Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
Vom Netzwerk:
alle meine Kraft aufwenden, doch dann hörte ich ein Knirschen und das Rad setzte sich langsam in Bewegung. Ich drehte noch einmal, dann zog ich an der schweren Tür. Sie öffnete sich.
    Ein dumpfer, modriger Geruch stieg mir in die Nase. Es stank fürchterlich. Ich machte die Tür ganz auf. Vor mir lag ein Kellergewölbe ähnlich dem, in dem wir standen, nur dass es darin keine Bücher gab. Rechts und links von der Tür hingen kleine Lampen an der Wand, die die Umgebung schwach beleuchteten. Die Wände links und rechts waren nackt in den Felsen gehauen und sahen aus, als würden kleine Rinnsale von Wasser herunter laufen.
    Meike stand hinter mir und spähte wie ich in den dunklen Stollen, der noch weiter in die Finsternis zu führen schien.
    „Das stinkt furchtbar“, sagte sie.
    „ Und du hast keine Ahnung, dass es hier noch einen Gang gibt.“
    „ Ich war immer nur ganz vorne in dem Keller. Niemand geht hier freiwillig her.“
    Ich setzte einen Schritt in den Raum.
    „Willst du wirklich hier weitergehen?“, fragte Meike.
    „ Ich hab so ein Gefühl, als ob wir bald am Ziel wären.“
    Meike seufzte. „Okay, dann geh voran.“
    Wir gingen vielleicht zwanzig Meter weiter in den unterirdischen Stollen. Ich folgte dem Schein meiner Taschenlampe. Die Wände wirkten feucht, die Feuchtigkeit, die daran herunterlief, sah aus wie Blut. Schnell richtete ich die Taschenlampe wieder nach vorne.
    Auf einmal öffnete sich der Gang und wir standen in einem kleinen Raum. Ich leuchtete in alle Winkel und in Sekundenbruchteilen nahm ich auf, was ihr matter Schein erhellte. Auf dem Boden standen alte, altertümliche Gemälde mit röhrenden Hirschen und Gebirgslandschaften. Eine abgerissene Couch stand rechts an der Wand, daneben war ein kleiner weißer Nachttisch, dessen ursprüngliche Farbe kaum mehr zu erkennen war. Beherrscht wurde der Raum jedoch von dem großen schwarzen Tisch, der an der hinteren Wand stand.
    Die Szenerie hatte etwas Sakrales. An der Wand über dem Tisch hing ein Totenkopf, der einen anzugrinsen schien. Ein mächtiger schwarzer Bürostuhl stand vor dem Tisch. Neben dem Totenkopf hingen verschiedene Gegenstände an der Wand. Eine schwere Kette mit einem runden, mit scharfen Spitzen besetzten Eisenball. Ein zerbrochener Spiegel und ein alter Dolch.
    Auf dem Tisch lag das Buch. Es hatte einen schwarzen Einband, auf dem ein goldenes Fragezeichen gedruckt war. Genau, wie ich es beschrieben hatte. Meike und ich traten näher und starrten darauf.
    Das Buch war dasselbe wie das in dem verfallenen Haus und war doch ganz anders. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass es lebte. Das war zumindest der Eindruck, der sich einem aufdrängte, wenn man es sah. Als würde sich im Inneren der Seiten etwas bewegen, als wäre es ein organisches Etwas, das atmete und schlief, aber jeden Moment erwachen konnte. Ein Strahlen ging davon aus, das man nicht sehen konnte, aber instinktiv fühlte.
    „ Ist es das?“ fragte Meike.
    „ Ich denke schon.“
    „ Das Ding kann einem verdammt Angst machen.“
    Ich verstand, was sie meinte. Je näher man dem Buch kam, desto stärker spürte man die Kälte, die davon ausging. Das war nicht die Kälte eines grimmigen Wintertages. Es war eine Kälte, die einen zu durchdringen schien und sich in den Knochen breitmachte, eine Kälte, die dein Herz umklammerte wie eine Faust aus Eis.
    „Was steht denn da drin?“, fragte Meike.
    „ Lesen wir’s einfach.“
    Ich ging entschlossen näher. Jetzt stand ich direkt davor, ein ätzender Geruch stieg mir in die Nase und ließ meine Augen tränen. Daneben stand ein Tintenfass, in dem eine undefinierbare, rote Flüssigkeit waberte und eine Feder steckte. Es war dieselbe Feder, mit der ich schon einmal in das Buch geschrieben hatte, aber die Tinte war anders. Sie war von einer grellen roten Farbe, und als ich näher kam, bewegte sich die Flüssigkeit, als würde sie kochen.
    Ich atmete tief ein, sah noch einmal kurz zu Meike. Dann schlug ich das Buch auf. Eine Wolke aus Staubpartikel flog mir um die Ohren, es war nicht normaler Staub, es waren unzählige kleine, spitze Teilchen, die sich eiskalt auf meine Haut legten. Ich musste husten.
    Die Seiten des Buches bestanden aus schwerem, dickem Pergamentpapier und waren von Hand beschrieben. Mit einer roten Schrift, die das Papier zu durchdringen schien. Das Ganze erinnerte ein wenig an die handschriftlichen Drucke aus dem Althochdeutschen. Das letzte Drittel des Buches war leer. Ich wollte anfangen zu

Weitere Kostenlose Bücher