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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Schönheit der Sterne hat mich zur Abschweifung verführt, und doch zweifle ich nicht, dass Manwe in seiner großen Rede, der gewaltigsten, die er jemals vor den Göttern hielt, ihrer mit mehr Liebe gedacht hat, als ich es tat. Denn seht, auf diese Weise wollte er die Herzen der Götter dazu bringen, seinen Plan wohl zu bedenken; und nachdem er von den Sternen gesprochen hatte, wählte er seine letzten Worte mit Bedacht: ›Seht‹, sagte Manwe, ›dies ist nun der dritte Versuch der Götter, Licht an die dunklen Orte zu bringen, und sowohl die Leuchten des Nordens und Südens als auch die Bäume der Ebene hat Melko zerstört. Nur im Luftraum hat Melko keine Macht, Böses zu tun, und darum ist mein Vorschlag, dass wir ein großes Gefäß machen, bis zum Rand gefüllt mit goldenem Licht und dem gesammelten Tauvon Laurelin, und dies wollen wir wie ein gewaltiges Schiff hoch über den dunklen Reichen der Erde dahinschweben lassen. Dort soll es weite Bahnen durch die Lüfte ziehen und sein Licht auf die ganze Welt zwischen Valinóre und den Östlichen Gestaden herabströmen lassen.‹
    Nun bestimmte Manwe, dass die Bahn des Licht-Schiffes zwischen Osten und Westen verlaufen sollte, denn Melko hielt den Norden und Ungweliant den Süden, wogegen im Westen Valinor und die gesegneten Reiche und im Osten große Striche dunklen Landes lagen, die sich nach Licht sehnten.
    Es heißt nun (sagte Lindo), dass bestimmte Götter wegen ihres göttlichen Wesens, wenn sie es wollten, Vilna und die niedrigen Lüfte mit großer Geschwindigkeit durcheilen konnten; doch es konnte nicht einer der Valar, weder Melko selbst noch ein anderer, ausgenommen Manwe und Varda und ihr Gefolge, darüber hinaus vordringen; denn es war der Spruch Ilúvatars, als er sie auf ihr Begehr hin in die Welt sandte, dass sie, wenn sie einmal die Welt betreten hatten, für immer dort wohnen und sie nicht verlassen sollten, bis ihr Großes Ende kam, verflochten mit dem irdischen Schicksal und ein Teil davon. Mehr noch: Manwe allein, wissend um die Reinheit und Erhabenheit seines Herzens, verlieh Ilúvatar die Macht, die äußersten Höhen zu besuchen. Dort verströmt sich der unermessliche klare göttliche Äther, der so hoch über der Welt liegt, dass nicht das feinste Stäubchen oder der zarteste Hauch ihres Lebens oder der schwächste Widerhall ihres Gesanges oder Leides hinaufdringt; doch von tief unten gesehen schimmert er blass unter den Sternen, und die Schatten der Sonne und des Mondes auf ihren Bahnen über Valinor huschen darüber hin. Dort ergeht sich Manwe oft, jenseits der Sterne, sieht den Äther mit liebevollen Blicken und ist dem Herzen Ilúvatars sehr nahe.
    Dies aber ist immer so gewesen und hat dennoch Melko am meisten erbittert, denn aus eigener Kraft vermochte er auf keine Weise den Erdengrund zu verlassen, und vielleicht werdet ihr noch hören, wie gewaltig sein Neid wuchs, als die großen Schiffe des Glanzes ausfuhren; doch nun soll erzählt werden, dass Manwes Worte so zu Herzen gingen und ihre Weisheit so groß war, dass 10 die meisten der Götter seinen Plan guthießen, und sie sagten: ›Aule soll sich also mit seinem Gefolge daranmachen, dieses Schiff des Lichtes zu erbauen‹; wenige sprachen dagegen, obgleich erzählt wird, dass Lórien nicht erfreut war, der fürchtete, es werde dann weder Schatten noch Ruhe und keine geheimen Orte mehr geben; und gewiss mag Vána ein wenig anders gedacht haben, die sich nach Kräften, aber vergeblich bemüht hatte, die Bäume wieder zu entzünden.
    Da sagte Aule: ›Die Aufgabe, die ihr mir gestellt habt, ist über die Maßen schwierig, doch ich will alles tun, was ich dazu vermag.‹ Und er erbat die Hilfe Vardas, der Sternenschöpferin, und diese beiden gingen fort und verschwanden für lange Zeit in der Düsternis.
    Im weiteren Verlauf der Erzählung wird berichtet, wie Aule und Varda daran scheiterten, eine Substanz herzustellen, die »weder zu schwer war, um in der Luft zu schwimmen, noch zu zerbrechlich, um den Glanz Kulullins festzuhalten«; und als dies bekannt wurde, baten Vána und Lórien Manwe, weil dessen Plan fehlgeschlagen sei, Yavanna zu gebieten, die Heilung der Bäume zu versuchen.
    Darum bat Manwe schließlich Yavanna, ihre Zauberkraft anzuwenden, und sie sträubte sich, doch das Klagegeschrei des Volkes ließ ihr keine andere Wahl, und sie erbat sich ein wenig von dem weißen und goldenen Glanz; doch davon wollten Manwe und Aule nur zwei kleine Phiolen entbehren; wenn nämlich, so

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