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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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lieben“, sagte ich.
    „ Das ist ja ein tolles Kompliment.“
    Wir saßen in unserer Küche und für einen Moment dachte ich, wie irreal die ganze Situation war. Wir sprachen hier ganz ruhig davon, dass es da draußen eine Armee von Nachtmutanten gab, die sich beim nächsten Vollmond in blutrünstige Schweinemonster verwandeln würden.
    „Wo ist eigentlich Gonzo?“, fragte ich.
    „ Er wollte irgendeine Frau treffen.“
    Ich war sofort alarmiert.
    „Helen?“
    „ Ja, ich glaub, die hieß so.“
    Ich stand auf. „Was ist los?“, fragte Meike.
    „Wir müssen los. Wir müssen Gonzo finden.“
     
    „Diese Helen, das ist doch die Helen aus den letzten Hank-Lester-Heften.“
    Wir waren auf dem Weg zur Flussbar. Meike saß am Steuer ihres Beetles und blickte kurz zu mir.
    „Ja“, sagte ich.
    „ Ist diese Helen wirklich so schön, wie du in deinem Heft schreibst?“
    Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet.
    „Das ist sie“, sagte ich. „Sie hat nur einen kleinen Fehler.“
    „ Und der wäre?“
    „ Nun ja, jede Nacht verwandelt sie sich in ein Schweinemonster. Und so was kann einen ganz schön abturnen.“
    Meike hielt an einer Ampel.
    „Sie ist also eine von ihnen.“
    „ Wenn ich überlege, wie viele Schokoladenhörnchen sie gegessen hat, als sie bei uns wohnte, und dass sie jede Nacht verschwunden ist … Ich bin mir ziemlich sicher.“
     
    Meike parkte in der Nähe des Verlagsgebäudes. Von hier aus war es nur ein paar hundert Meter bis zur Flussbar.
    Wir liefen durch den Park in Richtung des Lokals. Als wir näher kamen, blieb ich stehen. Es war ein milder Abend, ein leichter Wind wehte. In der Abenddämmerung war die Bar gut zu sehen.
    Auf einmal waren die Glocken der nahe gelegenen Jakobskirche zu hören. Ich zählte die Schläge mit. Es war genau neun Uhr. Die Szenerie erinnerte mich an den Abend, als ich hier auf Helen gewartet hatte.
    Ich blickte in den Abendhimmel, sogar der Mond war schon zu sehen. Er hatte eine graublaue Farbe angenommen, ein fast voller Mond, keine Wolke war am Himmel. Mir fiel auf, wie still es war.
    „Wieso bist du sicher, dass wir Gonzo in dieser Bar finden?“, fragte Meike.
    „ Die Flussbar muss ihr Treffpunkt sein“, sagte ich. „Da hat alles angefangen.“
    Ich lief weiter, Meike folgte mir. Als wir näher kamen, konnte man die Musik hören, die in der Tür gespielt wurde: lauter, lärmender Rock.
    Vor dem Eingang blieben wir einen Moment stehen. Die Musik war lauter geworden, sie spielten ‚Bat Out Of Hell’, einen alten Song von Meat Loaf.
    Ich öffnete die Tür und wir traten ein. In dem Café waren vielleicht zwanzig Personen. Ein paar Rocker mit Jacken, auf deren Rückseite Totenköpfe aufgenäht waren. Ein junges Liebespaar in einer Ecke. Zwei alte Rentner, die vor einem Schachbrett brüteten. Keine Spur von Helen oder Gonzo.
    Niemand der Gäste beachtete uns, als wir schweigend zur Theke gingen und uns auf zwei Hocker setzten. Die Bedienung, eine ältere Frau mit dicken, blonden Locken, kam zu uns und sah uns fragend an. Ich bestellte ein Bier und Meike ein Mineralwasser.
    Ich sah mich um. Es war halbdunkel im Raum. Die einzige Lampe an der Decke warf ein diffuses Licht in den Raum und verzerrte die maskenhaften Gesichter der Gäste zu hässlichen Fratzen. Die Bedienung kam und knallte unsere Getränke vor uns auf den Tresen. Sie sah uns nicht an, wandte sich ab und ging zu einem der Tische im Raum, um ihn mit einem schmutzigen Lappen abzuwischen.
    Ich nahm einen Schluck von meinem Bier.
    „ Irgendetwas ist hier seltsam“, sagte Meike.
    „ Sehr seltsam“, sagte ich. „Riechst du, wie es hier stinkt?“
    Meike nickte. Ein fauliger, schwefliger Geruch lag in der Luft.
    Meike sah sich vorsichtig um.
    „ Sind das alles Nachtmutanten?“
    Sie flüsterte. Ich blickte auf die zwei alten Männer, die vor ihrem Schachspiel saßen. Sie wirkten so tot wie die Figuren auf dem Brett.
    „Ich denke schon“, sagte ich.
    „ Und was machen wir jetzt? Gonzo ist nicht da“.
    „ Vielleicht kommt er noch. Warten wir noch etwas.“
    Auf einmal stand ein Mann vor uns. Wie aus dem Nichts war er vor uns aufgetaucht. Er musterte mich lange. Aus tief liegenden Augenhöhlen glotzten mich zwei stechende Augen an. Dünne Barthaare wucherten wie Spinnweben auf seinem Gesicht. Als er so vor mir stand, wirkte er wie ein Gerippe, dem man notdürftig eine Haut überzogen hatte.
    „Ihr seid doch deswegen hier?“, fragte er. Seine Stimme war rau und leise.
    Was meinte der

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