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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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tonlos.
    Bommer nickte, nahm einen Schluck von seinem Bier.
    „Ja, das ist wirklich toll.“
    „ Du hast den Preis auch wirklich verdient. Allein wie sparsam du mit deinen Witzen umgehst. Ein Witz wird zigmal wieder verwendet. Der reicht für mindestens zwanzig Bücher.“
    Er sah mich lange an.
    „So, du glaubst also, das wäre nur ein Kirmespreis, und was ich da schreibe, ist sowieso nur billiger Kitsch. Ich habe ja nicht so ein literarisch bedeutendes Werk wie die ‚Schneeflocken im August’ geschrieben, wovon unsere Kollegin von Hardenberg immer so schwärmt.“
    Seine Stimme war auf einmal scharf und aggressiv. Ich war so überrascht über seine Worte, dass ich ihn nur stumm ansah. Woher wusste er überhaupt, dass ich der Autor von ‚Schneeflocken im August‘ war? Von Meike hatte er diese Information sicher nicht. Vielleicht hatte sie ja mit ihm über das Buch gesprochen, aber sie hatte bestimmt nicht verraten, dass ich der Autor war.
    Bommer blickte mich immer noch starr an. In seinen Augen war Hass.
    „ Du warst schon so ein arroganter Stinkstiefel, als ich dich kennengelernt habe. Und das nur, weil du der Liebling von Baretta warst. Der hat ja so getan, als wärst du der kommende Nobelpreisträger. Nur schade, dass ihn dann deine Schneeflocken so enttäuscht haben.“
    Ich musste schlucken. Als Bommer den Namen Baretta genannt hatte, war das wie ein Messerstich in meine Eingeweide gewesen. Warum redeten jetzt auf einmal alle von Baretta? Sieben Jahre war es her, dass Baretta einfach verschwunden war. Am Anfang hatte die Polizei monatelang nach ihm gesucht, ohne Ergebnis. Irgendwann hatte man die Akte geschlossen und Baretta war in Vergessenheit geraten.
    „Weißt du, dass Baretta wieder aufgetaucht ist?“
    Bommers Stimme war auf einmal eine andere. Der Hass war verschwunden, ein lauernder Ton war an seine Stelle getreten.
    „Ich habe ihn gesehen, er ist ziemlich heruntergekommen, hat mich gar nicht erkannt. Ist nur noch ein Schatten, so wie der Ghostkiller in deinen Geschichten.“
    Er lachte hämisch, als hätte er einen Witz gemacht. Mein Mund war trocken, aber ich rührte meine Flasche Bier nicht an. Ich war wie gelähmt.
    „Du erzählst doch Stuss“, sagte ich. „Baretta ist tot.“
    Bommer machte eine Bewegung mit seinem Arm, sie wirkte übertrieben und ungelenk, als versuche er, seinen Arm weit wegzuwerfen.
    „Baretta ist nicht tot“, sagte Bommer. „Nein, er ist hier. Hier in der Stadt.“
    Bommer beugte sich zu mir, kam näher, flüsterte fast.
    „Er hat mir eine unglaubliche Geschichte erzählt. Eine Riesenchance für mich. Und diesmal wirst du mir nicht in die Quere kommen.“
    Bommer schwankte leicht, er hatte zu viel getrunken, das war offensichtlich. Er stierte mich an.
    „Glaub ja nicht, dass ich mich verdrücke, wenn’s darauf ankommt. Du wirst mir das nicht nehmen. Diesmal nicht.“
    Er nahm noch einen Schluck von seinem Bier. Als er es absetzte, blickte er wieder starr vor sich hin. Seine Finger umkrallten das Bierglas.
    „Was meinst du überhaupt?“, fragte ich. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
    Er wehrte mit einer Handbewegung ab.
    „Du weißt ganz genau, wovon ich rede.“
    Bommer trank sein Glas aus und stellte es ab.
    „Wir sehen uns noch“, sagte er. Er drehte sich um und ging.
    Ich sah ihm nach, wie er in der Menge verschwand. Ich wusste nicht, was ich von seinem Gerede halten sollte. Er hat zu viel getrunken, sagte ich mir. Baretta ist tot, sagte ich mir. Oder er ist nach Neuseeland, aber auf keinen Fall ist er nach sieben Jahren wieder hier aufgetaucht. Das würde ich wissen.
    Ich nahm noch einen Schluck Bier. Dann atmete ich ein paar Mal tief ein und aus. Eine Übung, die ich immer dann machte, wenn ich meine Nervosität bekämpfen wollte.
    Vielleicht hatte mein Lektor Winter ja recht. Wenn man zu lange für eine Reihe schrieb, waren bestimmte Ausfallerscheinungen unvermeidlich. Man begann Gespenster zu sehen, die Figuren deiner Geschichten waren auf einmal realer als die Menschen in deiner Umgebung. Bommer war schon seit Jahren Chefautor einer Agentenreihe. Möglicherweise kamen daher seine nebulösen Angriffe gegen mich.
    Vielleicht war es sogar gut für mich gewesen, dass die Hank-Lester-Reihe zu Ende gegangen war. Ich bestellte mir noch ein Bier bei der Bedienung hinter dem Tresen.
    Dann sah ich sie. Es gab einen Moment, wo sich das Gedränge der Menschen ein wenig lichtete. Die Musik war leiser geworden, ein alter Song der Eurythmics tönte

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