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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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um sie und zog sie an sich, um dann dem Pferd die Absätze in die Flanken zu bohren. Sein Pferd machte einen Satz nach vorn, und Max beugte sich tief über den Hals, wobei er kurz die Augen schloss, als der Schmerz durch seinen Körper schoss.
    Sein Pferd hatte nur ein oder zwei Galoppsprünge gemacht, als er über die Schulter einen Blick nach hinten warf.
    Er sah, dass die wirbelnde, schwarze Wolke bis auf ein paar fadenförmige Schwaden immer noch irgendwie von der Friedhofsmauer aufgehalten wurde. Er zog die Zügel an und ignorierte den grässlichen Schmerz in Rücken und Armen. Das panische Pferd bäumte sich auf, es wollte lospreschen... doch Max riss es herum, sodass er die Szene, die sich auf dem Friedhof abspielte, genau sehen konnte.
    Die schwarze Wolke schwoll im Wechsel wirbelnd an und zog sich wieder zusammen. Sie hing tief unter dem Nachthimmel, sodass sie von Mond und Sternen beleuchtet wurde. Langsam, als würde sie suchen, quoll sie aus dem Friedhof heraus. Max hörte, wie der Wind zunahm, unheimlich zu brausen begann ... Die Wolke suchte etwas. Sie wusste, dass Wayren nicht mehr da war.
    Zum Teufel noch mal. Etwas Ähnliches hatte er noch nie erlebt oder gesehen. Eine eisige Kälte machte sich in ihm breit, während er beobachtete, was sich da abspielte.
    Etwas unerklärlich Böses brannte da. Und er fürchtete, dass dieses Etwas alles verändern würde.
    In dem Moment rührte sich Wayren. Sie bewegte sich und stöhnte, sodass Max sie wieder anschaute.
    »Wayren«, sagte er, als sie den Kopf hob, als würde sie versuchen, aus einem Traum zu erwachen.
    Ihre Lider flatterten, doch ihre Augen blieben geschlossen, und sie schien noch tiefer in seine Arme zu sinken. Im silbrigen Licht des Mondes wirkte ihr Gesicht kalkweiß, und obwohl ihre Züge angespannt waren, erinnerte ihre Haut immer noch an Porzellan. Sie war krank und von dieser durchdringenden Bosheit stark geschwächt. Er musste sie von hier wegschaffen, sonst würde sie nicht überleben.
    Max warf noch einen letzten Blick auf den Friedhof, dann trieb er sein Pferd wieder an, und es ging los.
    Über den Dächern Londons war bereits die Morgendämmerung zu erkennen, als Max beim Stadthaus ankam. Wayren hatte sich bewegt und war wach genug geworden, um wieder gegen ihn zu sinken und mit schwachen Fingern in die Mähne des Pferdes zu greifen. Sein vom Blutverlust geschwächter Körper schmerzte bei jeder Bewegung. Schwarze Punkte und lange Schatten tanzten vor seinen Augen. Jeder Schwerthieb, jeder Streich mit der Klinge hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt. Jedes Straucheln, jeder Hieb, der ins Leere ging, jedes Mal, wenn er zu langsam gewesen war... zu schwach.
    Er wurde schneller müde, verletzte sich schwerer und blutete zu stark.
    Ihre Entscheidung, ihn wegzuschicken, war richtig gewesen.
    Er ritt direkt in den kleinen Stall und donnerte mit der Faust gegen die Wand, um den Stallburschen zu wecken, während er absaß. Es war keiner da, der hätte sehen können, wie die Beine fast unter ihm nachgaben und er taumelte, ehe er mit Wayren auf dem Arm sein Gleichgewicht zurückgewann.
    Oliver, der stämmige, rothaarige junge Stallbursche, trat zu ihm, und Max warf ihm die Zügel zu. Er brauchte keine Erklärungen abzugeben.
    Drinnen im Haus wartete Kritanu. An den Lichtern in den Fenstern erkannte Max, dass der alte Mann immer noch, seitdem er ihnen Brim und Michalas hinterhergeschickt hatte, Wache hielt.
    Worte waren überflüssig. Der geschwächte Zustand, in dem Wayren sich befand, sprach Bände. Zwar versuchte sie zu stehen, musste sich aber bei Max anlehnen, um nicht zusammenzubrechen.
    »Ich habe Ylito eine Nachricht geschickt«, erklärte Kritanu mit leiser Stimme, während er Max half, es Wayren in einem Sessel bequem zu machen. »Die Tauben fliegen schnell. Vielleicht hören wir morgen schon etwas, wenn er irgendetwas weiß.«
    Die Vögel waren wirklich schnell, und Max wusste, dass das an der gleichen heiligen Kraft lag, die auch die Venatoren durch ihre vis bullae beseelte, welche sie schützte und stärkte. Ylito, der Einsiedler, der sich mit Kräuterkunde, Alchemie und anderen spirituellen Dingen beschäftigte, befand sich wahrscheinlich noch in Rom. Doch mit Hilfe der Brieftauben könnte er ihnen alles mitteilen, was Wayren unter Umständen half.
    »Max«, sagte Wayren in dem Moment mit schwacher Stimme. »Setz dich.« Ihre auf dem Schoss liegende Hand bewegte sich kurz, als wäre sie zu schwach, um die Geste in ihrer Gänze

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