Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
das schreckliche Gewand bedecken... doch im Nachhinein konnte er sich des Verdachts nicht erwehren, dass sie wusste, dass er nicht wegen des Schnitts darauf bestanden hatte. Verdammt.
»Vielleicht sollte ich einen Blick darauf werfen, Sebastian. Nur um sicherzugehen«, sagte Victoria. Sie beugte sich nach vorn, und der Ausschnitt klaffte noch ein bisschen weiter auf, sodass die Andeutung von Spitze zu erkennen war.
»Vielleicht könnten wir uns jetzt endlich unserem eigentlichen Thema zuwenden«, stieß Max mit eisiger Stimme hervor. »Dann werde ich mich zurückziehen, und ihr beiden könnt nach Herzenslust gegenseitig eure Wunden begutachten.«
Es fiel ihm heute etwas schwer, verärgert und gelangweilt zu klingen. Und als Vioget ihm mit hochgezogenen Augenbrauen einen fragenden Blick zuwarf, ignorierte Max die Selbstgefälligkeit, die auf dem Gesicht des anderen Mannes lag.
Es würde wirklich am besten sein, wenn er endlich ein für alle Mal verschwand.
Dann hätte er zumindest nicht mehr so große Schwierigkeiten damit, Entscheidungen zu treffen... und sich auch an sie zu halten.
Victoria zog ihren Morgenmantel zusammen und richtete sich auf. Ihre Miene wurde ernst. »Ich habe mit Brim gesprochen, ehe er schlafen gegangen ist - seine Verletzungen sind sehr schwer, aber er wird wieder in Ordnung kommen. Das hat er dir zu verdanken, Sebastian.« Sie sah Vioget an, der daraufhin mit hochgezogener Augenbraue zu Max blickte.
»Pesaro war zuerst da. Ehre, wem Ehre gebührt. Nicht wahr?«
»Natürlich. Max.« Sie nickte ihm zu, und er bemerkte einen höchst frostigen Ausdruck in ihren Augen.
Gut. Sie war immer noch wütend auf ihn. Es war besser, wenn das auch so blieb.
»Auch Brim ist sich sicher, dass uns noch nie von einem derartigen Angriff berichtet wurde. Allerdings waren er und Michalas ja gerade im Begriff gewesen, ein Ansteigen dämonischer Aktivität in Paris zu untersuchen. Aus gesicherter Quelle wurde ihnen berichtet, dass beobachtet worden sei, wie sich eine unheimliche schwarze Wolke über einem Friedhof bildete.«
Brim und Michalas hatten ihre Nachforschungen einige Wochen zuvor unterbrochen, um Victoria dabei zu helfen, Liliths Pläne zu durchkreuzen.
Max richtete sich auf. Seine Gedanken kreisten jetzt nicht mehr um solch frivole Dinge wie lilafarbene Nachthemden aus Spitze, sondern hatten sich wichtigeren Themen zugewandt. Und es gefiel ihm nicht, welche Richtung seine Gedanken einschlugen. »Wayrens göttliche Kräfte erwiesen sich als nutzlos gegen diese Dämonen«, erklärte er. »Wären wir nicht rechtzeitig da gewesen, hätte das unter Umständen ihr Ende bedeutet. Sie war in Paris, ehe sie hierherkam«, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
Victoria sah ihn an. »Ich habe den Verdacht, dass es das ist, hinter dem sie her sind.«
»Natürlich.« Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. »Das bedeutet, dass...«
»Dass etwas Größeres im Gange ist. Die Dämonen erheben sich.«
Ihre Blicke trafen sich, und Max merkte, wie sich ein ungutes Gefühl in seinem Innern regte. Vampire allein waren schon ein schwerwiegendes Problem, doch wenn Dämonen sich erhoben, wenn unzählige von ihnen aus den Tiefen der Hölle freigelassen wurden, dann würde das sowohl Sterbliche als auch Untote vernichten. Dämonen — Engel, die vor langer Zeit in Ungnade gefallen waren - und Vampire waren Todfeinde, genau wie Sterbliche und Vampire.
Max und Victoria hatten schon früher mit Dämonen zu tun gehabt, allerdings nur mit einem oder zweien, die über nicht sehr viel Macht verfugten. Doch was sie heute Abend an dämonischem Unwesen auf dem Friedhof erlebt hatten, war ihnen noch nie zuvor begegnet. Der Angriff war intelligenter, massiver und gefährlicher als bei Akvan oder sogar Lilith gewesen.
»Wayren kennt sich mit der Macht und Stärke von Dämonen besser aus als jeder andere. Natürlich würde man also als Erstes sie aus dem Weg räumen, ehe man versucht, die Macht an sich zu reißen; wenn sie denn das Ziel war.«
»Aber woher kommen sie?«, fragte Vioget, der den beiden die ganze Zeit gebannt gelauscht hatte. »Dämonen können doch nicht einfach aus der Hölle aufsteigen. Sie müssen losgelassen werden. Irgendwie. Irgendwo.«
»Nicht von Lilith«, meinte Victoria und sah Max an.
Er unterdrückte ein Schnauben, während ihn gleichzeitig ein Schauer des Unbehagens durchfuhr. »Natürlich nicht. Lilith würde nie mit Dämonen paktieren, sie hasst sie.«
»Aber sie bat dich, Akvans Obelisken zu
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