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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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diskutiert werden soll (vgl. oben S. 68ff. und Anmerkungen 12–15). Zuerst war es Tinúviels Bruder, der zusammen mit Tinwelint, mit Beren und Huan an der Jagd teilnahm. Sein Name ist hier Tifanto, und so hieß er in der ganzen Geschichte, bevor er durch Dairon ersetzt wurde. 6 In der Folge wurde »Tifanto« – wobei die Stufe »Dairon« übersprungen wurde – durch Mablung ersetzt, den »Schwerhändigen, Anführer des königlichen Gefolges«, der hier als vierter Teilnehmer an der Jagd erstmals auftritt. Doch früher in der Geschichte wird gesagt, dass Tifanto > Dairon, der Artanor verließ, um Tinúviel zu suchen, »sich gänzlich verlor und niemals mehr nach Elbenheim zurückkehrte« (S. 38); und als Beren und Tinúviel nach Artanor zurückkehrten, ist nochmals von dem Verschwinden von Tifanto > Dairon die Rede (S. 66).
    So ist also einerseits Tifanto verschwunden, was Tinúviel bei ihrer Rückkehr mit Kummer erfüllte, doch andererseits war er bei der Wolfsjagd zugegen. Tifanto wurde dann durchgehend in Dairon geändert, außer in der Geschichte von der Wolfsjagd, wo Tifanto durch eine neue Figur, Mablung, ersetzt wurde. Dies zeigt, dass Tifanto vor der Änderung des Namens in Dairon aus der Jagdszene getilgt wurde, ohne dass erklärt würde, wie er sowohl sich in der Wildnis verirren als auch bei der Jagd zugegen sein konnte. Da es nichts im Manuskript gibt, dieses Rätsel zu lösen, kann ich nur folgern, dass mein Vater tatsächlich zuerst schrieb, dass Tifanto verschollen sei und nie zurückkehrte und auch an der Wolfsjagd teilnahm; doch als ihm dieser Widerspruch auffiel, ließ er Mablung in dessen Rolle schlüpfen (und das tat er vermutlich, bevor die Geschichte beendet war, weil bei der letzten Nennung Mablungs dessen Name nicht aus Tifanto verbessert wurde; vgl. Anmerkung 15). Die Folge war, dass Tifanto, wo immer der Name noch auftauchte, in Dairon geändert wurde.
    In der Geschichte von Tinúviel wird die Jagd anders beschrieben als im Silmarillion (wo zufällig Beleg Langbogen anwesend ist). Es ist merkwürdig, dass alle (wie es scheint, Huan eingeschlossen!), außer Beren, schliefen, als Karkaras sie angriff (»während Beren Wache hielt«, S. 69). Im Silmarillion tötete Huan Carcharoth und wurde von diesem getötet, während Karkaras hier vom Speer des Königs tödlich getroffen wird, und Ausir sagt zum Schluss, dass Huan weiterlebte,um Beren später wiederzutreffen, als die Geschichte vom Nauglafring sich zutrug (S. 73). Es findet sich keine Spur von Huans Schicksal, »dass er den Tod finden sollte, doch erst, wenn er dem mächtigsten Wolf begegnete, der je die Erde betreten«, und dass es ihm »nur dreimal vor seinem Tode beschieden [war], mit Worten zu reden« (Das Silmarillion, S. 192, 193).
    Die bemerkenswerteste Besonderheit der Geschichte von Tinúviel bleibt, dass in ihrer frühesten erhaltenen Fassung Beren ein Elb war; und in diesem Zusammenhang sind die Worte sehr bedeutsam, die der Junge am Schluss sagt:
    »Doch Mandos sprach zu den beiden: ›Hört denn, o Elben, kein Leben vollkommener Freude ist es, in das ich euch entlasse, denn solches gibt es in der ganzen Welt nicht mehr, wo Melkos böses Herz waltet – und so wisset denn, dass ihr sterblich sein werdet, genau wie die Menschen, und wenn ihr wieder hierher kommt, wird es für immer sein, es sei denn, die Götter riefen euch tatsächlich nach Valinor.‹«
    In der Geschichte Die Ankunft der Valar und die Gründung Valinors findet sich folgende Passage (Teil 1, S. 135; 151):
    »In späteren Tagen zogen hierher [d.h. nach Mandos] die Elben aller Stämme, die im Kampf erschlagen worden oder aus Kummer um die Erschlagenen gestorben waren – nur so können die Eldar sterben, und auch nur für eine bestimmte Zeit. Dort sprach Mandos sein Urteil, und dort warteten sie in der Finsternis, träumten von ihren vergangenen Taten, bis die von ihm bestimmte Zeit gekommen war, da sie in ihren Kindern wiedergeboren werden und wieder fortgehen, lachen und singen würden.«
    Die gleiche Vorstellung findet sich in der Geschichte Die Musik der Ainur (Teil 1, S. 108). Die besondere Ausnahme, die Mandos im Falle von Beren und Tinúviel macht, beruht also darauf, dass ihre gesamte »natürliche« Bestimmung als Elben geändert wurde: gestorben, wie es Elben zukam (an Wunden oder Kummer), wurden sie nicht als neue Geschöpfe wiedergeboren, sondern kehrten von Mandos in ihrer alten Individualität zurück – doch nun »sterblich, genau wie die

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