Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
vermöge seiner vielen tapferen Taten eine Stimme, und er sprach gegen ihre Ängste und vertraute auf seine Kraft, denn er lechzte immer nach Krieg gegen die Kreaturen Melkos, und er stachelte die Männer des Volkes auf und sagte: ›Hört! Ihr habt Waffen, die mit vorzüglicherHandwerkskunst geschmiedet sind, und doch sind die meisten davon noch nicht vom Blut eurer Feinde benetzt. Denkt an die Schlacht der Ungezählten Tränen und vergesst nicht eure Brüder, die dort gefallen sind. Denkt nicht an Flucht, sondern an Kampf und Widerstand!‹
Trotz der Bedachtsamkeit ihrer weisesten Männer verwirrten solch bittere Worte ihre Überlegungen und verzögerten ihre Entscheidung, und unter den Starkherzigen gab es nicht wenige, die Hoffnung darin fanden, denn der Gedanke machte sie traurig, diesen Ort verlassen zu müssen, wo sie begonnen hatten, sich eine Wohnstätte des Friedens und der Schönheit zu schaffen; Túrin aber bat Orodreth um ein Schwert, und seit Beleg getötet worden war, hatte er kein Schwert mehr geschwungen, sondern sich stattdessen mit einer gewaltigen Keule bewaffnet. Nun ließ Orodreth für ihn ein großes Schwert schmieden, und ein Zauber machte die Klinge schwarz, und nur die Schneiden waren strahlend hell und scharf; und es steckte in einer schwarzen Scheide und hing an einem schwarzen Gürtel; und oft sprang dieses Schwert von selbst in Túrins Hand, und man erzählte sich, dass es zuweilen rätselhafte Worte zu ihm spreche. Und Túrin nannte es Gurtholfin, den Stab des Todes. Derart bewaffnet, durchstreifte er nun die Berge und tötete unablässig, so dass Schwarzschwert von den Rodothlim für die Orks ein Name des Entsetzens wurde, und lange Zeit wurde alles Unheil von den Höhlen der Gnomen abgewehrt. Daher rührt auch der Name Túrins bei den Gnomen, welche ihn in ihrer Sprache Mormagli oder Mormakil nennen, was schwarzes Schwert bedeutet.
Je größer indessen Túrins Tapferkeit wurde, desto tiefer wurde Failivrins Liebe, und wenn Männer in seiner Abwesenheit gegen ihn murrten, sprach sie für ihn und suchte immer, ihn zu unterstützen, und er betrug sich immer höflich undunbefangen gegen sie und sagte, er habe in den Landen der Gnomen eine liebliche Schwester gefunden. Jedoch durch Túrins Taten wurden die ursprünglichen Ratschlüsse der Rodothlim aufgehoben und ihre Behausungen weit und breit bekannt, so dass sie auch Melko nicht mehr verborgen waren; doch viele Noldoli flüchteten sich jetzt zu ihnen, ihre Stärke nahm zu, und Túrin wurde von ihnen in großen Ehren gehalten. Das war eine Zeit großer Fröhlichkeit, und die Menschen lebten für eine Weile wieder offen und konnten sich unbesorgt weit von ihren Heimen entfernen, und viele brüsteten sich mit der Errettung der Noldoli, während Melko im Stillen seine gewaltigen Horden sammelte. Diese ließ er plötzlich und unerwartet gegen sie los, und sie sammelten ihre Krieger in großer Hast und zogen gegen ihn, aber ach, ein Heer von Orks brach über sie herein und Wölfe und Orks, die auf Wölfen ritten; und darunter war auch ein großer Drache mit Schuppen aus glänzender Bronze, in dessen Atem sich Feuer und Rauch mischten, und sein Name war Glorund. 11 In dieser Schlacht fielen alle Männer der Rodothlim oder wurden gefangen, denn zahllos waren die Feinde, und das war das schlimmste Gemetzel seit der unheilvollen Schlacht von Nínin-Udathriol. 10 Im Kampf wurde Orodreth schwer verwundet, und Túrin trug ihn vom Schlachtfeld, bevor der Kampf zu Ende war, und mit der Hilfe Flindings, dessen Wunden nicht schwer waren, 12 brachte er ihn zu den Höhlen.
Dort starb Orodreth, und zuvor klagte er Túrin an, dass er sich immer seinem klugen Rat widersetzt habe, und TúrinsHerz wurde schwer ob der Vernichtung des Volkes, für die er verantwortlich gemacht wurde. 13 Darauf ließ er den toten Orodreth zurück und ging zu Galwegs Höhle, und dort weinte Failivrin bitterlich bei der Nachricht von ihres Vaters Tod, doch Túrin versuchte sie zu trösten; und überwältigt von Herzenspein und der Trauer um ihren Vater und den Untergang ihres Volkes, sank sie halb ohnmächtig an seine Brust und warf die Arme um ihn. So tief war Túrins Mitleid, dass er in dieser Stunde meinte, sie von Herzen zu lieben; doch nun waren er und Flinding und ein paar Greise und sterbende Männer allein, und die Orks, nachdem sie die Toten des Schlachtfeldes geplündert hatten, waren ihnen dicht auf den Fersen.
So stand Túrin vor den Türen, hatte Gurtholfin in der
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