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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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glitzernde Lichtspiel des Meeres erinnerte, wenn sich die Sonnenstrahlen in den Wellen brachen.
    Sie ließ mich mit einem Ruck los und trat zurück. „Wenn du das Gefühl hast, dass irgendwie etwas nicht stimmt, dann lauf los, lauf, so schnell du kannst.“
    „ Warum sollte ich weglaufen?“
    „ Du läufst so schnell du kannst. So schnell du kannst, versprich mir das.“ Ihre Stimme klang eindringlich. Ich fragte mich, ob das einer ihrer schrägen Späße war, aber sie sah mich so ernst an, dass ich unwillkürlich schlucken musste.
    „ Ich verspreche es dir.“
    „ Okay. Dann lass uns jetzt weitergehen.“
    Sie nahm wie selbstverständlich meine Hand. Wir liefen direkt auf die große Mondscheibe am Himmel zu. Es musste eine Einbildung sein, aber ich hatte das Gefühl, dass seine Farbe immer intensiver und roter wurde.
    „Siehst du den Mond?“ fragte Helen. „Er ist so rot heute, rot wie Blut.“
    Dann blieb sie auf einmal stehen und küsste mich. Ich war so überrascht, dass ich im ersten Moment nicht reagierte. Sie löste sich wieder von mir und lächelte mich an.
    Sie zog mich weiter. Wir gingen in Richtung einer kleinen Bar, die direkt an einem Fluss lag. Dieser Fluss bildete von uns aus gesehen die rechte Grenze des Parks, dahinter lagen Häuser und eine Straße. Die Bar war etwa fünfzig Meter von uns entfernt. Sie war offen, durch die Fenster konnte man Licht sehen und gedämpft drang das Geräusch von Musik zu uns.
    Helen blieb stehen.
    „Kannst du hier warten?“ fragte sie. „Ich hol mir schnell Zigaretten.“
    „ Ich kann doch mitkommen.“
    „ Nein.“ Sie hielt mich an den Handgelenken, löste sich dann, ging einige Schritte zurück.
    „ Versprich mir, hier zu warten.“
    „ Ich verspreche es“, sagte ich.
    „ Aber wenn irgendetwas ist, irgendetwas Komisches, dann renn davon.“
    „ Was soll hier schon passieren?“
    „ Versprich es mir.“
    „ Gut, ich renn davon, so schnell ich kann.“
    Sie wandte sich um, ging einige Schritte in Richtung der kleinen Bar, dann wurde sie auf einmal schneller und fing an zu rennen.
    Ich sah ihr nach, wie sie davonlief, immer kleiner wurde, bis die Dunkelheit sie schließlich verschluckte. Das Licht der Bar beleuchtete eine kleine Fläche kurz vor dem Eingang. Eigentlich hätte ich sie beim Öffnen der Türe sehen müssen, aber dort tat sich nichts. Ich wartete, blickte wie gebannt auf den Eingang der Bar. Vielleicht gab es ja eine zweite Tür, oder der Zigarettenautomat war an der Rückseite.
    Ich erinnerte mich plötzlich, dass ich die Bar kannte. Cafébar Fanal, das war der Name des Lokals. Das Fanal hatte auch tagsüber geöffnet, mir fiel ein, dass ich vor Monaten dort mit Gonzo gefrühstückt hatte.
    Ich ging ein paar Schritte in Richtung der Bar, blieb dann wieder unschlüssig stehen. Helen war verschwunden, als hätte die Dunkelheit sie an sich genommen.
    Warum hatte sie nicht gewollt, dass ich mit ihr ging? Und was bedeuteten diese seltsamen Andeutungen, dass ich weglaufen sollte, sobald ich etwas Komisches bemerkte? Ich hatte das für ein Spiel gehalten, aber jetzt wurde ich unsicher.
    Es war das erste Mal, seit ich sie gesehen hatte, dass ich in Ruhe nachdenken konnte. Die Gegenwart von ihr hatte mich in einen Rausch versetzt, ich hatte keine Fragen gestellt, ich wollte nur den Augenblick genießen, wollte ihn festhalten und verdrängte alle Zweifel.
    Aber jetzt war es anders. Ich spürte, wie kalt es geworden war, ich sah zu dem Mond, auf sein blutrotes Antlitz. Er sah anders aus als sonst.
    Mir fiel wieder ein, dass sie nicht gewusst hatte, wie sie zu der Party gekommen war. Warum hatte ich nicht nachgefragt?
    Leichter Wind war aufgekommen und ich blickte wieder auf den Mond. Dann hörte ich von ferne den Glockenschlag einer Kirche. Es war Mitternacht, Punkt 12 Uhr. Ich starrte immer noch auf den Eingang der Bar. Der Wind wehte stärker, eine Wolke schob sich vor den Mond und ich konnte nichts mehr erkennen, der Eingangsbereich der kleinen Bar war auf einmal in ein schwarzes Dunkel getaucht.
    Jetzt erst fiel mir die Stille auf. Die Geräusche aus der Bar waren verstummt. Mit einem Schlag verdunkelten sich die Fenster, als hätte man innen das Licht ausgeschaltet. Hatten Sie geschlossen? Aber dann hätte ich doch Gäste sehen müssen, die die Bar verließen. Vielleicht gab es ja auch einen Hintereingang, aber auch dann hätte ich irgendetwas bemerken müssen.
    Wo war Helen, wieder fiel mir auf, wie still es war. Ich drehte mich um und sah

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