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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Hilfe gewesen.‹
    Da wurde Tuors Herz schwer, und Voronwe weinte; und Tuor saß bei dem großen Springbrunnen des Königs, und sein Geplätscher erinnerte ihn an die Musik der Wellen, und in seiner Seele erklangen schmerzlich die Muscheln Ulmos, und er wollte zurückkehren über die Wasser des Sirion zum Meer. Turgon aber, der wusste, dass Tuor, wenn er auch sterblich war, die Gunst der Valar genoss, was sein kraftvoller Blick und die Kraft seiner Stimme verrieten, ließ ihm sagen, er möge in Gondolin bleiben, sein Wohlwollen genießen und, wenn er wolle, sogar in den königlichen Hallen wohnen.
    Da sagte Tuor ja, weil er müde und dieser Ort angenehm war; und so kam es, dass Tuor in Gondolin blieb. Nicht von allem, was Tuor bei den Gondothlim tat, berichtet die Geschichte, doch es heißt, dass er oft versucht war, sich fortzustehlen, denn er war der Menge des Volks überdrüssig und dachte an einsame Wälder und Täler oder hörte von ferne die Meeresmusik Ulmos, wäre nicht sein Herz erfüllt gewesen von der Liebe zu einer Frau der Gondothlim, und sie war die Tochter des Königs.
    Tuor lernte nun viele Dinge in diesen Reichen, die ihn Voronwe lehrte, den er liebte und der ihm die allergrößte Liebe entgegenbrachte; auch von den geschickten Männern der Stadt und von den weisen Männern des Königs wurde er unterwiesen. So wurde er denn kraftvoller, als er es vorher gewesen war, und seine Worte zeugten von Klugheit; und vieles enthüllte sich ihm, das zuvor unklar gewesen war, und viele Dinge erfuhr er, die sterblichen Menschen noch unbekannt waren. Dort vernahm er die Geschichte der Stadt Gondolin, und dass unermüdliche Arbeit durch Jahre und Zeitalter zu ihrem Bau undihrer Ausschmückung nicht ausgereicht hatten, woran das Volk 20 noch arbeitete; man erzählte, wie der geheime Gang angelegt wurde, den das Volk Weg der Flucht nannte; darüber hatte es geteilte Meinungen gegeben, doch am Ende hatte das Mitleid mit den versklavten Noldoli überwogen, und man hatte sich zum Bau entschlossen; man erzählte ihm von der Wache, die bewaffnete Männer dort stets hielten und desgleichen an bestimmten niedrig gelegenen Plätzen in den umzingelnden Bergen; von den Wächtern, die unausgesetzt auf den höchsten Gipfeln dieses Gebirgszuges Ausschau hielten, wo Leuchtfeuer als Signale bereit waren; denn immer war dieses Volk auf der Hut vor einem Angriff der Orks, falls ihre Festung entdeckt werden sollte.
    Nun wurde die Wache auf den Bergen eher aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit unterhalten, denn vor langer Zeit hatten die Gondothlim unter unvorstellbaren Mühen die ganze Ebene rings um Amon Gwareth eingeebnet und freigeräumt und erforscht, dass kaum ein Gnom oder Vogel, kein wildes Tier, keine Schlange sich nähern konnte, sondern bereits viele Wegstunden entfernt erspäht wurde, denn viele gab es unter den Gondothlim, deren Augen schärfer waren als die der Falken von Manwe Súlimo, dem Herrn der Götter und Elben, der auf dem Taniquetil wohnt; und deshalb nannten sie das Tal Tumladin oder das Tal der Glätte. Nun war dieses große Werk zu ihrer Zufriedenheit beendet, und das Volk grub umso emsiger nach Metallen und schmiedete alle Arten von Schwertern und Äxten, Speeren und Hellebarden, und es fertigte Kettenhemden, Harnische und Halsbergen, Beinschienen, Armschienen, Helme und Schilde. Tuor erfuhr nun, dass man bereits so viele Pfeile besaß, dass das ganze Volk von Gondolin ohne Innehalten viele Jahre Tag und Nacht mit seinen Bogen schießen konnte, ohne den Vorrat an Pfeilen aufzubrauchen,und dass darum die Furcht vor den Orks von Jahr zu Jahr geringer wurde.
    Dort erwarb Tuor Kenntnis vom Bauen mit Stein, von der Kunst des Steinmetzen, der Gestein und Marmor behaute; er vertiefte sich ins kunstreiche Weben und Spinnen, Sticken und Malen und Hämmern von Metall. Liebliche Musik vernahm er dort, worin jene am erfindungsreichsten waren, die in der südlichen Stadt wohnten, denn dort spielte eine Vielzahl murmelnder Quellen und Brunnen. Vieles dieser zarten Kunst machte sich Tuor zu eigen und lernte es einzuflechten in seine Lieder, zur Verwunderung und Freude aller, die ihnen lauschten. Seltsame Geschichten wurden ihm erzählt von Sonne und Mond und Sternen und den Himmelstiefen; und er erfuhr vom geheimen Wesen der Elben und von ihrer Art zu reden und ihren alten Sprachen; und er hörte von Ilúvatar erzählen, dem Herrn auf immer und ewig, der außerhalb der Welt wohnte, von der großen Musik der Ainur zu

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