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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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erreichten wir einen kahlen viereckigen Kellerraum. Er war völlig leer, der Boden war verdreckt. Hanks Taschenlampe leuchtete über die kahlen Wände.
    „Kannst du mir endlich sagen, was das soll?“, fragte ich Hank. Ich hatte unwillkürlich geflüstert, Hank stand immer noch in der Mitte des Raums mit seiner Taschenlampe in der Hand, die er jetzt auf eine schwere Eisentür an der gegenüberliegenden Wand richtete.
    Er ging ein paar Schritte darauf zu, blieb davor stehen, dann drehte er sich zu mir um.
    „Da musst du jetzt durch“, sagte er.
    Ich sah von ihm zur Tür.
    „Was meinst du damit?“, fragte ich.
    „ Ich kann dich jetzt nicht mehr begleiten, den letzten Weg musst du allein gehen.“
    „ Was heißt das, ich möchte jetzt endlich wissen, warum du mich mitten in der Nacht hierherschleppst und was ich da soll.“
    Er war mit zwei schnellen Schritten bei mir und sah mich ernst an.
    Er ist verrückt, dachte ich wieder, als ich in seine flackernden Augen sah. Die Angst ließ mir den Atem stocken. Hank sagte kein Wort. Vielleicht war es das Beste, einfach durch die Tür zu gehen, vielleicht gab es ja einen Hintereingang. Ich würde gleich zur Polizei laufen und ihnen erzählen, dass ein durchgedrehter Fan sich bei uns eingenistet hatte. Ein Irrer, der überzeugt war, eine Heftromanfigur zu sein, der in unserer Küche rauchte, und von dem man noch weitaus Schlimmeres erwarten durfte, wenn man ihn nicht endlich stoppte.
    „ Ich habe dir schon gesagt“, sagte Hank. „Du musst allein durch diese Tür gehen, ich kann nicht weg.“
    „ Und was soll ich da drinnen machen?“
    „ Du gehst einfach weiter, bis du in einem Raum kommst, in dem ein Pult mit einem Buch darauf steht. Du darfst dich nicht aufhalten lassen, auf keinen Fall. Dir muss immer klar sein, wie viel auf dem Spiel steht.“
    „ Und in dem Raum mit dem Buch, was soll ich da machen?“
    Er sah mich einen Moment irritiert an.
    „Du musst in das Buch schreiben. Aber du wirst wissen, was du zu tun hast, wenn du dort bist. Jeder hat seine Aufgabe. Meine Aufgabe war, dich hierher zu bringen. Jetzt bist du dran. Denk daran, du darfst nicht versagen. Auf keinen Fall darfst du versagen.“
    Sein Blick war jetzt eindringlich, fast flehend.
    „Okay“, sagte ich. „Ich werde nicht versagen.“
    Er ließ mich los, sein Blick richtete sich zur Tür. Langsam ging ich darauf zu. Davor blieb ich einen Moment stehen. Ich sah mich noch einmal zu Hank um, der kurz nickte. Dann drückte ich den kalten Eisenknauf. Die Tür öffnete sich mit einem Knarzen.
    Ich betrat einen Raum, der ähnlich aussah wie der, aus dem ich gekommen war. Ein kahler Kellerraum ohne Möbel.
    Ich ging ein paar Schritte und blieb stehen. Hinter mir hörte ich ein Knarzen, dann schwang die Eisentür mit einem Schlag zu. Ich drückte den Knauf, doch die Tür war fest verschlossen. Ich hämmerte gegen das Eisen. Nichts. Vielleicht hatte ein Windzug die Tür verschlossen, vielleicht hatte sie auch Hank hinter mir zugeschlagen. Mir war auf jeden Fall klar, dass Hank hinter der Tür mir nicht helfen würde, sie wieder zu öffnen. Ich war gefangen. Ich konnte nur hoffen, dass es einen zweiten Ausgang gab. Dann würde ich so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Ich ging weiter durch einen kleinen Durchgang und stand plötzlich in einer riesigen, verlassenen Fabrikhalle. Ich blieb staunend stehen. Wo war ich hier gelandet?
    Das Haus hatte nicht so ausgesehen, als gäbe es unterirdische Räume von dieser Größe. Irgendetwas stimmte hier nicht, einen Moment hatte ich wieder das Gefühl, dass ich im Drogenrausch sei. Ich war versucht, mich in den Unterarm zu zwicken, um zu testen, ob das hier nicht ein Traum war. Ich tat es, ich drückte fest zu und es tat höllisch weh. Also kein Traum.
    Vielleicht hatte Hank ja auf seinen nächtlichen Streifzügen diese unterirdische Fabrik entdeckt. Ich ging durch die Gänge. Überall standen wuchtige, verfallene Maschinen, denen man ansah, dass sie schon lange nicht mehr benutzt worden waren.
    Hier hatte seit Jahren niemand mehr gearbeitet, auf dem Boden lag eine graue Decke aus Staub und Dreck.
    Es gab schwache Leuchten an den Wänden, doch die gaben nur ein diffuses Licht, manchmal spürte ich feine Spinnweben in meinem Gesicht, es war still, nur meine knirschenden Schritte auf dem Boden waren zu hören.
    Ich blieb stehen, ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen, aber ich hatte ja keine Ahnung gehabt, wohin mich Hank mitten in der Nacht führen

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