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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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verwandelt wurde. Doch was einst eine ätherische Schönheit gewesen war, hatte sich im Laufe der Jahrtausende in ein Wesen aus kalter, marmorgleicher Haut und hageren Zügen verwandelt. Sogar aus der Ferne konnte Sebastian die fünf dunklen Flecken auf ihrer Wange sehen, die wie ein Halbmond angeordnet waren.
    »Wie ich sehe, ist umdekoriert worden«, meinte Pesaro. »Ich erinnere mich gar nicht, dass es bei meinem letzten Besuch hier so rot gewesen ist.«
    »Ich empfinde es als sehr gemütlich, Maximilian.« Liliths Stimme klang fast wie ein Schnurren, das Sebastian unangenehme Schauer über den Rücken jagte. »Ich würde dir gern zeigen, was ich meine.«
    Er hatte Lilith natürlich auch schon früher gesehen, doch es waren immer kurze Begegnungen in Begleitung des mächtigen Beauregard gewesen - oder bei dem heftigen Kampf unter den Straßen Londons, der noch gar nicht so lange her war. Sebastian
    hatte keine Angst vor ihr, doch er befand sich in ihrer Gegenwart im Zustand höchster Wachsamkeit; so erging es jedem - Sterblicher oder Untoter - bei ihr.
    Er musterte Pesaro und suchte nach irgendwelchen Hinweisen für Unbehagen oder Schwäche. Gütiger Himmel! Der Mann musste aus Stein sein. Ihm war kein Abscheu anzumerken, obwohl er die gleichen Empfindungen hegen musste wie Sebastian. Max war viel häufiger bei Lilith gewesen als er. Wie hatte er es über sich gebracht, freiwillig zurückzukehren?
    Als Objekt ihrer Begierde, eingepfercht an solch einem abgeschiedenen Ort mit ihr... wie schaffte es ein Mensch, da nicht verrückt zu werden?
    »Du weißt vom Anstieg dämonischer Aktivität«, sagte Pesaro. »Das Midiversum-Portal steht offen und stellt sowohl für uns Sterbliche als auch für die Untoten eine Bedrohung dar.«
    »Jetzt sag nicht, dass du hergekommen bist, um mich zu beschützen, mein Schätzchen.« Lilith sprach wie ein affektiertes Frauenzimmer, aber das Glitzern in den gefährlichen Augen sagte etwas anderes. Sie war gerissener als jede Frau, die er je kennen gelernt hatte.
    »Man könnte es so deuten, wenn du möchtest«, erwiderte Pesaro gelassen. Er stand genau vor der Chaiselongue, auf der die Vampirkönigin hingegossen lag, als wollte er ihr die Sicht auf die anderen versperren, damit sie nur ihn beachtete.
    Sebastian wusste nicht recht, was er davon halten sollte, so abgeschirmt zu werden. Doch er nutzte die Gelegenheit, sich den Raum und die Einrichtung genauer anzusehen, um vielleicht etwas zu entdecken, das ihnen später einen Vorteil verschaffen könnte. Verärgert stellte er fest, dass es in dem Raum nichts gab, was aus Holz bestanden hätte, und deshalb noch nicht einmal die Möglichkeit bestand, etwas als provisorischen Pflock zu benutzen. Es gab Stühle und Tische aus Stein, die zur Bequemlichkeit mit Kissen und Polstern versehen waren, und die Chaiselongue, welche aus schmalen, goldenen Ruten gefertigt war. Es handelte sich wohl um eine bestimmte Sorte Bambus.
    Nichts in diesem Raum würde einem Untoten Schaden zufügen - keine Fenster, die Sonnenlicht eingelassen hätten, noch Schwerter, um einen Vampir zu köpfen.
    Was zum Teufel hatte Pesaro sich dabei gedacht, sie hierher zu bringen, noch dazu unbewaffnet?
    »Die Vampire sind genauso bedroht wie meine Leute. Sie sind von den Dämonen angegriffen und aus ihren Verstecken vertrieben worden. Aber das wird dir nicht neu sein«, fuhr Pesaro fort.
    »Nein, natürlich nicht.« Lilith setzte sich auf und legte zum ersten Mal, seit sie Max gesehen hatte, den sinnlichen Gesichtsausdruck ab.
    »Du willst doch bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie sie durch das Portal kommen und dir deinen Platz hier auf Erden streitig machen.«
    »Es erheitert Luzifer zuzuschauen, wenn wir gegeneinander kämpfen«, sagte Lilith. Blasse, bläuliche Lippen, die einst voll und von sinnlichem Rot gewesen waren, verzogen sich. »Ich habe Truppen in Marsch gesetzt, aber sie waren nicht so erfolgreich, wie ich gehofft hatte.«
    »Und jetzt hockst du hier und versteckst dich in deinem Unterschlupf?«, fragte Max leicht herausfordernd. »Bei jemandem mit deiner Macht hatte ich ein bisschen mehr erwartet.«
    »Aber, mein lieber Maximilian. Verstehst du denn nicht? Ich habe kaum mal den Finger gerührt, habe gerade mal ein paar meiner unfähigsten Lakaien geschickt — und schon bist du hier. Du und deine Gefährten. Retter, alle miteinander. Der Sterblichen und auch der Untoten.« Ihre Augen wurden ganz schmal vor Erheiterung. »Und du kannst dir gar nicht vorstellen,

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