharf. So scharf, dass das Opfer es kaum merken würde, wenn er sie in sein Fleisch grub; beziehungsweise eher Wonne als Schmerz verspüren. Die unteren, hinter seiner Lippe verborgenen Eckzähne
waren wesentlich kürzer, dabei aber nicht weniger tödlich.
    Victoria war so töricht gewesen, sich durch ihr Wortgefecht so sehr ablenken zu lassen, dass ihr Blick direkt zu seinen rubinroten Iriden geglitten war. Er hatte sie in seinen Bann geschlagen.
    Die Wächtervampire, aus denen sich auch Liliths persönliche Leibgarde zusammensetzte, verfügten mit ihren rubinfarbenen Augen über besonders starke, hypnotische Fähigkeiten. Victoria fühlte, wie ihre Gliedmaßen kraftlos wurden und sich ihr der Kopf zu drehen begann, während Beauregard seine magischen Fesseln um sie legte. Das Blut rauschte durch ihre Venen, die Blutgefäße schwollen an und erzeugten heißen Druck in ihrem Körper.
    Beauregards Atem glich sich ihrem an, dann versuchte er, ihn ganz zu beherrschen. Victorias Muskeln erschlafften, trotzdem hielt sie weiterhin mit einer Hand den Pflock, mit der anderen die Kerze fest. Sie konnte gerade noch klar genug denken, um zu realisieren, wie stark sein Sog war und wie schwer es sein würde, ihm Widerstand zu leisten.
    Benommen zwang sie sich zu blinzeln, um den Bann zu durchbrechen. Unendlich langsam, so als würde sie bis zum Hals im Wasser stromaufwärts durch einen Fluss waten, gelang es ihr, die Lider zu schließen. Sie nahm eine Bewegung wahr, dann spürte sie seine warme, starke Hand an ihrem Hals. Wieder versuchte sie zu blinzeln, versuchte, die Kontrolle über ihre Atmung zurückzuerlangen und sich aus dem pulsierenden roten Schacht zu befreien, in den sie gestürzt war, sich an der Realität festzuklammern, indem sie sich auf das Gefühl des
Pflockes in ihrer Hand und die Energie der vis bulla an ihrem Nabel konzentrierte.
    Dann plötzlich war der Bann durchbrochen. Sie riss sich los und atmete aus eigener Kraft tief ein, holte mit dem Pflock aus und stieß ihn in Richtung seiner Brust nach unten - einer Brust, die sich in diesen wenigen Momenten der Hypnose näher an sie herangedrängt hatte. Ihr Bewusstsein nahm plötzlich alles wieder klar und deutlich wahr - die Nacht, die Dunkelheit, die Gerüche der Stadt, die über ihnen aufragenden Häuser. Doch mitten in ihrer Bewegung ließ Beauregard seinen Arm nach oben schnellen, um ihren Angriff abzuwehren, dann trat er einen Schritt zurück.
    Ihre Unterarme prallten mit solcher Wucht aufeinander, dass es Knochenbrüche gegeben hätte, wären sie nicht Venator und Vampir gewesen.Victoria schnappte nach Luft. »Ich wusste, dass man dir nicht trauen kann«, fauchte sie, bevor sie sich ein weiteres Mal auf ihn stürzte. »Auch wenn dein Enkel das Gegenteil behauptet.« Sie ließ ihre Kerze fallen und attackierte.
    Als er sie erneut abblockte, wurde sie durch ihre eigene Schwungkraft gegen ihn geschleudert, sodass sie wie in einer Parodie der Umarmung Liebender für einen Moment Brust an Brust verweilten, bevor Victoria sich wegduckte und versuchte, hinter ihn zu gelangen.
    Beauregard sprang zur Seite, aber sie warf sich auf ihn. Er packte sie um die Taille und versetzte ihr einen derart brutalen Stoß, dass sie rückwärts gegen eine Ziegelmauer krachte. Ihre Kerze, die auf der Erde weiterbrannte, flackerte wie wild, als Victoria mit einem Blick zu dem Vampir erkannte, dass sie sich in einer Patt-Situation befanden.

    »Stark, tapfer, starrköpfig und wunderschön. Ich begreife vollkommen, warum mein Enkel sich zu dir hingezogen

Weitere Kostenlose Bücher