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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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zurück zu dem Verlagsgebäude, das noch hell erleuchtet war. Dann blickte ich wieder zu der Bar, die jetzt völlig im Dunkeln lag. Auf einmal hörte ich ein Geräusch, ein leichtes Knacken, das von dem kleinen Fluss zu kommen schien. Meine Sinne waren aufs Äußerste gespannt, mein Mund war trocken, ich konnte das Pochen meines Herzens hören, es schlug mir bis in den Hals und wurde immer schneller.
    Wo war Helen? Hier in der kalten Nacht erschien mir die Begegnung mit Helen unwirklich und mir stand wieder der Ausdruck ihres Gesichts vor Augen, als sie erzählt hatte, dass sie nicht wisse, wie sie hierher gekommen sei.
    Dann war ein Schimmer hinter den Fenstern der Bar zu sehen, irgendjemand war da, vielleicht war Helen dort, vielleicht brauchte sie Hilfe, ich musste zu ihr gehen und durfte nicht auf die Stimme hören, die mir sagte, endlich abzuhauen.
    Ich begann zu laufen, meine Gelenke waren wie eingefroren, aber ich lief weiter die 30 Meter, bis ich vor der Tür der Bar stehen blieb.
    Das Fanal sah aus, als sei es schon seit Stunden geschlossen. Aber noch vor ein paar Minuten hatte ich Licht gesehen, wir, Helen und ich, hatten Musik gehört, Stimmengewirr. Was passierte hier eigentlich, konnte ich meinen Sinnen noch trauen, fing ich an verrückt zu werden? Ich ging wieder ein paar Schritte auf die Tür zu. Vielleicht sollte ich Helens Namen rufen, aber das wollte ich nicht, ich wollte es nicht, weil ich Angst hatte, ich spürte, dass hinter der Tür etwas war und ich wollte es nicht auf mich aufmerksam machen.
    Ich ging zur Tür und öffnete sie. So langsam, wie ich nur konnte, drückte ich den Türknauf nach unten. Die Tür war nicht verschlossen. Mit einem Knarren öffnete sie sich, das Geräusch der verrosteten Scharniere dröhnte in den Ohren, wirkte in der unwirklichen Stille wie ein Paukenschlag.
    Drinnen war es so dunkel, dass ich einige Sekunden brauchte, um Einzelheiten zu erkennen. Die Bar war leer. Die Stühle standen auf den Tischen. Niemand war zu sehen, eine unheimliche Ruhe lag in der Luft. Es konnte nicht sein, dass hier noch vor einer Viertelstunde Menschen gewesen waren.
    Ich ging ein paar Schritte, sah mich um, blieb stehen, aber es gab nichts Auffälliges. Dann hörte ich wieder ein Geräusch, Schritte. Laute Schritte, die immer näher kamen, ein Stampfen, das von der rückwärtigen Wand kam. Das Stampfen wurde lauter, der Boden unter meinen Füßen zitterte, ich hatte das Gefühl, der Raum würde zu schwanken beginnen.
    Lauf, so schnell du kannst. Helens Worte erschienen wie aus dem Nichts, als kämen sie von ganz tief aus meinem Körperinnern und würden sich einen Weg suchen bis in mein Hirn. Lauf so schnell du kannst.
    Ich stürzte durch den Barraum zurück, stieß an Stühlen, die mit einem lauten Krach umfielen, dann war ich draußen und spürte den kalten Nachtwind. Ich rannte etwa 20 Meter von der Kneipe weg, stolperte und fiel auf den sandigen Boden. Einen Moment blieb ich liegen, atmete hart, spürte den rauen Untergrund auf meinen Handflächen, dann richtete ich mich auf.
    Die Bar lag wieder im Dunkeln, jetzt verzog sich die Wolke, die den Mond verdeckt hatte und ein blasser Lichtschein fiel auf den Eingangsbereich.
    Wieder sah die Bar so aus, als sei sie schon seit Tagen geschlossen. Wieder wurde mir bewusst, wie still es war. Dann hörte ich etwas. Ein leichtes Scharren, einmal, zweimal, es kam von den Büschen vor dem Fluss.
    Ich ging ein paar Schritte zurück. Jetzt war das Scharren deutlicher zu hören. Es klang, wie wenn sich ein schweres Tier über den Boden bewegte. Vielleicht kam das von Helen. Vielleicht machte sie sich nur einen Spaß. Eine Frau, die Denkspiele liebte und sich für Quantenmechanik interessierte. Ihr war alles zuzutrauen. Vielleicht war alles, was ich erlebte, nur ein Denkspiel, eine raffiniert mit Horroreffekten gestaltete Sinnestäuschung.
    Da war es wieder. Das Scharren wurde lauter. Jemand schien näher zu kommen, ich konnte förmlich die Aura eines anderen Lebewesens spüren.
    Auf einmal brach etwas durch die Büsche. Ein großes, riesiges Etwas, das für einen Moment stehen blieb und dessen Umrisse ich im Mondlicht erkennen konnte.
    Es stand ungefähr 15 Meter vor mir entfernt in der Nähe des Ufers. Es war ein Tier, man hätte es für einen Hund halten müssen, aber es war viel zu groß für einen Hund. Doch vielleicht war das auch das diffuse Licht, das die Wahrnehmung verzerrte, das alles viel größer und furchterregender erschienen ließ.
    Ich

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