Das Buch der Verdammnis (German Edition)
nicht nach.“
„ Bitte. Geh durch diese Scheißtür, ich werde inzwischen einen Ausgang suchen.“
Bommer zögerte, dann bewegte er sich langsam zur Tür, ohne mich aus den Augen zu lassen. Davor blieb er stehen, er blickte noch einmal zu mir. Vorsichtig und langsam drückte er den Türknauf.
Er öffnete die Tür, ein heller Schein drang durch die Öffnung, als würde dahinter ein großes Feuer lodern, die warme Luft kam bis zu mir, dazu ein unangenehmer fauliger Gestank.
„ Und du hast tatsächlich keine Ahnung, was da drin ist?“, fragte Bommer.
Ich schüttelte den Kopf.
Er nickte mehrmals.
„ Das ist gut“, sagte er. „Das ist sehr gut.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, trat er in den Raum ein, die Tür hinter ihm schwang zu und ich hatte den Eindruck, als hätte ihn der Raum dahinter verschluckt.
Ich sah stumm auf die geschlossene Tür. Sollte ich ihm nachgehen? Ich entschloss mich, noch einmal die Räume nach einem Ausgang abzusuchen.
Nach einer Viertelstunde stand ich wieder vor der kleinen Tür, hinter der Bommer verschwunden war.
Es gab keinen anderen Ausgang, ich hatte alles abgesucht. Ich war noch einmal zu der Tür gegangen, durch die ich hierher gekommen war, aber es gab keine Chance, sie zu öffnen. Ich war gefangen in diesem unterirdischen Labyrinth.
Es war wieder einer der Momente, wo ich klar nachdenken konnte. Alles war so irrwitzig und rätselhaft. Was war das für eine unterirdische Fabrik, ich hatte nie davon gehört. Und was hatte Bommer hier zu suchen? Mein Kopf schmerzte immer noch, ich befühlte die Stelle, wo er mich getroffen hatte.
Das war kein Traum und keine Halluzination. Der Schmerz war real, genauso wie die Kälte, die jetzt in meine Kleidung kroch.
Ich musste irgendwie hier raus. Und der einzige Raum, in dem ich noch nicht nach einem Ausgang gesucht hatte, war der, in dem Bommer verschwunden war.
Ich zögerte einen Moment, dann beschloss ich, die Tür zu öffnen.
Ich kam in einem leeren Kellerraum mit Steinboden und weißen Wänden, in dem nichts war als ein Pult, auf dem ein Buch lag. Sofort spürte ich wieder die warme Luft, sie roch abgestanden und muffig.
Das Buch war aufgeschlagen und lag schwer und dick auf dem vergilbten Holz. Die Blätter waren grau und schienen unendlich alt zu sein. Der Einband war schwarz, die Seiten waren ungefähr in der Mitte aufgeschlagen und waren leer.
Ich ging näher. Sofort stieg mir wieder der unangenehme Geruch in die Nase. Es kam von dem Buch. Hank hatte mich hierher geschleppt, dass ich etwas in ein stinkendes, altes Buch schreiben sollte.
Neben dem Buch stand ein schmutziges Tintenfass, in dem sich eine rote, klumpige Masse befand. Darin steckte eine Feder.
Ich wurde auf einmal wütend. Was sollte das? Hatte Hank dies inszeniert, um sich einen Scherz zu machen? War er ein enttäuschter Fan, der sich an mir rächen wollte, so wie ich es die ganze Zeit vermutete?
Oder hatte ihn das Ende der Hank-Lester-Reihe so aus der Bahn geworfen, dass er in eine Fantasiewelt geflüchtet war? Glaubte er wirklich, dieser stinkende Haufen Papier vor mir wäre so etwas wie ein magisches Buch? Und welche Rolle spielte Bommer bei all dem?
Ich zog die Feder aus dem Fass, die rote Tinte klebte daran wie Fetzen von Fleisch.
Dann schrieb ich einen Satz aus der Geschichte, an der ich am Morgen gearbeitet hatte. Sollte Hank seinen Willen haben. Es war völlig egal, was ich hier zu Papier brachte, der Gestank schien stärker zu werden, ich muss hier raus, dachte ich.
„ Dann erschien das blutrünstige Schweinemonster, es hatte Blut gerochen und würde nicht eher Ruhe geben, bis es seinen Blutdurst gestillt hatte.“
Ich las noch einmal, was ich geschrieben hatte. Ich musste lächeln. Vielleicht war es ja sogar das, was Hank erwartete.
Als ich die Feder zurück in das Fass stellte, begann das Pult unter mir leicht zu zittern. Auf einmal leuchteten die Seiten auf, und die klumpige Tinte zischte und rauchte.
Ein paar nette Effekte aus dem Zauberkasten, dachte ich, aber das Zittern wurde stärker, der ganze Boden schien zu beben, ich lief ein paar Schritte, sah auf einmal einen kleinen Nebeneingang, den ich vorher nicht bemerkt hatte und stürzte durch ihn in einen großen Gang. Vor mir war plötzlich eine große Eisentür, sie schwang auf wie durch einen elektrischen Impuls gesteuert, ich rannte hindurch und sie krachte hinter mir zu.
Ich sah mich um. Vor mir war ein weiter Flur. Er war mindestens 20 Meter lang und führte nach unten. Es
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