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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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den großen Goldschatz der Rodothlim als Beute in Aussicht stellt, dieser das Angebot ohne Scham annimmt (wie ein wilder Elb der Wälder), und es im Grunde die Gier nach dem Schatz ist, nicht der Wunsch, Túrin zu helfen, der ihn bestimmt, einen Trupp auszusenden. Die Würde, die Macht und der Stolz Thingols werden größer, je deutlicher die Grau-Elben von Beleriand konturiert werden; ich habe bereits gesagt, dass Tinwelints Behausung anfangs »keine unterirdische Stadt voller Wunder war«, sondern eine zerklüftete Höhle, und hier wird nun deutlich, dass er einen Raubzug plant, um seinen kleinen Schatz an kostbaren Dingen zu vergrößern – himmelweit entfernt von der Beschreibung seiner ungeheuren Schätze in der Narn (S. 106): »Es verhielt sich nun so, dass Thingol in Menegroth über wohlbestückte Waffenkammern verfügte … Metalle, geschmiedet wie Panzer von Fischen und schimmernd wie Wasser im Mondlicht, Schwerter, Äxte, Schilde, Helme, angefertigt von Telchar selbst oder von seinem Lehrmeister Gamil Zirak, dem Alten, oder von Elbenschmieden, deren Arbeiten noch kunstreicher waren. Einige Stücke hatte er als Geschenke erhalten, sie stammten aus Valinor und waren der Meisterhand Feanors zu verdanken, den in allen Zeitaltern kein Kunstschmied übertraf.«
    In der späteren Erzählung wird die Begegnung mit dem Drachen zwar ganz anders geschildert, doch die übelriechenden Dämpfe als Grund für das Misslingen des Plans, die wahnsinnige Flucht der Pferde, die Verzauberung Nienors, die jede Erinnerung an ihre Vergangenheit auslöscht, sind bereits vorhanden. Der überraschendste Unterschied besteht vielleicht in der Tatsache, dass Mavwin bei der Unterhaltung mit Glorund anwesend war; und von diesem Gespräch findet sich in der Narn (S. 164f.) keine Spur; Nienor sagt nur, dass sie Túrin suche, und gibt damit dem Drachen ihre Identität preis. Die besondere Redeweise Glaurungs in der späteren Geschichte (höhnisch, barsch, klug und selbstbeherrscht und bodenlos niederträchtig) ist bereits in den Worten Glorunds vorgebildet, doch im Lauf der Entwicklung wurde er lakonischer und dadurch ungleich furchterregender.
    Der strukturelle Hauptunterschied liegt darin, dass der Geschichte das »Mablung-Element« völlig fehlt. Es gibt keinen Hinweis auf eine Erkundung der geplünderten Höhlen in der Abwesenheit des Drachen (wie es scheint, hat er sich tatsächlich nicht von ihnen entfernt); der Zweck des Unternehmens war ausgesprochen kriegerisch (»eine starke Streitmacht gegen den Foalóke«, »sie bereiteten sich auf den Kampf vor«), weil Tinwelint auf die Erbeutung des Schatzes hoffte, wogegen es später zu einem reinen Erkundungsunternehmen wurde,denn Thingol hatte »großes Verlangen, mehr über das Schicksal Nargothronds zu erfahren« (Narn, S. 157).
    Ein sonderbarer Punkt ist, dass, obgleich Mavwin und Nienóri auf dem »hochgelegenen Fleck« bleiben sollten, der später »Hügel der Späher« genannt wurde, und wo sie sich im Silmarillion und in der Narn auch tatsächlich aufhielten, sie diesen in der frühen Fassung offenbar nie erreichten, sondern Glorund in die Fänge liefen. Der Hügel hat also ursprünglich fast keine Rolle gespielt.
Turambar und Níniel (S. 159–164)
    In der späteren Geschichte wurde Nienor nach ihrer Verzauberung durch Glaurung von Mablung gefunden, der sie mit drei Gefährten zu den Grenzen von Doriath zurückführte. Die Verfolgung Nienors durch eine Bande von Orks (Narn, S. 167) ist vorhanden, doch sie hat nicht (wie später) die Funktion, dazu zu führen, dass Mablung und die anderen Elben (die nicht auftauchen) die fliehende Nienor verlieren. Statt dessen wird sie von Turambar gerettet, der nun bei den Waldmenschen haust. In der Narn (S. 167) fanden sie die Waldmenschen von Brethil, als sie von einem Zug gegen die Orks zurückkehrten; doch die Umstände sind ganz andere, weil in der Geschichte der Haudhen-Elleth, der Grabhügel Finduilas’, nicht vorkommt.
    Interessant ist Nienors Antwort, als Turambar sie Níniel nennt. Im Silmarillion und in der Narn schüttelt sie den Kopf, sagt jedoch: »Níniel«; in der vorliegenden Geschichte sagt sie: »Nicht Níniel, nicht Níniel«. Man hat den Eindruck, dass es in der alten Geschichte lediglich die Ähnlichkeit von Níniel mit ihrem eigenen vergessenen Namen Nienóri war, die ihren verdunkelten Geist anrührte, wogegen sie in der späteren Geschichte den Namen Níniel in gewisser Weise akzeptierte.
    Ein ursprüngliches Element der

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