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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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gab.
    Es musste eine andere Möglichkeit geben.
    Aber Max hatte alles gut vorbereitet, was sie nicht weiter überraschte, und als Victoria und Brim endlich die Ausläufer des rumänischen Gebirges erreichten, in dem sich Liliths Unterschlupf befand, waren sie noch immer niemandem begegnet, der die drei Venatoren gesehen hätte. Und jetzt konnten sie nicht weiter, denn weder Victoria noch Brim wussten, wo sie das Versteck suchen sollten.
    »Sebastian schien nicht genau zu wissen, wo sich der verzauberte Teich befindet«, sagte Victoria. Sie schirmte die Augen gegen die Sonne ab, die soeben hinter dem Berg vor ihnen aufging. Sie hatten von Mitternacht bis vier Uhr morgens geschlafen, waren aufgebrochen und so weit geritten, wie sie konnten. »Er hat mir weder gesagt, wie er heißt, noch irgendwelche anderen Informationen gegeben; nur, dass die Kugel darin versteckt sei.«
    »Max hat gesagt, sie würden uns finden, sobald sie die Ringe haben«, erklärte Brim. »Du siehst so aus, als ob du eine ganze Woche nicht geschlafen hättest, Victoria. Da wir jetzt nicht weiterkönnen, solltest du dich vielleicht ein bisschen ausruhen.«
    Sie war tatsächlich erschöpft. Und hatte Liebeskummer. Und war wütend. All das hatte sie daran gehindert, gut zu schlafen, seit sie Prag verlassen hatten. Sie wollte sich nicht ausruhen, Zeit verschwenden, die sie nutzen konnte, um nach Max zu suchen und ihn möglicherweise aus einer Situation zu befreien, in die er sich selbst hineinmanövriert hatte.
    Aber von all diesen Dingen abgesehen war Victoria eine praktisch denkende Frau, und sie wusste, dass Brim Recht hatte. Sie würde niemandem etwas nütze sein, wenn sie nicht besser auf sich achtgab. Nicht einmal Venatoren konnten dieses Tempo auf Dauer durchhalten.
    Sie erklärte sich bereit, ein Zimmer im nächsten Ort zu mieten, und nach einem letzten Blick auf die Berge, die die Sicht auf den heller werdenden Himmel versperrten, schlief sie tief und fest ein, während Brim Wache hielt.
    Man hatte das Gefühl, in dem Raum zu ersticken. Dunkel, warm und rot, überall rot: in den brennenden Feuern, den Möbelüberwürfen, den dunklen Wandbehängen. Karmesinrot auf Kastanienbraun, Bordeauxrot und Scharlach. Sebastian hatte das Gefühl, als wäre er in einen Backofen getreten. Und dann der Geruch nach Rosen. Schwer und süß mit einem Anflug von Bosheit und Verlangen.
    »Und welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen deiner Gesellschaft, Maximilian?« Liliths Augen leuchteten vor Freude. Sie glühten rot, ein reines, strahlendes Rot, und die brennende Iris war mit Blau gesäumt, wie es ihrem Stand als Königin der Vampire, Tochter von Judas Ischariot, gebührte.
    Sebastian sah den Mann an, den sie angesprochen hatte, und fragte sich erneut, wie er es schaffte: diese ungerührte, arrogante Miene, die nicht einmal angesichts der Besessenheit der Vampirkönigin, die wie schwerer Samt über dem Zimmer zu liegen schien, Unbehagen verriet. Allein wie sie Pesaro anschaute, verursachte Sebastian eine Gänsehaut, und er war noch nicht einmal derjenige, den sie ansah.
    Die drei Venatoren waren vor dem geheimen Eingang zu Liliths Unterschlupf empfangen und auf direktem Wege in ihr Gemach geführt worden. Natürlich waren Pesaro und Sebastian von ihren Wächtern erkannt worden, und keiner der Untoten hatte auch nur versucht, sich an ihnen zu vergreifen, aber man hatte ihnen ihre Pflöcke abgenommen. Hier, tief im Unterschlupf des mächtigsten Vampirs der Welt, fühlte Sebastian sich so ganz ohne Waffe ausgesprochen unwohl. Dass alle drei zu ihrem Schutz ihre vis bullae, Kreuze und einige Fläschchen mit Weihwasser bei sich hatten, war da nur ein schwacher Trost.
    Er hatte sich zwar schon früher unter Untoten aufgehalten, aber damals hatte er immer unter dem Schutz von Beauregard gestanden. Durch den Tod seines Großvaters, für den er entscheidende Verantwortung trug, hatte er sich eindeutig für die Venatoren entschieden und konnte nun nicht mehr zwischen beiden Seiten balancieren.
    Lilith sah völlig unverändert aus. Ihre langen, unwahrscheinlich hellroten Haare fielen ihr wie brennende Medusa-Locken über die Schultern und die blasse, von blauen Venen durchzogene Haut, die am Ausschnitt zu sehen war. Der Stil ihres Kleides erinnerte eher an die Gewänder, die Wayren trug, denn es floss an ihrer schlanken Gestalt lang und schlicht bis zum Boden. Lilith war offensichtlich eine attraktive Frau nahe dreißig gewesen, als sie von Judas in eine Untote

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