Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
einzelnen Notizbuch und trägt den Titel Das Nauglafring: Das Halsband der Zwerge.
Der Anfang der Geschichte ist ein wenig verwirrend. Bevor die Geschichte Der Fall von Gondolin erzählt wird, sagt Lindo zu Winzigherz: »… es ist unser aller Wunsch, dass du uns so bald als nur möglich die Geschichten von Tuor und von Earendel erzählst.« Und dieser erwidert: »Es ist eine umfangreiche Geschichte, und wenn sie richtig erzählt werden soll, müsst ihr siebenmal zum Geschichten-Feuer kommen; und so verflochten ist sie mit den Geschichten vom Nauglafring und vom Elben-Marsch, dass ich beim Erzählen gern Beistand hätte von Ailios …« Wenn also zu Beginn der vorliegenden Geschichte Winzigherz den Sessel des Geschichtenerzählers an Ailios abtritt, damit dieser vom Nauglafring erzählen kann, passt das in den allgemeinen Kontext; doch hätten wir nicht erwartet, dass die neue Geschichte mit den Worten »Aber nach einer Weile wurde das Schweigen gebrochen« beginnen würde, nachdem Der Fall von Gondolin mit den Worten schloss: »Und im Raum der Scheite sprach lange Zeit nicht einer ein Wort, und niemand rührte sich.« Auf jeden Fall hätte man nach der sehr langen Geschichte Der Fall von Gondolin mit der nächsten Geschichte gewiss bis zum kommenden Abend gewartet.
Auch hier handelt es sich wieder um ein Manuskript, das mit Tinte über einen ausradierten Bleistifttext geschrieben ist, doch reicht dies nur bis zu den Worten »seine Habgier zu stillen« (S. 350). Von dort an gibt es nur noch die hastig geschriebene ursprünglicheRohfassung in Bleistift, die stellenweise nicht zu entziffern ist; und einen Teil davon hat mein Vater gründlich überarbeitet, während er noch mit der Niederschrift der Geschichte selbst beschäftigt war.
Das Nauglafring
Das Halsband der Zwerge
Aber nach einer Weile wurde das Schweigen gebrochen, und einige Zuhörer murmelten »Earendel«, doch andere sagten: »Nein – was hat es auf sich mit dem Nauglafring, dem Halsband der Zwerge?« Darum räumte Ilfiniol den Sessel des Geschichtenerzählers und sagte: »Fürwahr, es wäre besser für diese Geschichte, wenn Ailios von all den Dingen erzählte, die mit diesem Halsband zu tun haben.« Und Ailios war in keiner Weise abgeneigt, und indem er seine Zuhörer anblickte, begann er folgendermaßen zu erzählen:
»Erinnert ihr euch alle daran, wie Úrin der Standhafte Tinwelint das Gold Glorunds vor die Füße warf, es nicht wieder anrührte, sondern voller Kummer nach Hisilóme zurückging und dort starb?« Und alle sagten, die Geschichte stehe ihnen noch lebendig vor Augen.
»So wisset denn«, sagte Ailios, »dass der König mit großem Schmerz auf Úrin blickte, als dieser die Halle verließ, und er war des Bösen überdrüssig, mit dem Melko solchermaßen alle Herzen betrog; doch die Geschichte erzählt, dass der Zauberbann, den Mîm, der Vaterlose, auf jenen Hort gelegt hatte, so wirksam war, dass alle, die ihn anschauten, vom Hauch des Unheils gestreift wurden, während er, sonderbar schimmernd im Fackelschein, in der königlichen Halle am Boden lag.
Darum murrten nun die Männer aus Úrins Bande, und einer sagte zum König: ›Hört, Herr, unser Anführer Úrin, ein alter,verrückter Mann, ist fortgegangen, doch wir haben nicht die Absicht, auf unsere Beute zu verzichten.‹
Darauf sagte Tinwelint, denn auch er war von der goldenen Verlockung nicht unberührt: ›Niemals! Wisst ihr nicht, dass dieses Gold dem Stamme der Elben gemeinsam gehört? Denn die Rodothlim, die es vor langer Zeit der Erde abgewannen, sind nicht mehr. Und nicht eine Handvoll davon darf jemand für sich beanspruchen 1 , ausgenommen Úrin für seinen Sohn Túrin, welcher den Drachen erschlug, der die Elben beraubte; doch Túrin ist tot, und Úrin will nichts von dem Schatz haben; und Túrin war mein Gefolgsmann.‹
Diese Worte versetzten die Gesetzlosen in große Wut, bis der König sagte: ›Verlasst nun diese Hallen und sucht nicht, o Narren, den Streit mit den Elben des Waldes, dass euch der Tod nicht ereile oder der schreckliche Zauber Valinors euch in den Wäldern heimsuche. Schmäht nicht den Namen Tinwelints, des Königs der Wald-Elben, denn reichlich will ich euch eure Mühe lohnen, mit der ihr das Gold hergebracht habt. Trete nun ein jeder vor, nehme von dem Gold so viel, wie er mit beiden Händen ergreifen kann, und gehe dann in Frieden seiner Wege.‹
Dies nun wiederum missfiel den Elben des Waldes, die lange in der Nähe gestanden und das Gold
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