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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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dem er sich ihr schließlich kühn näherte, keine Treffen zwischen Beren und Tinúviel, und daraufhin geschah es, dass sie ihn zu Tinwelints Höhlen führte; sie waren kein Liebespaar, Tinúviel wusste von Beren lediglich, dass er von ihrem Tanz bezaubert war, und es scheint, dass sie ihn, was ganz natürlich war, aus reiner Höflichkeit zu ihrem Vater brachte. Folglich gibt es in der alten Geschichte auch keinen Platz fürDaerons Verrat (Das Silmarillion, S. 192) – es gibt nichts zu verraten; und in der Tat wird aus der Geschichte nicht ersichtlich, dass Dairon das Geringste über Beren wusste, bevor Tinúviel diesen in die Höhle brachte, außer, dass er einmal sein Gesicht im Mondlicht gesehen hatte.
    Trotz dieser grundsätzlichen Unterschiede in der erzählerischen Struktur ist es bemerkenswert, wie viele Einzelheiten der Szene in Tinwelints Halle (S. 24ff.), wo Beren vor dem König stand, überdauerten, während der gesamte Sinngehalt verlagert und verstärkt wurde. So zum Beispiel Berens Verlegenheit und sein Schweigen zu Beginn, die Tinúviel bewegen, für ihn zu antworten, das plötzliche Erwachen seines Mutes, das Äußern seines Wunsches ohne Zögern und Beiwerk. Doch insgesamt ist der Ton leichter und weniger ernst, verglichen mit der späteren Fassung; im spöttischen Gelächter Tinwelints, der das Ganze als Spaß auffasst und Beren wie einen unwissenden Narren behandelt, findet sich keine Spur von dem, was in der späteren Geschichte deutlich gemacht wird: »So fädelte er das Verhängnis von Doriath ein und wurde mitverurteilt durch Mandos’ Spruch« (Das Silmarillion, S. 187). Die Silmaril sind in der Tat berühmt und besitzen eine heilige Kraft (S. 59f.), doch das Schicksal der Welt ist nicht mit ihnen verknüpft (Das Silmarillion, S. 187); Beren ist ein Elb, wenn auch aus einem Volk, das man fürchtet und dem man nicht traut, und seiner Forderung fehlt die Dimension einer Freveltat; und er und Tinúviel sind kein Liebespaar.
    In dieser Passage wird zum ersten Mal die eiserne Krone Melkos erwähnt, in welche die Silmaril eingelassen waren; und hier ist wieder ein Detail, das nie verlorenging: »Niemals verließ diese Krone sein Haupt« (vgl. Das Silmarillion, S. 94: »Die Krone nahm er nie von seinem Haupte, obwohl ihre Last ihm zur unerträglichen Qual wurde«).
    Doch von diesem Punkt an weicht Veannes Geschichte in einer ganz und gar unerwarteten Weise von der späteren Erzählung ab. Nirgendwo sonst in den Verschollenen Geschichten ist die spätere Umgestaltung so tiefgreifend wie hier, beim Vorläufer der Geschichte von der Gefangennahme Berens, Felagunds und ihrer Gefährten durch Sauron, der Einkerkerung und dem Tod aller, ausgenommen Beren, in den Verliesen von Tol-in-Gaurhoth (der Insel der Werwölfe im Sirion) und der Rettung Berens und der Überwältigung Saurons durch Lúthien und Huan.
    Es ist bemerkenswert, dass das »Nargothrond-Element« völlig fehlt und, insoweit es bereits existiert hat, noch in keiner Verbindung steht zur Geschichte von Beren und Lúthien (zu Nargothrond, das zu dieser Zeit noch anders hieß, vgl. S. 129; 195). Beren hat keinen Ring von Felagund, er hat auf seiner Reise nach Norden keine Gefährten, und es gibt – einerseits – keine Beziehung zwischen der Geschichte seiner Gefangennahme, seiner Unterhaltung mit Melko und seinem Aufenthalt im Haus Tevildos und – andererseits – den Ereignissen der späteren Geschichte, denen zufolge Beren und die Elbenschar aus Nargothrond in die Verliese Saurons geraten. Es fehlt in der Tat der allergrößte Teil des vielschichtigen Hintergrundes von Sagen, Schlachten und Rivalitäten, Eiden und Bündnissen, aus dem im Silmarillion die Geschichte von Beren und Lúthien erwächst. Das Schloss der Katzen entspricht nur insoweit Saurons Turm auf Tol-in-Gaurhoth, als es in der Erzählung eine ähnliche Funktion hat; es gibt darüber hinaus keine Ähnlichkeiten zwischen den beiden Gebäuden. Die riesigen, schlemmenden Katzen, ihre Küchen, ihre Sonnenterrassen und ihre einnehmenden elbisch-kätzischen Namen (Miaugion, Miaule, Meoita) sind spurlos verschwunden. Gilt das auch für Tevildo? Ich glaube, es entspräche kaum der Wahrheit, zu sagen, Sauron sei aus einer Katze hervorgegangen: In der nächsten Phase der Sagen hat der Zauberer (Thû) keine kätzischen Eigenschaften. Andererseits wäre es falsch, von einem bloßen Ersatz (Thû nimmt in der Erzählung den freigewordenen Platz Tevildos ein) ohne jede Umgestaltung

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