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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Hals über Kopf entfloh, muss ich doch heute sehr staunen, denn welcher der Sklaven von Angband hat nicht von Úrin, dem Standhaften, gehört, der als Einziger unter den Menschen, auf einem öden Berggipfel qualvoll in Ketten geschlagen, sich Melko widersetzt?‹
    Darob geriet Beleg in große Erregung, und er sprang auf die Füße und rief: ›Es ist Túrin, Tinwelints Pflegesohn und vor langer Zeit der Sohn von Úrin, er ist’s, den sich suche. – Auf denn, führe mich zu diesem Lager, o Sohn Duilins, und baldwird er frei sein!‹ Doch Flinding wurde von großer Furcht ergriffen, und er sagte: ›Dämpfe deine Stimme, mein Beleg, denn die Orks haben Ohren wie Katzen, und wenn auch ein Tagesmarsch zwischen mir und diesem Lager liegt, so weiß doch niemand, ob sie mir nicht gefolgt sind.‹
    Als er nun jedoch Túrins Geschichte von Beleg hörte, willigte er trotz seiner Furcht ein, Beleg zu diesem Ort zu führen, und lange bevor es tagte und die schwachen Sonnenstrahlen in den dunklen Wald drangen, waren sie unterwegs, geleitet vom tanzenden Licht aus Flindings schwankender Lampe. Es geschah nun aber, dass sie dabei den Pfad der Orks kreuzten, die nun ihren Marsch fortsetzten, doch in einer anderen Richtung als zuvor, denn sie fürchteten nun, ihr Gefangener könne entfliehen, und strebten darum einem Ort zu, wo, wie sie wussten, die Bäume spärlicher waren und eine Spur über viele Meilen leicht zu verfolgen war; bevor sie also an diesem Abend zu dem Platz kamen, den Flinding suchte, hörten sie entfernt in den Wäldern Geschrei und rauhen Gesang, die jedoch lauter wurden; kaum hatten sie Zeit sich zu verstecken, als auch schon die ganze Ork-Bande nahe bei ihnen vorüberkam, und einige der Anführer ritten auf kleinen Pferden, und an eines davon war Túrin mit den Handgelenken angebunden, so dass er hinterherstolpern musste, wollte er nicht grausam vorwärtsgezerrt werden. Als die Dämmerung sich über den Wald senkte, folgten Beleg und Flinding zaghaft, und als die Orks ihr Lager aufschlugen, lauerten sie in der Nähe, bis alles still und nur das Stöhnen der Gefangenen zu hören war. Nun verhüllte Flinding seine Lampe mit einem Fell, und sie krochen näher und sahen die Orks schlafen, denn es war nicht deren Gewohnheit, bei ihren Biwaks ein Lagerfeuer brennen zu lassen oder Wache zu halten, weil sie auf den Schutz gewisser grausamer Wölfe vertrauten, die ihre Banden immer begleiteten wie Hunde dieMenschen; doch diese Wölfe schliefen im Lager nie, und ihre Augen leuchteten wie rote Punkte zwischen den Bäumen. Nun ergriff Flinding schreckliche Furcht, doch Beleg gebot ihm zu folgen, und an einer Stelle, wo zwischen den Wölfen ein großer Zwischenraum war, krochen sie hindurch, und wie das Glück der Valar es wollte, lag Túrin in der Nähe und abseits von den anderen. Und Beleg gelangte unentdeckt an seine Seite und wollte seine Fesseln zerschneiden, als er bemerkte, dass ihm beim Kriechen sein Messer entfallen war; sein Schwert hatte er zurückgelassen. Weil sie nicht wagten, zurückzukriechen und wieder nach vorn, versuchten nun Beleg und Flinding, beide kräftige Männer, den tief schlafenden Túrin mit größter Mühe heimlich vom Lager fortzutragen: Und dies vollbrachten sie, und immer hat es als eine große Heldentat gegolten, und nur wenige haben sich wie sie an den Wolfswachen vorbeigeschlichen und die Lager der Orks beraubt.
    Nicht weit vom Lager entfernt in den Wäldern legten sie ihn nieder, denn sie konnten ihn nicht länger tragen, weil er ein Mann war, der größer gewachsen war als sie; 8 Beleg aber zückte sein Schwert und wollte die Fesseln damit zerschneiden. Die Handfesseln durchtrennte er zuerst, und als er, in der Dunkelheit unsicher, die Fußfesseln suchte, stach er Túrin tief in den Fuß, und Túrin erwachte voll Furcht. Als er nun sah, dass eine Gestalt mit einem Schwert in der Hand sich in der Düsternis über ihn beugte und er den Schmerz in seinem Fuß spürte, meinte er, einer der Orks sei gekommen, ihn zu töten oder zu quälen – und das taten sie oft, indem sie ihn mit ihren Messern schnitten oder mit ihren Speeren stachen; doch als Túrin merkte, dass seine Hände frei waren, sprang er auf und warf sich plötzlich mit seinem ganzen Gewicht auf Beleg, der fiel und halb erdrückt und sprachlos am Boden lag; Túrin jedoch ergriff in diesem Augenblick das Schwert und durchbohrtedamit Belegs Kehle, bevor Flinding begriff, was geschah. Dann sprang Túrin zurück, schleuderte laute

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