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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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hatte.
    Es war ganz still an diesem Ort. Und obwohl Victoria spürte, wie ihr eine leichte Brise über die Wange strich und das Haar aus dem Gesicht wehte, war kein Rascheln oder sonst irgendetwas zu hören. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Brim über die Felsbrocken kletterte. Als einer der Steine lautlos von dem niedrigen Haufen herunterrollte und auf dem Boden landete, bereitete ihr dieser Anblick Unbehagen, denn sie konnte es zwar sehen, hörte jedoch nichts.
    Ein Frösteln überlief sie, sodass sich ihre Muskeln anspannten. Automatisch tastete sie nach ihrem Pflock, obwohl diese Waffe bei Dämonen nutzlos war. Das Schwert hing an ihrem Gürtel, einen Dolch trug sie in einer Scheide am Schenkel, und dann hatte sie noch mehrere kleine Fläschchen mit Weihwasser am ganzen Körper versteckt.
    Während sie und Brim zwischen den Grabsteinen umhergingen, bemerkte sie, dass auf keinem einzigen Worte oder Symbole eingraviert waren. Nur lauter schlichte, flache Steine in sauberen Reihen, auf denen keine Namen standen. Nur Moder und Moos gaben einen Hinweis auf ihr Alter, denn alle waren heil und ganz ohne Risse oder Sprünge, welche von Bewegungen im Untergrund verursacht wurden.
    Das widerliche Gefühl in ihrem Magen ließ sie angespannt und wachsam bleiben, falls irgendetwas Unerwartetes passieren sollte. Trotzdem trödelte sie nicht, sondern ging schnell zu dem Gebäude in der Mitte des Friedhofes. Als sie näher kam, sah sie, dass es weder Tür noch Fenster besaß. Es gab auch keinen Schornstein auf dem flachen Dach. Aus sicherer Distanz ging sie einmal um das Bauwerk herum, fand aber nichts, wodurch man es hätte betreten können. Es schien keinen anderen Sinn und Zweck zu erfüllen, als Platz wegzunehmen. Aber vielleicht war es ja auch das Portal selbst?
    Wayren hatte ihnen nicht viele Einzelheiten mitgegeben — entweder sie wusste selbst nichts, oder sie nahm an, dass alles offensichtlich wäre. Sie hatte ihnen nur gesagt, dass sich das Portal in der Nähe dieses Gebäudes befinden würde. Victoria musste noch zweimal drum herumgehen, wobei sie jedes Mal ein bisschen näher herankam, ehe sie einen schmalen Spalt in der schwarzen Erde entdeckte.
    War das das Portal?
    Victoria stand etwas entfernt davon, während sie sich alles genauer anschaute und sich fragte, ob sie hier wirklich richtig waren. Der Spalt verlief unregelmäßig gezackt durch die Erde, war vielleicht so lang, wie ein Mensch groß war, und nicht breiter als Tante Eustacias Spazierstock.
    Irgendwie hatte sie damit gerechnet, dass Dämonen aus dem Portal strömten - und in ihrer Vorstellung hatte es wie eine richtige Tür ausgesehen. Doch bis auf die seltsame Lautlosigkeit, die hier herrschte, und den durchdringenden Geruch nach Moder und Tod unterschied sich der Ort eigentlich von keinem anderen Friedhof.
    Victoria drehte sich zu Brim um, der noch einmal dabei war, das Gebäude zu umkreisen.
    »Was gefunden?«, fragte sie. Ihre Stimme klang hohl und dumpf.
    »Nein. Ist es das?«, erwiderte er, als er schließlich neben ihr
    stand. Sie konnte ihn zwar hören, aber man hatte das Gefühl, als befände man sich in einem geräuschlosen Wirbelsturm. Seine Worte drangen irgendwie dumpf und verzerrt, aber doch hörbar an ihr Ohr.
    »Könnte sein«, hallte ihre eigene Stimme, ohne dass Schwingungen spürbar gewesen wären. Victoria trat näher an den Spalt heran, wobei sie ein geöffnetes Fläschchen mit Weihwasser in der Hand hielt. Sie schaute hinein, konnte jedoch nichts Bedrohliches erkennen.
    Es wehte jetzt nicht einmal mehr eine Brise, und jedes Geräusch schien aus ihren Ohren gesogen worden zu sein. Sogar ihre eigenen Atemzüge, die schneller als normal waren, konnte sie nicht hören. Sie kippte das Fläschchen leicht und ließ ein bisschen von dem Weihwasser in den Spalt tropfen.
    Sofort stieg eine Rauchwolke auf - finster, schwarz und faulig stinkend, die in alle Richtungen zerstob -, fast wie ein Vampir, der gerade gepfählt worden war. Victoria sprang mit einem Satz zurück und wappnete sich für einen Angriff, während sie den Spalt nicht aus den Augen ließ. Doch alles blieb ruhig.
    Kein Laut war zu hören. Aber jetzt wusste sie zumindest, dass hier etwas war.
    Sie sah Brim an, der sein Schwert gezogen hatte. »Lass uns gehen«, sagte sie. »Wir kommen heute Nacht zurück.«
    Er nickte kurz, dann machten sich beide auf den Rückweg.
    Victoria sah immer wieder über die Schulter zurück, während sie zwischen den Grabsteinen hindurchgingen. Das

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