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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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beschrieben, wie Vána, die ihr früheres Murren bereute, etwas von ihrem goldenen Haar abschnitt, es den Göttern gab und diese daraus Segel und Taue machten, »stärker, als ein Seefahrer sie gesehen hat, doch von der Zartheit des Altweibersommers«. Die Masten und Spanten des Schiffes waren aus Gold.
    Darauf, damit das Schiff der Himmel endlich vollendet werde, wurden die unverwelkten Blütenblätter der letzten Blüte von Laurelin gesammelt und wie ein Stern am Bug befestigt, und Bänder und Quasten schimmernden Lichtes wurden an sein Schanzkleid gehängt, und ein Blitz diente als Wimpel an der Mastspitze; doch das ganze Schiff wurde bis zum Rand mitdem lodernden Glanz des goldenen Kulullin gefüllt und Tropfen vom Saft der Frucht des Mittags daruntergemischt, die sehr heiß waren; und danach konnte Mutter Erde das Schiff kaum noch zurückhalten, und es zerrte an seinen Tauen wie ein gefangener Vogel, der die Lüfte spürt.
    Da gaben die Götter dem Schiff einen Namen: Sári, und das heißt die Sonne, doch bei den Elben hieß es Ûr, das Feuer; 11 jedoch in der Sage und in der Dichtkunst trägt es viele Namen. Unter den Göttern wird es die Leuchte der Vána genannt, zur Erinnerung an Vánas Tränen und ihre Haarflechten, die sie hergab; und die Gnomen nennen es Galmir, das Goldglänzende, 12 und auch Glorvent, das Schiff aus Gold, und Bráglorin, das lodernde Schiff, und es hat noch viele andere Namen; und niemand hat die Namen gezählt, welche die Menschen ihm gegeben haben.
    Nun aber muss Folgendes erzählt werden: Während das Schiff gebaut wurde, formten andere dort, wo die Zwei Bäume einst wuchsen, ein riesiges Becken und arbeiteten emsig daran. Seinen Grund machten sie aus Gold und seine Seitenwände aus polierter Bronze, und eine Reihe goldener Säulen, gekrönt von Feuern, umgab es; nur die Ostseite blieb frei; doch Yavanna ließ einen mächtigen unbekannten Zauber wirken, der das meiste vom Wasser der Mittagsfrucht hineinströmen ließ, so dass es ein See aus Feuer wurde. Und wird er nicht Tanyasalpe, die Schale des Feuers, genannt, auch Faskala-númen, das Bad der Untergehenden Sonne; hier nämlich wurde später, als Urwendi aus dem Osten zurückkehrte und der erste Sonnenuntergang sich über Valinor senkte, das Schiff niedergezogen und sein Glanz für neue Reisen am folgenden Tag erneuert, während der Mond am hohen Himmel Wache hielt.
    Die Bereitung dieses Feuersees ist nun wunderbarer, als es erscheint, denn diese Strahlen waren so fein, dass sie sich in derLuft nicht verloren oder niedersanken, sondern sich erhoben und hoch über Vilna dahinschwebten, denn sie stiegen mit höchster Leichtigkeit empor; doch jetzt entwich nicht ein Hauch davon aus Faskalan, das inmitten der Ebene brannte und Licht nach Valinor brachte, doch weil das Becken so tief war, verbreitete das Licht sich nicht sehr weit, und die Schatten umringten es dicht.
    Manwe betrachtete das prachtvolle Schiff, wie es versuchte hochzufliegen, und sagte: ›Wer soll uns dieses Boot steuern und seine Fahrt lenken über den Reichen der Erde, denn mir scheint, selbst die heiligen Leiber der Valar können es nicht lange ertragen, in diesem gewaltigen Licht zu baden.‹
    Doch da kam Urwendi ein großer Gedanke in den Sinn, und sie sagte, sie habe keine Furcht. Sie bat um die Erlaubnis, die Gebieterin der Sonne zu werden und sich für dieses Amt bereitzumachen, wie Ilúvatar es ihr eingegeben habe. Darauf gebot sie einer großen Zahl ihrer Jungfrauen, die früher die Wurzeln des Laurelin mit Wasser gelabt hatten, ihr zu folgen, und sie warfen ihre Gewänder ab und stiegen in den Teich Faskalan wie Badende ins Meer, dass sein goldener Schaum ihre Leiber bedeckte; und die Götter sahen sie nicht mehr und wurden besorgt. Doch nach einer Weile kehrten sie wieder ans bronzene Ufer zurück, und sie waren nicht mehr wie zuvor: Ihre Leiber waren durchsichtig geworden und leuchteten mit einem inneren Feuer, und wenn sie sich bewegten, lösten sich Lichtblitze von ihren Gliedern, und es gab kein Gewand mehr, das ihre strahlenden Körper unversehrt hätte bedecken können. Sie waren wie Luftgebilde und schritten so leicht dahin, wie das Sonnenlicht über der Erde tanzt, und schweigend stiegen sie in das Schiff, das so mächtig an seinen Tauen zerrte, dass alles Volk von Valinor es kaum zurückhalten konnte.
    Nun schließlich steigen sie auf Manwes Geheiß die langen Hänge von Taniquetil hinauf und ziehen i·Kalavente, das Schiff des Lichts, mit sich,

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