Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
vorbeirauschte. »Das Kleid gefallt mir eigentlich.« Aber sogar er, der meisterhafte Flirter, konnte den Ausdruck der Sorge auf seinem Gesicht nicht verbergen.
    Eine verschwundene, vielleicht sogar verletzte Wayren... das war etwas, womit sie sich noch nie hatten befassen müssen. Sie hatte immer so unantastbar gewirkt, so fern der Gewalt und der Auseinandersetzungen, in die die Venatoren verwickelt waren. Die Vorstellung, dass sie, die weise, gelassene, alterslose Frau, dem Bösen in die Hände gefallen sein könnte, war beunruhigend.
    Wie versprochen wechselte Victoria mit Verbenas Hilfe schnell ihre Kleidung. Statt des prachtvollen roten Kleides zog sie Sachen an, die kühler waren und sie nicht so sehr einengten. Sie trug nun eine ähnlich weite Hose wie Kritanu, die jedoch dunkelbraun war, und dazu ein Herrenhemd, das ein bisschen abgeändert worden war, damit es ihr passte. Mit gelockertem Korsett, festem Schuhwerk und bewaffnet eilte sie die Treppe nach unten, während sie sich im Laufen die Haare flocht. Sie hatte nicht unnötig viel Zeit dadurch verschwenden wollen, dass ihre Zofe es für sie tat. Das Gefühl, sich beeilen zu müssen, wurde immer stärker.
    »Die Pferde werden gesattelt und hergebracht«, sagte Max, als sie unten ankam.
    Sie nickte zustimmend; einem humpelnden Vogel konnte man leichter zu Pferd als in einer Kutsche folgen.
    Draußen herrschten immer noch angenehme Temperaturen, und der sternenübersäte Himmel half dem Mond, die Nacht zu erhellen. Trotzdem waren da immer wieder auch Wolkenstreifen, die den Halbmond und die Sterne zu verhüllen drohten, sodass sich ein unbehagliches Gefühl in ihr breitmachte.
    Kritanu entschied sich dafür, zu Hause zu bleiben. Zum einen, weil es ihm mit nur einer Hand schwerfallen würde, mit den anderen mitzuhalten; gesetzt den Fall, sie kamen so schnell voran, wie sie hofften. Zum anderen, weil jemand da sein sollte, falls Wayren, Brim oder Michalas zurückkehrten oder irgendeine Nachricht eintraf.
    Sie brachen auf, und Myza wurde an Max weitergereicht, damit er sich um sie kümmerte. Die Taube, deren Augen vor Entschlossenheit zu funkeln schienen, hatte es genauso eilig wie die anderen und flatterte ihnen voraus. Unbeholfen landete sie ein Stück weiter auf einem tiefhängenden Ast, um dann gleich darauf zum nächsten Baum zu fliegen.
    Sie flatterte ein bisschen und kam dann hastig zu Max zurück, der sie behutsam auffing und festhielt, bis sie wieder genug Kraft gesammelt hatte, um weiterzufliegen. Unterwegs kamen sie durch Straßen, gesäumt von Stadthäusern. Kutschen rumpelten vorbei und brachten die Mitglieder des ton zu Theateraufführungen, Feiern oder anderen Veranstaltungen oder holten sie von dort ab. Trotz der späten Stunde waren auch noch Angehörige der unteren Schichten mit Karren voller Waren und Mietdroschken unterwegs. Doch während Victoria und ihre Gefährten Myza folgten, wurden die Straßen immer leerer, schmaler und unheimlicher.
    Sie waren schon mehr als eine halbe Stunde in der von der Taube vorgegebenen Geschwindigkeit unterwegs, als Myza umdrehte und auf Max' große Hand zurückflatterte. Sie saß mit lang gestrecktem Hals und zur Seite geneigtem Kopf da, während sie sich umschaute. Victoria trieb ihr Pferd an und schloss zu ihnen auf. Ihr Bein streifte das von Max, als sie ihr Pferd ganz dicht neben seines brachte und den Vogel betrachtete, der ein leises Gurren von sich gab.
    Plötzlich waren Flügelschläge zu hören und das Gurren einer anderen Taube, die damit ihr Kommen ankündigte. Und dann ertönte das laute Klappern galoppierender Pferde, als Brim und Michalas um eine Ecke gejagt kamen.
    Myza und die neue Taube, die Thrush hieß, schienen eine Art Unterhaltung in der Vogelsprache zu führen, und plötzlich schwang der zweite Vogel sich in die Luft und begann im Kreis um sie herum zu fliegen. Dann stieß die Taube wieder herab und zupfte an Max' Ohr. Damit errang sie seine Aufmerksamkeit, und er verstand. Sie würden der unverletzten Taube folgen, der von Myza die Richtung vorgegeben worden war.
    Jetzt kamen sie viel schneller voran, und fünf Reiter folgten Thrush in donnerndem Galopp, weg von den belebteren Straßen in ruhigere Gegenden. Thrush musste häufig anhalten, im Kreis zurückfliegen, um dann über Max die Position zu halten, weil die Pferde einen weniger direkten Weg nehmen und dem Straßenverlauf folgen mussten. Endlich, nach einem mehr als einstündigen harten Ritt am Südufer der Themse entlang,

Weitere Kostenlose Bücher