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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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angestarrt hatten; doch die Gesetzlosen taten wie geheißen, und mehr noch, denn einige gingen zweimal zum Schatz und gar dreimal, und in der Halle erhob sich ein Wutgeschrei. Da wollten die Wald-Elben sie an diesem Diebstahl hindern, und darüber gab es mächtigen Streit, so dass niemand auf den König hörte, der ihnen befahl einzuhalten. Darauf zogen die Gesetzlosen, eine Schar grimmiger und furchtloser Männer, ihre Schwerter und schlugen um sich, so dass auf den Stufen des königlichen Thronsitzes selbst im Nu ein heftiger Kampf entbrannte. Die Gesetzlosenwaren mutige Männer und wussten, nicht zuletzt durch ihren Krieg mit den Orks, 2 Schwert und Axt vortrefflich zu führen, so dass viele Elben ihr Leben lassen mussten, bevor der König, der sah, dass es weder Frieden noch Versöhnung geben werde, eine Schar seiner Krieger herbeirief; und die Gesetzlosen, verwirrt durch die stärkeren Zauber des Königs 3 und mit dem Dunkel in den Hallen des Königs nicht vertraut, wurden allesamt erschlagen, so erbittert sie auch fochten; doch des Königs Halle schwamm in Blut, und das Gold, das vor seinem Thron lag, von stampfenden Füßen zerstreut und zertreten, war mit Blut getränkt. So nahm der Fluch von Mîm, dem Zwerg, seinen Lauf; und noch eine weitere Saat des Leides, welche die Noldoli einst in Valinor gesät hatten, war aufgegangen. 4
    Dann wurden die Leichen der Gesetzlosen fortgeschafft, doch die toten Wald-Elben ließ Tinwelint in der Nähe des Grabhügels von Tinúviel bestatten, und es heißt, dass dieser große Grabhügel noch immer in Artanor steht und die Elben ihn lange Cûm an-Idrisaith nannten, den Grabhügel der Habsucht.
    Nun kam Gwenniel zu Tinwelint und sprach: ›Rühr dieses Gold nicht an, denn mein Herz sagt mir, dass ein dreifacher Fluch darauf liegt. Verflucht ist es wahrlich durch den Atem des Drachen und verflucht auch durch das Blut deiner Vasallen, das es befleckt, und durch den Tod jener 5 , die sie erschlugen; doch ein noch schlimmeres und tieferes Übel, so scheint mir, lastet darauf, das ich nicht zu erkennen vermag.‹
    Da besann sich der König auf die Klugheit seiner Gemahlin Gwenniel und war gesonnen, ihrem Rat zu folgen, und er befahl, den Schatz zusammenzulesen und in den Strom zu werfen, der vor seinen Toren floss. Aber trotzdem konnte er seinen Zauber nicht abschütteln, und er sagte zu sich selbst: ›Zuerst will ich einen letzten Blick auf seine Pracht werfen, bevor ichmich seiner für immer entledige.‹ Deshalb ließ er den Schatz in reinem Wasser waschen, von den Blutflecken säubern und ihn vor sich ausbreiten. Nun sind solch gewaltige Haufen Goldes seitdem nie mehr an einem Platz beisammen gewesen; und das Gold war zum Teil zu Bechern verarbeitet, zu Schalen und Geschirr, und es gab Hefte für Schwerter und Scheiden für Degen und Dolche; doch der größte Teil war unbearbeitetes rotes Gold in Klumpen und Barren. Den Wert dieses Schatzes konnte niemand schätzen, denn inmitten des Goldes lagen viele Edelsteine, herrlich anzuschauen; die Väter der Rodothlim hatten sie nämlich aus Valinor mitgebracht als Teil jenes unermesslichen Hortes, den die Noldoli dort ihr Eigen genannt hatten.
    Als er nun den Schatz betrachtete, sagte Tinwelint: ›Wie prachtvoll ist dieser Schatz! Und ich habe nicht den zehnten Teil davon, und von den Gemmen aus Valinor besitze ich nicht eine, bis auf den Silmaril, den Beren aus Angband brachte.‹ Aber Gwenniel, die bei ihm war, sagte: ›Und dieser ist ebenso viel wert wie alles, was hier liegt, und wäre es dreimal so viel.‹
    Darauf erhob sich einer aus dem Gefolge, und das war Ufedhin, ein Gnom; doch er hatte auf seinen Wanderungen mehr von der Welt gesehen als irgendeiner sonst aus des Königs Volk, und lange hatte er bei den Nauglath gewohnt und den Indrafangs, ihren Verwandten. Die Nauglath sind eine sonderbare Rasse, und niemand weiß genau, woher sie kommen; und sie dienen weder Melko noch Manwe und bekümmern sich nicht um Elben und nicht um Menschen, und manche sagen, dass sie von Ilúvatar nicht gehört haben, und wenn doch, so glauben sie nicht an ihn. Gleichwohl übertrifft sie niemand an Künsten und Wissenschaften und an Kenntnis der verborgenen Kräfte aller Dinge, die in der Erde 6 oder unter dem Wasser zu finden sind; doch sie wohnen unter der Erde inGrotten oder Tunnelstädten, und einst war Nogrod von diesen die gewaltigste. Alt sind sie, und niemals sieht man ein Kind bei ihnen, und nie lachen sie. Sie sind untersetzt, doch

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