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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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mit Turambar zur Silberschale und verabschiedet sich dort von ihm. Doch ein Detail der frühen Geschichte überlebte: Turambars Worte zu Níniel (»nicht du, nicht ich werden heute sterben, weder durch die Bosheit des Drachen noch durch die Schwerter der Feinde«) finden sich fast gleichlautend in der Narn (S. 180) wieder: »Weder werden du noch ich von diesem Drachen getötet werden, noch von irgendeinem anderen Feind aus dem Norden«; und im ersten Fall »stillte sie ihre Tränen und fiel in Schweigen«, im zweiten »hörte sie zu weinen auf und verfiel in Schweigen«. Insgesamt ist die Situation in der Geschichte einfacher, da die Waldmenschen kaum als Charaktere gezeichnet sind; Tamar ist nicht wie Brandir der rechtmäßige Anführer der Waldmenschen, also fehlt auch das Motiv der Erbitterung gegen Turambar; es gibt dort keinen Dorlas, um ihn zu beleidigen, und keinen Hunthor, um Dorlas zurechtzuweisen. Tamar ist freilich in derGeschichte zusammen mit Níniel am Ort des Geschehens und hat sich mit einem Schwert bewaffnet. Viele verspotteten ihn deswegen, ebenso wie es später von Brandir heißt, so etwas habe er »zuvor selten getan« ( Narn, S. 184).
    In der frühen Fassung bricht Turambar vom Wasserfall mit sechs Gefährten auf, die sich am Ende alle als feige erweisen, wogegen er in der späteren Fassung nur zwei Begleiter hat, Dorlas und Hunthor, von denen Hunthor standhaft blieb, jedoch in der Schlucht von einem fallenden Stein getötet wurde. Doch das Ergebnis ist dasselbe: Turambar muss allein in die Schlucht klettern. In der frühen Fassung bleibt der Drache die ganze Nacht am Rande der Schlucht und rührt sich erst bei Tagesanbruch, so dass die Ereignisse, die unmittelbar danach stattfinden, sich bei Tageslicht abspielen. Doch in anderen Punkten blieb die Tötung des Drachen fast unverändert, was besonders deutlich wird, wenn man die Geschichte mit der Narn vergleicht (S. 186f.). In beiden Fällen muss Turambar sein erstes Versteck verlassen, um direkt unter den Bauch des Drachen zu gelangen (dies fehlt im Silmarillion ).
    Es bleiben noch zwei wichtige Punkte zu erwähnen. An zwei Stellen ist dem Manuskript mit Bleistift etwas hinzugefügt worden. Die eine Stelle macht uns mit dem Zwerg Mîm bekannt, der während Glorunds Abwesenheit dessen Schatz bewachen soll – es darf bezweifelt werden, ob er für dieses Amt der Richtige war; vgl. dazu S. 213. Die andere Stelle betrifft die Tatsache, dass Níniel von Turambar schwanger war, wovon im ursprünglichen Text nicht die Rede ist; vgl. S. 210.
Der Tod von Túrin und von Nienóri (S. 174–179)
    Der Schluss der Geschichte stimmt in allen Fassungen überein: das Mondlicht, die Pflege von Turambars verbrannter Hand, der Schrei Níniels, der den Drachen weckte und zu seiner letzten Bosheit führte, die Anklage des Drachen, Turambar sei das Werkzeug unsichtbarer Feinde; Tamar/Brandir wird von Turambar »Klumpfuß« genannt und getötet; das plötzliche Verwelken der Blätter am Ort von Níniels Todessprung; die Anrufung der Wasser durch Níniel und die Worte Turambars an sein Schwert, die Errichtung von Túrins Grabhügel und das Anbringen der »sonderbaren Schriftzeichen«.Diese Aufzählung ließe sich noch ergänzen. Doch es gibt auch viele Unterschiede, von denen ich hier nur einige der wichtigsten erwähne.
    Da Mablung in der frühen Geschichte fehlt, ist es nur Turambars Eingebung (»nun befreit von Blindheit« – die Verblendung, die Melko »Túrin einst bestimmt hatte«, S. 132) 17 , die ihm sagt, dass Tamar die Wahrheit spricht. Die Tötung Glaurungs und alle folgenden Ereignisse sind in der späten Geschichte auf den Zeitraum einer einzigen Nacht und den folgenden Morgen zusammengedrängt, wogegen dies in der frühen Fassung zwei Nächte, den dazwischenliegenden Tag und den Morgen des zweiten erforderte. Turambar wird von den drei Männern, die ihn in der Schlucht im Stich gelassen hatten, zum Hügel zurückgetragen, während er in der späten Fassung aus eigener Kraft dorthin kommt. (In der frühen Geschichte fehlt der Tod Dorlas’ durch Brandirs Hand.)
    Interessant ist der Wechsel des Ortes, an dem Túrin und Nienóri starben. In der frühen Geschichte gibt es nur einen Fluss; Níniel folgt ihm flussaufwärts durch die Wälder und stürzt sich von den Fällen der Silberschale (der Ort wurde später Nen Girith genannt), und hier, auf der Lichtung oberhalb der Fälle, tötet sich auch Turambar; in der späteren Geschichte sprang sie in die

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