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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Melkos lag und die wie in einem Angsttraum wandelten und seine verderblichen Gebote befolgten, denn der Zauberbann der abgrundtiefen Furcht lag auf ihnen, und aus der Ferne spürten sie Melkos glühende Blicke. Jedoch oft vernahmen diese beklagenswerten Elben, die frei und zugleich geknechtet waren, die Stimme Ulmos an den Flüssen oder in der Nähe des Meeres, wo dessen Wogen sich mit den Wassern des Sirion mischten; denn Ulmo und alle anderen Valar gedachten ihrer immer noch mit Zärtlichkeit und hatten im Sinn, mit ihrer schwachen Hilfe Melkos Reich des Unheils zu zerstören. Wenn sie sich dann zuweilen der Glückseligkeit von Valinor erinnerten, streiften diese Noldoli ihre Furcht ab, vollbrachten Gutes und halfen Elben und Menschen gegen den Herrn aus Eisen.
    Nun fügte es sich, dass sich im Herzen Belegs, des Elbenjägers, der Wunsch regte, sobald seine Wunden geheilt waren, nach Túrin zu suchen. Da er nun eine große Geschicklichkeit in der Heilkunst besaß, gelang ihm dies in wenigen Tagen, und er setzte, so schnell er vermochte, der Bande von Orks nach, und es bedurfte seiner ganzen Kunst als Fährtenleser, ihrer Spur zu folgen, denn eine Gruppe von Melkos Kobolden bewegt sich höchst listig und behende. Bald hatte er die Landstriche, die ihm bekannt waren, weit hinter sich gelassen, doch aus Liebe zu Túrin drang er weiter vor und bewies damit größeren Mut als die meisten des Waldvolkes, und wahrlich, niemand kann heute die Tiefe der Furcht und Pein ermessen, in die Melko in jenen Tagen die Seelen der Menschen und Elben gestürzt hatte. So geschah es denn, dass Beleg, von der Nacht überrascht, sich in einer dunklen, gefährlichen Gegend verirrte, in der Kiefern gewaltiger Größe so dicht beieinander standen, dass niemand außer den Orks sich dort zurechtfinden konnte, deren Augen die größte Düsternis durchdrangen, doch selbst viele dieser Wesen waren lange Zeit in diesem Landstrich verschollen; und diesen nannten die Noldoli Taurfuin, den Wald der Nacht.
    Nun musste Beleg sich eingestehen, dass er sich gänzlich verirrt hatte, und er lehnte sich mit dem Rücken an einen riesigen Baum und lauschte dem Wind in den kahlen Baumwipfeln hoch über ihm, und das Seufzen der Nachtlüfte und das Ächzen der Zweige war voll Gram und böser Ahnung, und er verzagte in seinem Herzen.
    Plötzlich bemerkte er in der Ferne zwischen den Bäumen ein kleines Licht, stetig und fahl, als sei es ein Glühwürmchen, doch da er dachte, an einem solchen Ort werde es kaum ein Glühwürmchen geben, bewegte er sich darauf zu. Die Noldoli nun, die in der Erde arbeiteten und einst in Valinor geschickt mit Metallen und Gemmen umzugehen wussten, waren unter den Sklaven Melkos für diesen am wertvollsten, und er duldete nicht, dass sie sich weit fortbegaben, und so kam es, dass Beleg nicht wusste, dass diese Elben kleine Laternen von seltsamem Bau hatten, die aus Silber und Kristall gefertigt waren und in denen immerfort eine matte blaue Flamme brannte; und dies war ein Geheimnis, das allein die Edelsteinschmiede unter den Noldoli kannten und das sie selbst Melko nicht preisgaben,wiewohl sie gezwungen waren, viele Juwelen und Zauberlichter für ihn zu machen.
    Mit der Hilfe dieser Lampen zogen die Noldoli häufig durch die Nacht, und hatten sie einen Pfad nur einmal betreten, fanden sie ihn nur selten nicht wieder. Als nun Beleg näher kam, erblickte er einen der Berg-Gnomen, der, auf das Nadelpolster unter einer großen Kiefer hingestreckt, im Schlafe lag, und seine blaue Laterne stand schimmernd neben seinem Kopf. Da weckte ihn Beleg auf, und der Elb fuhr erschreckt und voller Furcht aus dem Schlaf, und Beleg erfuhr, dass er ein Flüchtling aus den Gruben Melkos war, der sich Flinding bo-Dhuilin nannte und aus dem alten Geschlecht der Gnomen stammte. Als nun ein Wort das andere gab, war Flinding vor Freude überwältigt, mit einem freien Noldo sprechen zu können, und erzählte viele Geschichten über seine Flucht aus den tiefsten Gruben Melkos; und schließlich sagte er: ›Als ich mich bereits frei dünkte, geriet ich bei Nacht durch Unachtsamkeit mitten in ein Ork-Lager, und sie schliefen und führten allerlei Beutestücke und schwere Packen mit sich, und ich meinte, viele gefangene Elben erkennen zu können: Und da war einer, höchst qualvoll an einem Baumstamm gefesselt, der bittere Schreie gegen Melko ausstieß und die Namen von Úrin und Mavwin rief; und wenn ich auch damals, durch die lange Gefangenschaft feige geworden,

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