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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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vorhergehender Elemente zu sprechen. Tevildos unmittelbarer Nachfolger ist der »Herr der Wölfe«, selbst ein Werwolf, und indem er Huan mehr als jedes andere Wesen hasst, ist in ihm dieser Hauptzug Tevildos bewahrt. Tevildo war ein »verderbter Elb in Tiergestalt« (S. 51); und der Zweikampf zwischen den zwei großen Tieren, Hund gegen Werwolf (ursprünglich Hund gegen den Dämon in Katzengestalt), blieb erhalten.
    Wenn die Geschichte sich wieder Tinúviel in Artanor zuwendet, ist die Situation genau umgekehrt: Denn die Geschichte ihrer Gefangenschaft in dem Haus in Hirilorn und ihre Flucht erlebte nie eine durchgreifende Veränderung. Die entsprechende Passage im Silmarillion (S. 192) ist in der Tat sehr kurz, doch ihr Mangel an Einzelheiten ist eher auf die Verdichtung als auf bewusste Streichungenzurückzuführen; das Leithian-Lied, von dem die Prosa-Erzählung des Silmarillion sich direkt herleitet, kommt in Bezug auf erzählerische Details der Geschichte von Tinúviel in dieser Passage so nahe, dass man fast sagen kann, sie seien identisch.
    Es sollte angemerkt werden, dass die früheste Version in diesem Teil der Geschichte eine Stringenz besitzt, die später insofern gemindert wurde, als Tinúviels Gefangenschaft nur kurz beschrieben wird und sie rasch aufbricht, um Beren zu retten, der nach dem Willen seiner Wächter für immer eingekerkert bleiben sollte; in der späteren Geschichte dagegen wird die Zeit, in der Beren in den Verliesen des Zauberers auf seinen Tod wartet, durch zahlreiche Ereignisse (Lúthiens Gefangenschaft in Nargothrond) ausgefüllt.
    Während das Element der Tier-Fabel (Hunde und Katzen betreffend) später vollkommen getilgt werden sollte und Tevildo, Fürst der Katzen, durch den Zauberer ersetzt wurde, blieb Huan indessen als der große Hund von Valinor erhalten. Seine Begegnung mit Tinúviel in den Wäldern, ihre Unfähigkeit, vor ihm zu fliehen, und vor allem seine Liebe zu ihr vom ersten Augenblick an (in der Geschichte auf S. 41 angedeutet, im Silmarillion S. 193 ausgesprochen) waren bereits vorhanden, obgleich der Kontext ihrer Begegnung und Huans Motive vom Fehlen des »Nargothrond-Elementes« (Felagund, Celegorm und Curufin) völlig verschieden waren.
    In der Geschichte von der Besiegung Tevildos und der Rettung Berens ist die spätere Sage deutlich erkennbar, wenn auch zum größten Teil nur in groben Zügen. Das laute Sprechen Tinúviels im Schloss der Katzen, um Berens Aufmerksamkeit zu erregen, findet sich wieder in ihrem Gesang auf der Brücke von Tol-in-Gaurhoth, den Beren in seinem Kerker hörte (Das Silmarillion, S. 194). Tevildos Absicht, sie Melko auszuliefern, findet sich bei Sauron wieder, der dasselbe Ziel verfolgt (ebda.); das Töten der Katze Oikeroi (S. 49f.) ist die Keimzelle von Huans Kampf mit Draugluin – das Fell von Huans totem Gegner wird in beiden Fällen zum selben Zweck verwendet (S. 54; Das Silmarillion, S. 199f.); aus dem Zweikampf zwischen Huan und Tevildo wurde der zwischen Huan und Wolf-Sauron, und der Ausgang ist im Wesentlichen derselbe: Huan gibt seinen Gegner frei, als dieser ihm die Gewalt über seine Behausung zugesteht. Und noch etwas ist sehr bemerkenswert: das Aussprechen der Zauberworte, welche die Steine des unheilvollen Schlosseszusammenhielten (S. 51), durch Tinúviel. Natürlich war, als das geschrieben wurde, das Schloss Tevildos ein nebensächliches Element in der Geschichte – es hatte keine Vorgeschichte: Es war ein durch und durch böser Ort, und der Zauber (von Melko stammend), den Tevildo zu enthüllen gezwungen wurde, barg sowohl das Geheimnis von Tevildos Macht über die Tiere als auch das magische Wort, welches die Steine zusammenhielt. Mit dem Eintritt von Felagund in die Geschichte und der Einführung eines elbischen Wachturms auf Tol Sirion (Minas Tirith: Das Silmarillion, S. 135), den der Zauberer eroberte (ebda., S. 179), wurde der Zauber umgeformt. Gleichwohl blieb dieses Element erhalten und ist im Silmarillion (S. 195) vollständig vorhanden; wenn dort auch nicht ausdrücklich gesagt wird, dass Sauron Huan und Lúthien den genauen Wortlaut mitteilte, sondern nur, dass er sich »ergab«, so ist doch die Bedeutung dessen, was geschah, nicht zu übersehen:
    »›Auf ewig sei dort dein nacktes Selbst der Folter seines Hohns preisgegeben‹, sagte sie, ›durchlöchert von seinen Blicken, wenn du mir nicht deinen Turm auslieferst.‹ Da ergab sich Sauron, und Lúthien bemächtigte sich der Insel mit allem, was darauf

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