Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
dass ich deine Hilfe ablehnen würde.«
Sebastian warf seinem Gefährten einen scharfen Blick zu. Verdammt. Sie hatte sie bereits erwartet.
Statt überrascht oder bestürzt zu wirken, hob Pesaro das Kinn und blickte voller Arroganz auf die Vampirkönigin herab. »Das ist genau der Grund, weshalb ich hergekommen bin.«
»Und ich dagegen glaube, dass du mich vermisst hast, mein lieber, sterblicher Maximilian.« Lilith erhob sich anmutig und verbreitete dadurch wieder den betäubenden Geruch von Rosen im ganzen Raum. Sebastian hatte das Gefühl, gleich würgen zu müssen.
Gleich darauf stand sie vor Pesaro, wobei ihre seidigen, tannengrünen Röcke wie eine kleine Schleppe hinter ihr herglitten. Die Vampirkönigin war so groß wie Max, größer als Sebastian. Sie streckte die Hand nach Pesaro aus, und dabei glitt der Ärmel ihres Kleides zurück und enthüllte die bleiche, von blauen Adern durchzogene Haut eines unglaublich dünnen Armes. Sie sah den unglückseligen Mann an und versuchte, ihn mit ihrem Blick in Bann zu ziehen, während sie die knochige Hand um seinen Nacken schlang und die Finger in sein Haar schob.
Wie konnte er die Berührung dieser Hände ertragen? Hatte sie ihn mit ihrem Blick so leicht in ihren Bann ziehen können?
Sebastian beobachtete alles ganz genau, sein Herz begann schneller zu schlagen, und er wechselte einen Blick mit Michalas. Sie waren einverstanden gewesen, dass Max sich allein um Lilith kümmerte... oder waren eher darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass er die Sache mit ihr regeln würde. Aber jetzt...
Pesaro stand weiter ganz ruhig da, man sah ihn noch nicht einmal atmen. Da war nur diese totenbleiche Hand, die sich über seine viel dunklere Haut bewegte. Mit fasziniertem Entsetzen beobachtete Sebastian, wie ihre Hand über den Kragen seines geöffneten Hemds nach vorn fuhr und dann seinen Arm hinunterglitt, um sein Handgelenk zu nehmen. Sie berührte ihn, als würde er ihr gehören, als würde sie jeden Muskel seines Körpers, jedes Haar auf seinem Kopf kennen.
Erst in diesem Moment, als er Zeuge dieser Farce von Zärtlichkeit wurde, begriff Sebastian das volle Ausmaß des Opfers, das Pesaro gebracht hatte, indem er herkam.
Und Victoria zurückgelassen hatte. Wo sie in Sicherheit war.
Verdammt. Widerwilliger Respekt für Max Pesaro war keine von Sebastians bevorzugten Gefühlsregungen.
Er konnte sehen, dass Lilith ihre langen Finger um Max' Handgelenk geschlossen hatte. Während sie mit der anderen Hand nach seinem Kiefer griff und ihre Fangzähne hervortraten, schmiegte sie sich mit ihrem ganzen Körper an ihn.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du zu mir zurückgekehrt bist«, sagte Lilith und streckte die Hand aus, um Max' Wange mit einem spitzen Nagel zu berühren.
Und da bewegte er sich. Plötzlich, ruckartig, gewandt.
Eben hatte Lilith ihn, anscheinend völlig überwältigt, noch in ihrer Gewalt gehabt, wollte gerade ihre Fangzähne in seinen sehnigen Hals schlagen... und im nächsten Moment hatte Max sie auch schon an beiden Handgelenken gepackt, sodass sie
sich nicht mehr rühren konnte. Er bleckte die Zähne zu einem freudlosen Grinsen und schob sie von sich weg. »Nein.«
Sebastian machte sich auf einen wütenden Angriff von Lilith und den vier Vampiren gefasst, die er tief im Schatten verborgen und hinter den Wandteppichen erspäht hatte.
Doch überrascht beobachtete er, dass Lilith nicht das Gleichgewicht verlor, sondern stehen blieb, und statt dass blinde Wut ihr Gesicht verdunkelte, sah er Freude. Reine, unverstellte Freude, der eine leichte Verwirrung folgte.
»Du bist zurückgekehrt«, sagte sie erstaunt. »Du bist als Venator zurückgekehrt, mein lieber Maximilian.« Sie lächelte, und die pure Lust in ihrer Miene sorgte dafür, dass sich Sebastians Magen in unangenehmer Weise zusammenzog. »Ich hielt es für unmöglich, aber... da bist du.«
»Offensichtlich konnte der Makel, mit dem du mein Blut behaftet hast, göttlichem Willen nicht standhalten«, erwiderte Pesaro.
Lilith schürzte die Lippen, und bei jeder anderen Frau hätte Sebastian das wohl reizvoll gefunden; doch nicht bei ihr. »Ich werde mich nicht beklagen, Maximilian. Dich in so herrlicher Verfassung zurückzuhaben... ich muss gestehen, dass ich von dem normalen Mann, der du geworden warst, ein wenig gelangweilt war.«
»Ich hätte alles getan, um den Bann zu lösen.«
»Das ist es, was eine so endlose Faszination auf mich ausübt, mein Lieber. In
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