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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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und er gebot, die Wachen an allen Stellen zu verdreifachen, und ließ von seinen Feuerwerkern Maschinen bauen und auf dem Berg aufstellen. Vergiftete Feuer und siedende Flüssigkeiten, Pfeile und große Felsbrocken wurden vorbereitet, jeden, der diese leuchtenden Mauern angriff, zu empfangen; und darauf lebte er so zufrieden weiter wie möglich, doch Tuors Herz war schwerer als das des Königs, denn nun kamen ihm immer Ulmos Worte in den Sinn, und jetzt begriff er ihren Sinn und Ernst eindringlicher als einst; auch bei Idril fand er kaum Trost, denn ihr Herz war noch mehr erfüllt von dunklen Ahnungen als sein eigenes.
    Ihr müsst wissen, dass Idril die starke Macht besaß, die Dunkelheit in den Herzen von Elben und Menschen mit ihren Gedanken zu durchdringen und die Finsternisse der Zukunft dazu – sogar noch tiefer als es gewöhnlich in der Macht der Geschlechter der Eldalie steht; darum sagte sie eines Tages zuTuor: ›Wisse, mein Gemahl, dass ich an Meglin zweifle und mein Herz mich Böses ahnen lässt, und ich fürchte, dass er ein Unheil über dieses schöne Reich bringen wird, wenn ich auch durchaus nicht erkennen kann, wie und wann – aber ich fürchte, dass alles, was er über unsere Maßnahmen und Vorkehrungen weiß, auf irgendeine Weise dem Feinde bekannt werden könnte, so dass er auf ein neues Mittel sinnen kann, uns zu überwältigen, welches wir bei unserer Verteidigung nicht bedacht haben. Höre! Eines Nachts träumte mir, dass Meglin eine Esse baute, unvermutet zu uns kam und Earendel, unser Kind, hineinwarf und danach dich und mich; doch ich widersetzte mich nicht aus Kummer um den Tod unseres schönen Kindes.‹
    Und Tuor antwortete: ›Deine Furcht ist nicht grundlos, denn auch mein Herz ist Meglin nicht wohlgesonnen; doch ist er der Neffe des Königs und dein eigner Vetter, und es ist ihm nichts vorzuwerfen. Ich sehe nicht, was wir tun können, außer warten und wachen.‹
    Aber Idril sagte: ›Dies nun ist mein Rat: Sammle du ganz im Geheimen jene Schürfer und Steinbrecher, von denen nach sorgsamer Prüfung feststeht, dass sie, wegen Meglins stolzen und anmaßenden Betragens gegen sie, die geringste Liebe für ihn hegen. Von diesen musst du vertrauenswürdige Männer auswählen, die Meglin im Auge behalten, wann immer er sich zu den äußeren Bergen begibt, doch ich rate dir, den größten Teil jener, deren Verschwiegenheit du trauen kannst, insgeheim graben zu lassen und mit ihrer Hilfe – so behutsam und zeitraubend das Werk auch vorankommen mag – einen verborgenen Gang zu bauen, der von deinem Haus durch die Felsen dieses Berges nach unten bis ins Tal führt. Dieser Gang soll nun nicht in den Weg der Flucht münden, denn mein Herz rät mir, ihm nicht zu trauen, sondern geradewegs zu dem weitentfernten Pass, der Adlerspalte in den südlichen Bergen; und je weiter dieser Gang sich unterhalb der Ebene in diese Richtung erstreckt, desto besser wird er uns dienen – doch außer einigen wenigen darf von diesen Arbeiten niemand etwas wissen.‹
    Es gibt nun niemanden, der sich so auf den Tunnelbau in Erde oder Fels versteht wie die Noldoli (und das weiß Melko), doch an diesen Orten ist die Erde sehr hart; und Tuor sagte: ›Das Gestein des Amon Gwareth ist wie Eisen, und nur unter großen Mühen kann es gespalten werden; wenn das jedoch im Geheimen geschehen soll, muss viel Zeit und Geduld hinzukommen; der Stein jedoch, der den Boden des Tales von Tumladin bildet, ist wie geschmiedeter Stahl, und ohne das Wissen der Gondothlim lässt er sich nicht aushauen, außer in Monaten und Jahren.‹
    Darauf erwiderte Idril: ›Vielleicht ist das wahr, aber so ist mein Rat, und wir haben noch Zeit.‹ Tuor sagte, er begreife nicht ganz den Sinn, ›doch jeder Plan ist besser als gar kein Rat, und ich werde tun, was du gesagt hast.‹
    Nun fügte es sich, dass nicht lange danach Meglin in die Berge zog, um Erz zu holen. Und als er allein durch die Berge streifte, nahmen ihn einige der Orks gefangen, die dort umherschlichen, und sie wollten ihm Böses tun und ihn schwer zurichten, denn sie wussten, dass er aus Gondolin kam. Dies jedoch blieb Tuors Wächtern verborgen. Doch Bosheit kam in Meglins Herz, und er sagte zu seinen Peinigern: ›Wisset denn, dass ich Meglin bin, der Sohn von Eol, welcher Isfin zum Weibe hatte, die Schwester von Turgon, dem König der Gondothlim.‹ Doch die Orks erwiderten: ›Was schert uns das?‹ Und Meglin sagte: ›Es ist sehr wichtig für euch; wenn ihr mich nämlich

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