Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Mit dem du machen kannst, was du willst.«
Ihr Blick huschte zu ihm, und wieder spürte er den Sog ihrer Augen, die versuchten, ihn mit ihrem Feuer einzuhüllen. Sie ging zu ihrer Chaiselongue zurück und setzte sich wieder. »Na gut. Du hast mich überzeugt, Sebastian Vioget. Ich nehme deinen Vorschlag an.«
Sebastian spürte, wie er von Erleichterung durchströmt wurde, ließ es sich jedoch nicht anmerken, sondern lächelte sie nur an. Er schwenkte die Hand, in der er das Röhrchen hielt. »Das freut mich, aber ich muss dich trotzdem bitten, sitzen zu bleiben, bis wir alles geklärt haben. Wir wollen ja nicht, dass ich eine plötzliche Bewegung falsch deute und es dadurch zu einem Unfall kommt.« Er lächelte und sah den widerwilligen Respekt, der von ihrem Gesicht abzulesen war.
»Na gut. Sag mir, wie es jetzt weitergeht.«
Mit dem Röhrchen dicht am Mund befahl er einem von Liliths Wächtern, einem weiblichen Vampir, Pesaro loszuketten. Sie trat zu dem nackten, blutüberströmten Pesaro, der einen völlig leeren Blick hatte, und half ihm auf.
Max Pesaro taumelte und brauchte einen Moment, bis er sein Gleichgewicht gefunden hatte. Aber als er Sebastian anschaute, war der trübe Blick verschwunden, sodass Sebastian sich fragte, ob das Ganze wohl nur gespielt gewesen war, um Lilith zu langweilen und sie sich vom Leib zu halten. Und er fragte sich, wie viel Pesaro von dem Gespräch mitbekommen hatte.
»Was tun Sie hier?«, raunte Pesaro.
Sebastian wusste, wie die eigentliche Frage lautete: ob Victoria noch am Leben war. Einen kurzen Moment lang hätte ihn ein letzter Rest von Eifersucht beinahe nicht antworten lassen. Der Mistkerl würde es schon noch früh genug erfahren, um dann den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen, während er...
Doch nein. Dies war ein Opfer, und er würde es nicht durch niedere Empfindungen besudeln, deshalb antwortete er: »Ich bin hergekommen, um mich im Austausch gegen Sie anzubieten. Die anderen sind auf dem Weg zum Portal, und Lilith hat sich bereit erklärt, Sie im Austausch gegen mich freizulassen.«
»Vioget.« So wie Max es aussprach, hörte es sich für einen Unbeteiligten, der es zufällig mitbekam, wie ein schlichtes Dankeschön an, doch Sebastian sah die Frage in den Augen des anderen: Wie sieht der Plan aus?
Sebastian schüttelte nur den Kopf und ließ Pesaro die Wahrheit von seinem Gesicht ablesen. Und dann sah er zum ersten Mal nacktes Entsetzen... und dann Dankbarkeit - von Max Pesaro? — auf dessen Gesicht. Die Geringschätzung, die sonst immer in seinen Augen gestanden hatte, war verschwunden und durch etwas ersetzt worden, das man fast für Respekt und Bewunderung hätte halten können.
Pesaro nickte kurz und zeigte damit seine Zustimmung zu allem an. »Ich lasse Ihnen meine Stiefel hier«, sagte er. »Ich glaube, Miro würde das wollen.«
Sebastian verstand die Botschaft. Die Worte sollten ihn daran erinnern, dass Weihwasser in den Absätzen der Stiefel versteckt war. Miro, der Waffenmeister der Venatoren, hatte die hohlen Absätze entwickelt, in denen sich früher kleine Zündhölzer befunden hatten.
»Ja, mein lieber Maximilian, es steht dir frei zu gehen«, erklärte Lilith, während ihr Blick über seinen hochgewachsenen, gebräunten Körper glitt, als würde sie zögern, ihn wirklich gehen zu lassen. »Bis wir uns das nächste Mal wiedersehen.« Ihre Worte waren eine leise Drohung und ein Hinweis an beide, dass Sebastian sie dieses Mal vielleicht übertrumpft hatte, sie es aber nicht noch einmal geschehen lassen würde.
Er war sich sicher, dass das mit ein Grund war, warum sie sich auf den Handel eingelassen hatte. Die Aussicht auf eine spannende Jagd, um Max wieder einzufangen, würde sie beschäftigen, wenn Sebastian anfing, sie zu langweilen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Wie in Gottes Namen würde er es je ertragen, ihre Hände, Lippen und Zähne auf seinem Körper zu spüren?
Für Giulia. Für ihre Seele.
Er würde ihre Seele retten und seine eigene rein halten. Und dann, eines Tages, würden sie zusammen sein... wenn er sein Versprechen erfüllt hatte.
Pesaro zog sich schnell an, und seine geschmeidigen Bewegungen offenbarten, dass Sebastian sich getäuscht hatte, als er meinte, ihn völlig geschwächt zu sehen. Die letzten Tage hatten zwar ihre Spuren hinterlassen - er konnte sehen, dass Lilith sich ihr Vergnügen in vielerlei Form geholt hatte -, aber er war ganz und gar nicht das Häufchen Elend, das nur noch aus Haut und
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