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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Eisenhöllen fern waren, und ihre Herzen bebten, und sie flohen nicht, selbst wenn sie es konnten; und darauf baute Melko oft).
    Nun öffnen sich die Tore von Gondolin, und eine Menge kommt den beiden Wanderern neugierig entgegen, voll Freude, dass weitere Noldoli vor Melko hierher geflohen sind, und sie wundern sich über Tuors große Gestalt und seine hageren Glieder, über seinen schweren Speer mit einer Spitze aus Fischknochen und über seine große Harfe. Wild sah er aus, und seine Locken waren ungekämmt, und er war in Bärenfelle gekleidet. Es steht zu lesen, dass die Väter der Väter der Menschen in jenen Tagen kleiner waren als die heutigen Menschen und die Kinder von Elbenheim größer gewachsen waren, doch Tuor war größer als alle, die ihn umstanden. In der Tat hatten sich die Rücken der Gondothlim nicht gekrümmt wie die manch anderer aus ihrem unglücklichen Geschlecht, die ohne Unterlass für Melko schufteten, gruben und hämmerten, sondern sie waren klein und schlank und sehr geschmeidig. 18 Sie waren schnellfüßig und über die Maßen wohlgebildet; Süße und Bitterkeit waren in ihre Lippen gegraben, und die Freude in ihren Augen war immer den Tränen nahe; denn in jenen Zeiten waren die Gnomen Verbannte im Grunde des Herzens, von einem Verlangen gequält nach ihrer alten Heimat, das niemals verblasste. Doch Schicksal und unstillbarer Hunger nachWissen hatten sie an ferne Plätze verschlagen, und nun waren sie von Melko eingesperrt und mussten ihre Wohnstätte mit Liebe und Arbeit so schön gestalten, wie sie es vermochten.
    Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist, dass die Menschen immer die Noldoli mit den Orks gleichgesetzt haben, welche die Kobolde Melkos sind; vielleicht weil gewisse Noldoli dem Bösen Melkos verfielen und sich mit den Orks vermischt haben, denn diese ganze Rasse erschuf Melko unter der Erde aus Hitze und Schlamm. Ihre Herzen waren aus Granit und ihre Leiber missgestaltet; ekelhaft ihre Gesichter, und kein Lächeln war ihnen eigen, sondern nur ein Lachen wie schepperndes Metall, und nichts taten sie lieber, als bei den niederträchtigsten Anschlägen Melkos zu helfen. Der größte Hass war zwischen ihnen und den Noldoli, von denen sie Glamhoth genannt wurden oder das Volk furchtbaren Hasses.
    Hört nun, wie die bewaffneten Wächter des Tores die Menge zurückdrängten, die sich dort um die Wanderer versammelte. Und einer von ihnen sprach: ›Dies ist eine Stadt der Wacht und Hut, Gondolin auf dem Amon Gwareth, wo alle frei leben können, die reinen Herzens sind, doch kein Unbekannter darf sie betreten. So nennt mir denn eure Namen.‹ Doch Voronwe nannte sich Bronweg von den Gnomen, der hierhergekommen sei 19 nach dem Willen Ulmos als Führer dieses Sohnes der Menschen; und Tuor sagte: ›Tuor heiß ich, bin der Sohn von Peleg, dem Sohn von Indor aus dem Haus der Schwäne von den Söhnen der Menschen des Nordens, die weit von hier wohnen, und auf Geheiß Ulmos von den Äußeren Ozeanen komme ich her.‹
    Da verstummten alle, die zuhörten, und seine tiefe, dröhnende Stimme versetzte sie in Erstaunen, denn ihre eigenen Stimmen waren so lieblich wie das Gelispel der Quellen. Darauf riefen viele Stimmen: ›Führt ihn zum König.‹
    Darauf kehrte die Menge durch die Tore in die Stadt zurück, und die Wanderer gingen mit ihr, und Tuor sah, dass die Tore aus Eisen waren und sehr hoch und dick. Die breiten Straßen von Gondolin waren nun mit Steinen gepflastert, mit Marmor eingefasst, und schöne Häuser und Höfe inmitten von blumenhellen Gärten säumten sie, und viele Türme erhoben sich gegen den Himmel, erbaut aus weißem Marmor und mit wundervollen Steinmetzarbeiten verziert. Plätze gab es, wo Springbrunnen waren und Vögel im Geäst uralter Bäume sangen, doch auf dem größten aller Plätze stand der Palast des Königs, und dessen Turm war der höchste der Stadt, und die Springbrunnen, die vor seinen Toren spielten, schossen mehr als einhundertundfünfzig Fuß hoch in die Luft und fielen in einem klingenden Kristallregen nieder; darin glitzerte bei Tag prächtig die Sonne, und bei Nacht schimmerte darin das Mondlicht höchst zauberhaft. Die Vögel, die dort hausten, waren weiß wie Schnee und ihre Stimmen süßer als ein Schlaflied.
    Zu beiden Seiten der Palasttore stand ein Baum, und einer davon trug goldene und der andere silberne Blätter, und niemals welkten sie, denn einst waren sie Schösslinge der ruhmreichen Bäume von Valinor, die jene Orte erhellten, bevor

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