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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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gleichwohl seinen Nutzen aus der Kunst der Zwerge ziehen. Darum ließ er Ufedhin und seine Gefährten unvermittelt ergreifen, und er sagte zu ihnen: ›Hier in meinen Hallen sollt ihr als Geiseln bleiben, bis ich meinen Schatz wiedersehe.‹ Nun dachte Tinwelint insgeheim, Ufedhin und seine Gnomen seien für die Zwerge von größter Wichtigkeit und keine Begierden so stark, sie zu verleiten, die Gnomen ihrem Schicksal zu überlassen. Doch der Gnom war sehr zornig und sagte: ›Die Nauglath sind keine Diebe, o König, und ihre Freunde sind es ebenso wenig.‹ Doch Tinwelint erwiderte: ›Doch der Glanz von allzu vielem Gold hat viele zu Dieben gemacht, die vorher anders waren‹, und Ufedhin sah sich gezwungen einzuwilligen, doch in seinem Herzen verzieh er Tinwelint nicht.
    Darum wurde nun das Gold von Männern des Königs nach Nogrod gebracht, und nur ein einziger Gefährte Ufedhins geleitete den Zug; und die Abmachung zwischen Ufedhin undTinwelint wurde Naugladur, dem König von Nogrod, kundgetan.
    Während der Zeit des Wartens wurde nun am Hof von Tinwelint Ufedhin freundlich behandelt, doch er war zum Nichtstun gezwungen, und der Ärger nagte an ihm. In seiner Muße grübelte er fortwährend darüber nach, welch schönen Schmuck aus Gold und Edelsteinen er später für den König schmieden würde, doch dieser war bloß dazu bestimmt, den König noch mehr zu umgarnen, denn der Gnom begann bereits düstere Ränke tiefster Habgier und Rache zu spinnen.
    Nachdem auf den Tag genau sieben volle Monde verstrichen waren, riefen die Wächter an der Brücke des Königs: ›Seht! Dort kommt eine große Schar durch den Wald, und alle sind, wie es scheint, alte Männer, und sie tragen sehr schwere Lasten auf ihren Rücken.‹ Als er das hörte, sagte der König: ›Es sind die Nauglath, die ihr Versprechen halten: Nun sollst du frei sein, Ufedhin, und ihnen meine Grüße bringen und sie auf der Stelle in meine Hallen führen.‹ Und Ufedhin eilte glücklich fort, doch der Groll blieb in seinem Herzen. Darum bewog er die Nauglath, als er insgeheim mit ihnen sprach, am Ende eine sehr große Belohnung zu fordern, die der König nicht gewähren konnte, ohne gedemütigt zu werden; und er enthüllte ihnen noch mehr von seinen Plänen, deren Ziel es war, dass das Gold am Ende für immer nach Nogrod kam.
    Nun kamen die Zwerge gleichwohl über die Brücke und vor den Thron des Königs, und wahrlich, was ihre Handwerkskunst geschaffen, hatten sie in seidenen Tüchern und kunstvoll geschnitzten Schreinen hierhergebracht. Wie anders hatte Úrin den Schatz herbeigeschleppt, und die Hälfte davon ruhte noch in groben Säcken und ungefügen Kästen; doch als das Gold nun wieder zum Vorschein kam, erhob sich ein einziger Ruf des Staunens, denn die Dinge, welche die Nauglathgemacht hatten, waren weit wunderbarer als die schlichten Gefäße und Verzierungen, welche die Rodothlim einst geschaffen hatten. Der König erblickte Becher und Kelche, und manche hatten doppelte Böden oder seltsam verschlungene Henkel, und es gab sonderbar geformte Trinkhörner, Schüsseln und Platten, Krüge und Flaschen und alles Zubehör für ein königliches Festessen. Es gab Kerzenständer und Halter für Fackeln, und niemand konnte die Ringe und Armreifen, die Spangen und Ketten zählen und die kleinen Kronen aus Gold; und all diese Dinge waren so fein gearbeitet und so kunstreich verziert, dass Tinwelint viel glücklicher war, als Ufedhin gehofft hatte.
    Doch bis jetzt war Ufedhins Plänen kein Erfolg beschieden, denn Tinwelint erlaubte mitnichten, dass Ufedhin oder die Nauglath sich nach Nogrod aufmachten, weder mit dem unbearbeiteten Gold, das übrig war, noch ohne es, und er sagte: ›Was würde man von mir denken, wenn ich euch nach der Mühsal eurer schwerbeladenen Reise hierher so rasch wieder ziehen ließe, damit ihr Tinwelints Mangel an Höflichkeit dort in Nogrod laut verkündet? Verweilt eine Zeitlang, ruht euch aus und lasst es euch wohl ergehen, und danach sollt ihr das übrige Gold haben und könnt mit Freuden an die Arbeit gehen; jede Hilfe, die ich oder mein Volk euch bei eurem Werk gewähren können, soll euch zuteil werden, und am Ende erwartet euch eine Belohnung, die reich sein wird und mehr als angemessen.‹
    Doch sie wussten trotz allem, dass sie Gefangene waren, und als sie insgeheim die Ausgänge prüften, fanden sie sie streng bewacht. Da sie sich nun keinen anderen Rat wussten, verbeugten sie sich vor dem König, und die Gesichter des

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