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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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auszuführen.
    Er wollte sich nicht hinsetzen. Er wollte wieder los, sich irgendwo ein frisches Pferd besorgen, um dann durch die Stadt zu rasen, die Themse zu überqueren und wieder zu diesem dämonischen Friedhof zu gelangen, damit er Victoria in Sicherheit bringen konnte.
    Verdammt. Was für ein elend nutzloser Mistkerl er geworden war.
    Schwach. Unschlüssig. Lädiert.
    »Setz dich«, sagte Wayren noch einmal, aber jetzt mit festerer Stimme. »Ehe du umkippst.«
    Kritanu, der dem Butler etwas abseits leise Anweisungen gab, drehte sich zu dem großen Schrank um, der im kleinen Salon stand. Etwas unbeholfen versuchte er mit seiner einen, verbliebenen Hand das Schloss zu öffnen, während er fragte: »Was ist passiert? Was ist mit Victoria und den anderen?«
    Max zuckte mit den Achseln und spürte, wie wieder ein stechender Schmerz durch seine Schulter schoss. Seine Knie zitterten. Wenn er sich nicht bald setzte, würden die Beine unter ihm nachgeben. Doch wenn er sich ergab und hinsetzte, würde er nicht wieder aufstehen. »Sie kämpfen gegen die Dämonen, die Wayren geholt haben. Die anderen haben sie aufgehalten, damit wir flüchten konnten.«
    Kritanu, der immer noch am Schrank stand, drehte sich um, und Max sah, dass er die Gardella-Familienbibel in der Hand hielt. Es war ein altes Buch aus gelbem, vom Alter brüchigem Papier, in dem die Namen derer standen, die das geistige Erbe der Gardellas angetreten hatten - sowohl jene, die von Geburt an Venatoren gewesen waren wie Victoria, als auch jene, welche ihrer Berufung zum Venator gefolgt waren wie zum Beispiel Max.
    Der ein Venator gewesen war.
    Verfluchte Lilith.
    Sie hatte ihm alles genommen.
    Max gab sich geschlagen. Die Beine gaben unter ihm nach, und er sank in einen Sessel, auf dessen Lehne er sich abstützte, um der Bewegung zumindest einen Hauch von Anmut zu verleihen.
    Er beobachtete, wie Kritanu die Bibel Wayren brachte und sie ihr aufgeschlagen auf den Schoss legte. Das Buch ragte über ihre schlanken Beine und das dreckige, zerrissene Kleid hinweg, sodass sie noch kleiner aussah. Sie legte die Hände darauf, schloss die müden Augen, und dann konnte Max sehen, wie wieder Farbe in ihr Gesicht strömte.
    Ihre blassen Lippen bewegten sich stumm und nahmen langsam eine rosige Färbung an. Ihre Hände hörten auf zu zittern, und die Anspannung in ihrem Gesicht ließ nach.
    Plötzlich öffnete sie die Augen und sah ihn an. »Danke, Max. Ich weiß, wie schwer es für dich war, die anderen zu verlassen.«
    »Es wurde mir aufgetragen.«
    Sie öffnete den Mund, als wollte sie noch etwas sagen. Doch dann hielt sie inne und legte den Kopf zur Seite, wie es Myza immer tat. Ihre Augen schimmerten hell, und sie wechselte einen Blick mit Kritanu, der von Charley eine Schüssel mit Wasser in Empfang genommen und seinen verstümmelten Arm darum geschlungen hatte. In der Hand hielt er ein Tuch. Es war so nass, dass es tropfte, und es verströmte einen stechenden Geruch.
    Wortlos nahm Max das Tuch und vergrub sein Gesicht darin, wobei er den Kräutersud einatmete, in den es getaucht worden war, und sich Blut und Dreck von der Haut wischte. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper tat weh, trotzdem waren sie angespannt und schrien danach, benutzt zu werden. Sein ganzer Körper war in Bereitschaft.
    Er konnte einfach nicht hier sitzen und warten.
    Und immer weiter warten.
    Er rieb sich das Gesicht noch fester mit dem Tuch.
    »Thrush ist zurückgekommen.«
    Bei Wayrens leisen Worten ließ Max die Hände sinken und hob das Gesicht aus dem feuchten Tuch, das mittlerweile abgekühlt war. Dann hörte er ein leises Klopfen an der Scheibe. Aber Kritanu stand bereits davor, entriegelte das Fenster und öffnete es.
    Wenn Thrush tatsächlich zurückgekehrt war...
    Max wurde ganz kalt vor Nervosität.
    »Ich kann keine Nachricht finden.« Mit nur einer Hand fiel es Kritanu schwer, das kleine Röhrchen, welches am Bein des Vogels angebracht war, zu entfernen. Aber statt Max die Taube zu bringen, gab er den Vogel Wayren.
    Verflucht. Sah er so schlecht aus?
    Wayren schaute von der Taube auf. »Da ist keine Nachricht.«
    Keine Nachricht.
    Max wollte aufstehen, aber Wayren warf ihm einen finsteren Blick zu und hob eine Hand. Die Hand war erstaunlich ruhig. »Beruhige dich. Thrush würde Myza nie alleinlassen. Sie hatten einfach nichts, was sie als Nachricht hätten schicken können.«
    War er so verdammt leicht zu durchschauen?
    Er blieb also sitzen und versuchte, nicht zum Fenster zu

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