Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
fühlt.« Er verzog die Lippen, die schmaler waren als Sebastians, aber von derselben Form, zu einem Lächeln. Der Ausdruck erinnerte Victoria unwillkürlich daran, wie oft sie jene anderen Lippen geküsst hatte. Beauregards Augen funkelten hinter seiner Maske, als er erneut versuchte, sie mit seinem Blick gefangenzunehmen. »Es ist wirklich schade, dass er dich zuerst entdeckt hat, Venator. Aber falls er sein Liebchen nicht mit gebührender Aufmerksamkeit behandelt, vielleicht wird es ja vielleicht eines Tages des Wartens überdrüssig werden und sein Verlangen auf etwas anderes richten. Auf Macht und Unsterblichkeit zum Beispiel.«
»Ich bin ebenso wenig sein Liebchen, wie er ein Venator ist.« Mit einem angewiderten Schnauben trat sie einen Schritt zurück, blieb jedoch in Angriffshaltung. »Ich traue ihm nicht mehr als dir; vielleicht sogar noch weniger. Denn bei dir weiß ich wenigstens, auf welcher Seite du stehst.«
»Ich verstehe.« Die Art, wie er sie jetzt ansah, so als würde er über irgendeine wichtige Frage nachdenken, unterschied sich so sehr von dem Blick, mit dem er versucht hatte sie zu hypnotisieren, dass Victoria ihm beinahe wieder direkt in die Augen geschaut hätte. Aber sie hatte nicht vergessen, wie leicht sie ihm zuvor ins Netz gegangen war, deshalb verzichtete sie darauf. »Du sagst selbst, du weißt, wo ich stehe. Würdest du also bitte einen erneuten Angriff unterlassen«, fügte er hinzu, als sie gerade wieder losschlagen wollte. »Es stimmt, du bist genau so verführerisch und fähig, wie ich mir das erhofft hatte. Wir sollten nun zum Geschäftlichen kommen.«
Victoria atmete zwar nicht mehr schwer, trotzdem war sie auf der Hut, und ihre Muskeln blieben angespannt. »Geschäft? War das dein Vampir, den ich vorhin gepfählt habe? Ein Köder, um mich aus der Menge zu locken? So wie du es schon gestern Nacht getan hast?«
Sie konnte beinahe sehen, wie er hinter der Domino-Maske die Augenbrauen hochzog. »Ich fürchte, da irrst du dich. Ich war gestern Abend anderweitig beschäftigt. Es war eine langweilige Angelegenheit, aber hin und wieder muss man seinen Hunger nun mal stillen. Wenngleich ich zugebe, dass ich den jungen Mann, den du getötet hast, als einen von mehreren - wie hast du es ausgedrückt? Köder? - benutzte. Um dich in dem Gedränge ausfindig zu machen; damit ich sozusagen deinem Ruf folgen konnte.«
»Offensichtlich war er entbehrlich.«
Beauregard zuckte mit den Schultern. »Die ganz Jungen sind so verdammt von sich selbst überzeugt, dass sie sich nach ihrer Verwandlung für unbesiegbar halten. Sie begreifen nicht, dass ein Venator ihrer Unsterblichkeit ebenso mühelos ein Ende setzen kann wie sie menschlichem Leben. Es war eine gute Lektion für einige seiner Gefährten. Ein Glück für mich, dass die meisten dieser jungen Schwächlinge sich Regalado und seiner Tutela angeschlossen haben.«
»Also tobt die Schlacht zwischen den beiden Vampir-Fraktionen weiter.« Victoria hob mit einer schwungvollen Bewegung die Kerze auf, doch verzichtete sie darauf, anschließend wieder ihre Angriffshaltung einzunehmen.
»Schlacht? So würde ich es nicht gerade nennen. Selbst mit ihrem neuen Verbündeten sind Regalado und seine Gefolgsleute
keine Gegner für mich. Tatsächlich habe ich bereits einen Plan, wie ich mich ihrer entledigen kann.«
Victoria gähnte demonstrativ. »Vampir-Politik. Daran bin ich nicht sonderlich interessiert; wenn es nach mir ginge, würde ich euch alle einfach pfählen, gleichgültig, auf wessen Seite ihr steht. Aber lass uns lieber darüber reden, warum du mich in diese dunkle Gasse gelockt hast. Mir fällt als einziger Grund eigentlich nur ein, dass du irgendeine Art von Bezahlung erwartest, wenn du mir sagst, was ich wissen will.«
»Ah, gut. Du verminderst da ein gewisses Unbehagen, indem du das Thema selbst anschneidest.« Beauregards Lachen erinnerte Victoria auf unangenehme Weise an Sebastian. Dann verflog sein Charme, und seine Augen funkelten wieder dunkelrosa. »Warum willst du ihn treffen? Ich würde von einer Frau deines Formats und Selbstvertrauens nicht erwarten, dass sie einem lockeren Wüstling wie meinem Enkel nachjagt.«
Um ihm nicht direkt in die gefährlichen Iriden blicken zu müssen, senkte Victoria den Kopf. »Ich denke, dass der Wüstling eher ein nicht weit vom Stamm gefallener Apfel ist. So verwittert dieser Stamm auch sein mag. Aber darum geht es nicht; das Ganze hat mit meiner Tante zu tun.« Es hatte keinen Sinn,
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