Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
unterdrücken, doch es klang nervös - was nicht zuletzt daran lag, dass sie ihn gleich um etwas wirklich Peinliches würde bitten müssen. »Du pfählst keine Vampire, Sebastian. Selbst wenn du es könntest, würdest du es nicht tun. Jetzt weiß ich, dass du lügst.« Es war die Wahrheit. Sebastian liebte seinen Großvater Beauregard, und aufgrund ihrer Beziehung sowie des Wissens, dass jeder Vampir einst ein sterblicher Mensch mit Angehörigen gewesen war, der geliebt hatte und wiedergeliebt wurde, weigerte Sebastian sich, einen Untoten zu pfählen und ihn damit ins Fegefeuer zu schicken.
Ich kann nicht jemandes Vater oder Schwester zu ewiger Verdammnis verurteilen , hatte er ihr einmal erklärt. Das ist eine Verantwortung, die ich nicht auf mich nehmen werde.
»Lass uns jetzt mit diesem Unsinn aufhören«, sagte sie. »Ich will endlich diese Fesseln loswerden, außerdem glaube ich, dass das dort drüben auf dem Boden Max sein könnte. Aber er hat sich, seit ich aufgewacht bin, weder gerührt noch irgendeinen Laut von sich gegeben. Und ich bin sicher, er hätte eine scharfe Entgegnung für dich und deine melodramatische Behauptung in petto gehabt, wenn er bei Bewusstsein wäre.«
»Schade. Dann scheint mein Opfer letzten Herbst vergeblich gewesen zu sein.«
»Ich habe ein Messer«, informierte sie ihn, ohne weiter auf seinen Kommentar einzugehen. »Du wirst mir allerdings helfen müssen dranzukommen.«
Sebastian lachte. »Ganz bestimmt haben sie dir, genau wie mir, sämtliche Waffen abgenommen, Victoria. Ich habe nichts mehr außer meinen Stiefeln und meiner Kleidung.«
»Falls ich das Zwicken an meiner Haut richtig deute, trage ich noch immer mein Korsett«, fauchte sie. »Und in ihm ist das Messer versteckt.«
Sie fühlte, wie er ganz still wurde, bevor er nach einem Moment verwunderten Schweigens leise lachte. »Mein Gott, Victoria, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Du bittest mich, dir aus dem Korsett zu helfen? Hier und jetzt?«
Sie musste selbst grinsen, als sie die Mischung aus Fassungslosigkeit und purer Lust in seiner Stimme hörte. Obwohl es weder der richtige Ort noch der rechte Zeitpunkt war, sandte ihr der Gedanke - die Erinnerung an seine Hände, die über ihre Haut, ihre Brüste und Hüften streichelten - einen kleinen Schauder über die Arme, der sich eine Sekunde später zu einem wohligen, erregenden Bauchkribbeln intensivierte. Dann wurde ihr Mund trocken, als ihr bewusst wurde, wie absurd diese Überlegungen waren angesichts der Gefahr, in der sie schwebten. In der ihre Mutter schwebte.
Die plötzliche Erinnerung an Lady Mellys mögliches Verhängnis verlieh Victorias Stimme einen scharfen Unterton. »Nein, ich will es nicht ausziehen. Aber eines der Fischbeinstäbchen vorne links wurde durch ein schmales Stilett ersetzt. Du musst mir dabei helfen, es herauszuziehen und zu benutzen. Meinst du, du schaffst das?«
»Ich werde natürlich mein Bestes geben«, versprach er galant. »Äh … soll ich es von oben versuchen oder von unten?«
Seine Worte waren so genüsslich, dass Victoria alle Selbstbeherrschung zusammennehmen musste, um ihm nicht über den Mund zu fahren, vor allem, da ihr nichts anderes übrig blieb, als zu antworten: »Von unten.« Sie ärgerte sich darüber, wie nervös ihre Stimme klang.
Doch zu ihrer Überraschung verzichtete Sebastian auf eine Erwiderung. Stattdessen positionierte er sich so, dass er mit ihr zugekehrtem Rücken vor ihr saß, wobei er die Innenseite ihres linken Oberschenkels berührte. Während er mit seinen gefesselten Händen ungeschickt herumzutasten begann, um ihren Rockbund zu finden und sie zwischen ihn und ihr Unterhemd zu schieben, schickte Victoria ein kurzes Dankgebet gen Himmel, dass es nicht Max gewesen war, den sie um Hilfe hatte bitten müssen. Die Vorstellung, wie seine starken, langgliedrigen Finger unter ihr Kleid glitten, verursachte ihr ein unangenehmes Bauchflattern.
Sie verdrängte diesen Gedanken kurzerhand und wurde zusätzlich von Sebastians Fingern abgelenkt, als er sanft mit den Knöcheln über ihre Schenkel streichelte, die inzwischen nur noch durch das hauchzarte Gewebe ihres Unterhemds voneinander getrennt wurden. Tatsächlich war die Baumwolle so dünn, als wäre sie gar nicht vorhanden. Ihre Atmung wurde ein wenig abgehackt, deshalb versuchte Victoria, sie zu beruhigen und zu verlangsamen. Sie wollte nicht über das Kribbeln nachdenken, das sie zwischen den Beinen verspürte, als ihre empfindsame Haut von der
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