Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
glatt wurden.
In der Kammer, die sie zuerst betreten hatten, war es dunkler — nicht weil es hier weniger schimmernden blauen Rauch gab, sondern mehr von den schrecklichen schwarzen Schatten. Sie schienen sich vervielfacht zu haben. Aber Victoria und ihre Gefährten gingen eng an Wayren gedrückt weiter in Richtung Tür.
Schließlich gelangten sie zur Außentür. Sie drängten sich so eng aneinander, dass sie Sebastian hinter sich spürte und Max' Bewegung, als er die Hand nach der Tür ausstreckte, um diese aufzustoßen. Als er den Arm mit dem Schwert hob, stieß er gegen Victoria, und sie spürte den Druck und jede seiner Bewegungen. Sie spürte Wayrens Gewicht, die Wärme ihres Körpers, die seidige Glätte ihres Haars und die Steinwand an ihrer Wange...
Und plötzlich stürzten sie durch die offene Tür. Das Tosen wurde leiser, der modrige Geruch des Bösen schwächer. Der Nebel wurde lichter, und die schwarzen Schatten flatterten auf und davon.
Die Tür war aufgegangen. Sie befanden sich draußen auf den Stufen.
Kapitel 5
In dem sich Max auf den Weg nach Hause macht
Draußen wurden sie nicht wirklich weniger von den schweren schwarzen Schatten und dem alles vereinnahmenden wirbelnden Nebel bedrängt, aber es herrschte hier kein so heftiger Sturm wie im Innern des kleinen Gebäudes. Brim und Michalas hatten wohl in der Nähe gewartet, denn sobald Victoria und die anderen durch die Tür kamen, halfen sie ihnen hoch.
Doch hier draußen hatten die Schattenkreaturen mit den Krallen und den brennenden Augen mehr Platz, um sich mit gebleckten Fangzähnen und reißenden Klauen auf sie zu stürzen. Eine packte Victoria an den Schultern und hob sie vom Boden hoch. Sie ließ Wayren los und griff nach ihrem Schwert.
Die Klinge fuhr von unten durch den Dämon, und sie spürte wieder diese übelkeiterregende Kälte. Trotzdem fand sie ihr Ziel. Als sie rücklings ins platt getrampelte Gras fiel und aufschaute, sah sie den Mond hinter dem wirbelnden Nebel schimmern.
Wenn sie es schafften, aus dem Friedhof herauszukommen, dann wären sie in Sicherheit. Oder zumindest wäre es nicht mehr ganz so gefährlich.
Das hoffte sie zumindest.
Max hielt Wayren jetzt allein. Er hatte sich über sie gebeugt und kehrte der Bedrohung von oben den Rücken, während Brim und Victoria die Dämonen abwehrten.
Wenn sie es schafften, sich den Weg bis zum Tor freizukämpfen ... würde dann die Einfriedung dafür sorgen, dass der dämonische Nebel ihnen nicht folgen konnte?
Sebastian und Michalas hatten die Geistesgegenwart, die Tür zum Mausoleum zu schließen, und zusammen stemmten sie sich dagegen, um sie zu verriegeln. Der Wind ließ nach, und es drangen keine Schatten mehr nach draußen, doch da war immer noch ein schwacher Faden blauen Rauches, der sich hartnäckig durch einen Spalt drängte. Der Nebel lichtete sich ein wenig und wirbelte nicht mehr so stark, sodass sie einander jetzt zumindest sehen konnten. Blut strömte über Brims Wange, und auf Sebastians einer Gesichtshälfte war ein langer roter Striemen.
»Hier entlang«, rief Victoria, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich. Sie rannte auf das Friedhofstor zu, um möglichst weit weg zu sein, wenn der Sturm es schaffte, die Tür des Mausoleums aufzubrechen. Die Tür zitterte und bebte in den Angeln.
Der Wind gewann wieder an Stärke, als sie beim Tor ankamen, und eine schwarze Wolke hüllte sie ein. Victoria hörte das wütende Kreischen der dämonischen Elemente, und sie drehte sich zu Brim um. »Weihwasser!«, rief sie.
Im Laufen steckte Brim eine Hand in die Tasche seiner Jacke und zog eine Flasche und ein großes silbernes Kreuz hervor. Der Sturm tobte mit aller Heftigkeit weiter, sodass ein weiterer dicker Ast abbrach und zu Boden krachte. Das Geschoss, das annähernd mannsdick war, verfehlte Brim nur knapp und streifte seine Schulter. Er wollte ihr die Flasche reichen, aber sie drehte sich zu Max um, der sich immer noch über Wayren beugte.
Victorias Haar fegte wie eine Waffe um ihr Gesicht, und die schwarze Bö ließ sie beinahe gegen die Mauer stürzen. Etwas Warmes lief ihr über die Wange und in den Nacken. Sie musste Wayren hier rausholen, und es gab nur einen Weg, ihre Flucht sicherzustellen. Sie ergriff mit beiden Händen Max' Gesicht und hob es, damit er ihr in die Augen schaute. »Nimm sie mit. Nimm Brim mit. Geh. Wir werden sie ablenken.«
Sie schob ihn zu einem ausladenden Busch, und er glitt mit seiner Bürde darunter. Vorher
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