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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Fürst des Unheils selbst, und niemals vermag er seinen Durst zu stillen, als verzehre ihn ein inneres Feuer.‹
    Da war Tinúviel tief betrübt über das Unglück, welches über ihr Volk gekommen war, doch am meisten schmerzte sie die Geschichte Dairons, denn davon hatte sie vorher nicht das Geringste gehört. Dennoch konnte sie nicht wünschen, Beren wäre nie in die Lande von Artanor gekommen, und gemeinsam beeilten sie sich, zu Tinwelint zu kommen; und den Wald-Elben wollte es bereits scheinen, als habe das Unheil nun ein Ende, da Tinúviel unversehrt zu ihnen zurückgekehrt war. Denn in Wahrheit hatten sie kaum darauf gehofft.
    Sie fanden König Tinwelint in großer Düsterkeit, doch unversehens löste sich sein Leid in Tränen der Freude auf, und Gwendeling singt wieder vor Glück, als Tinúviel dort eintritt, ihr Gewand aus dunklem Nebel abwirft und in alter strahlender Schönheit vor ihnen steht. Eine Zeitlang ist eitelHeiterkeit und Staunen in der Halle, doch schließlich wendet der König sich Beren zu und sagt: ›Also auch du bist zurückgekehrt – um einen Silmaril zu bringen, ohne Zweifel, um all das Unheil zu sühnen, das du meinem Land zugefügt hast; solltest du ihn freilich nicht haben, so weiß ich nicht, wozu du hier bist.‹
    Da stampfte Tinúviel mit dem Fuß auf und schrie derart, dass der König und alle, die bei ihm waren, sich über ihr verändertes und furchtloses Gemüt verwunderten: ›Schäme dich, mein Vater – denn siehe, hier ist Beren, der Tapfere, den dein Spott in die Finsternis trieb und in elende Knechtschaft, und den die Valar allein vor bitterem Tode bewahrten. Mich dünkt, für einen König der Eldar würde es sich eher ziemen, ihn zu belohnen, als ihn zu schmähen!‹
    ›Nein‹, sagte Beren, ›der König, dein Vater, hat recht. Herr, in diesem Augenblick habe ich einen Silmaril in meiner Hand.‹
    ›Dann zeige ihn mir‹, sagte der König verwundert.
    ›Das kann ich nicht‹, sagte Beren, ›denn meine Hand ist nicht hier‹; und er streckte seinen verstümmelten Arm aus.
    Da wurde des Königs Herz ihm gewogen, ob seines mannhaften und ritterlichen Betragens, und er bat Beren und Tinúviel, ihm alles zu berichten, was jedem von ihnen zugestoßen sei, und er war begierig, ihnen zuzuhören, denn er hatte nicht ganz begriffen, was Beren mit seinen Worten gemeint hatte. Als er jedoch alles erfahren hatte, hatte er Beren umso mehr schätzen gelernt, und er staunte über die Liebe, die in Tinúviels Herz erwacht war, so dass sie mehr gewagt und größere Taten vollbracht hatte als einer der Krieger seines Volkes.
    ›Niemals wieder‹, sagte er, ›werde ich von dir, o Beren, verlangen, diesen Hof oder den Platz an Tinúviels Seite zu verlassen, denn du bist ein großer Elb, und dein Name wird immer groß sein bei den Geschlechtern.‹ Doch Beren antwortete ihm stolz und sagte: ›Nein, o König, für mich gilt mein Wort unddas deine, und ich werde dir diesen Silmaril holen, bevor ich auf immer in Frieden in deinen Hallen wohne.‹ Und der König bat ihn dringend, nicht noch einmal in die dunklen und unbekannten Reiche zu reisen, doch Beren erwiderte: ›Dazu besteht kein Grund, denn wisse, dass dieser Edelstein zurzeit deinen Höhlen sehr nahe ist.‹ Und er erklärte Tinwelint, dass jenes Untier, das seine Lande verwüstete, kein anderes sei als Karkaras, der Wolf, der Melkos Tore bewacht hatte – und dies war allen unbekannt, doch Beren hatte es von Huan erfahren, der von allen Hunden am scharfsinnigsten Spuren zu lesen wusste, und keiner von ihnen ist darin ohne Geschick. Und Huan war nun wirklich mit Beren in der Halle, und als nun Beren mit dem König über eine Hetzjagd und die große Verfolgung sprach, bat er, daran teilnehmen zu dürfen, was ihm gnädig gewährt wurde. Nun also machten sich diese drei bereit, das Untier zu jagen, damit das ganze Volk von der Schreckensherrschaft des Wolfes befreit werde, und Beren nahm sein Schwert, um einen Silmaril heimzubringen, auf dass er wieder in Elbenheim erstrahle. König Tinwelint selbst führte die Jagd an, und Beren war an seiner Seite, und Mablung, der Schwerhändige, der Führer des königlichen Gefolges, sprang auf und ergriff einen Speer 12 – eine gewaltige Waffe, erbeutet im Kampf mit den fernen Orks –, und mit diesen drei Männern schritt Huan, der stärkste der Hunde; doch getreu dem Wunsche des Königs nahmen sie keine weiteren Streiter mit. ›Vier Männer sind genug‹, sagte er, ›selbst den Höllenwolf

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