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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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erinnert zu werden. Doch er heuchelte Wohlwollen, ließ die Künstler zu sich kommen und pries ihre Arbeit mit königlichen Worten. Schließlich sagte er: ›Jemand, Ufedhin mit Namen, sagte mir vorzeiten, am Ende würden die Künstler ihren Lohn mir nennen, den sie erheischten, doch werde er gering sein, da sie die Arbeit aus Liebe verrichteten und es Ufedhins Wunsch sei, der goldene Hort möge nicht fortgeworfen werden und verlorengehen. Was also verlangt ihr, das ich euch gewähren soll?‹
    Darauf erwiderte Ufedhin spöttisch: ›Für meinen Teil verlange ich nichts, o Herr; wahrlich, die Gastfreundschaft, die ich sieben und drei Monde in deinen Hallen genoss, ist mehr wert, als ich verlangen kann.‹ Aber die Zwerge sprachen: ›Dies erbitten wir: Jeder von uns verlangt für die sieben Monde seiner Arbeit sieben Edelsteine aus Valinor und sieben Zaubergewänder, die allein Gwendelin 9 weben kann, und jeder verlangt einen Sack voll Gold; doch für die schwere Arbeit, die wir drei Monde lang gegen unseren Willen in deinen Hallen verrichtet haben, erheischt jeder von uns drei Säcke voll Silber und jeder einen goldenen Becher, um auf dein Wohl zu trinken, o König, und überdies verlangt jeder ein schönes Mädchen aus dem Volk der Wald-Elben, um es mit sich zu führen in unsere Heimat.‹
    Da wurde der König Tinwelint überaus zornig; was die Zwerge von ihm verlangt hatten, machte allein schon einen stattlichen Schatz aus, denn ihre Zahl war sehr groß; und er hatte nicht im Sinn, auf solche Art den Hort des Drachen zu vergeuden, niemals aber konnte er missgestalteten Zwergen Mädchen der Elben überlassen, ohne unsterbliche Schmach auf sein Haupt zu laden.
    Diese Forderungen hatten sie nun einzig auf Anraten Ufedhins erhoben, doch als sie die Wut auf dem Antlitz des Königs sahen, fuhren sie fort: ›Mitnichten ist dies alles, denn um Ufedhins siebenmonatige Gefangenschaft einzulösen, müssen sieben kräftige Elben mit uns kommen und sieben mal sieben Jahre bei uns wohnen als Fronpflichtige und Knechte für unsere Arbeit.‹
    Darauf sprang Tinwelint von seinem Sitz auf und befahl seine gewappneten Vasallen und Krieger zu sich und ließ sie die Nauglath und Gnomen einkreisen. Dann sagte er: ›Für eure Unverschämtheit soll jeder von euch drei Hiebe mit peitschenden Weidenruten erhalten und Ufedhin sieben, und danach werden wir von Belohnung sprechen.‹
    Als dies geschehen war und eine Flamme tiefer Rachsucht in den Tiefen der Herzen entzündet war, sagte er: ›Hört! Jeder von euch soll für die Arbeit von sieben Monden sechs Stücke Goldes und eines von Silber erhalten, und für eure Arbeit in meinen Hallen drei Stücke Goldes und ein paar kleine Edelsteine, die ich erübrigen kann. Zum Lohn für eure Reise hierher soll ein Festmahl für euch ausgerichtet werden, und mit Mundvorrat für die Rückreise werdet ihr wohl versehen werden, und bevor ihr aufbrecht, sollt ihr mit elbischem Wein auf Tinwelints Wohl trinken; doch, merkt auf: Weil Ufedhin sieben Monate mit Nichtstun in meinen Hallen zugebracht hat, sollt ihr jeder ein Stück Gold und zwei Stücke Silber bezahlen,weil er selbst nichts besitzt und nichts erhalten wird, denn er wünscht es so; doch will mir scheinen, dass er der Urheber eures Hochmutes ist.‹
    Darauf erhielten die Zwerge ihren Lohn wie gewöhnliche Schmiede, die Bronze und Eisen verarbeiten, und waren gezwungen, um Ufedhins willen einen Teil davon zurückzuzahlen – ›sonst‹, sagte der König, ›wird er niemals mit euch von hier fortgehen‹. Dann setzten sie sich zum Festmahl nieder und verbargen ihren Groll; doch schließlich kam die Zeit ihrer Abreise, und mit elbischem Wein tranken sie Tinwelint zu, doch hinter ihren Bärten verfluchten sie ihn, und Ufedhin schluckte den Wein nicht hinunter, sondern spie ihn aus seinem Munde auf die Schwelle.
    Nun berichtet die Geschichte, dass die Nauglath wieder heimzogen, und wenn ihre Lüsternheit entzündet worden war, als das Gold zum ersten Mal nach Nogrod kam, so loderte in ihnen nun eine Flamme rasender Begierde, und überdies quälten sie die Beleidigungen des Königs. In der Tat liebt dieses Volk Gold und Silber heftiger als irgendein anderes Volk der Erde, und solange jener Schatz mit einem Zauberbann belegt war, waren sie in keiner Weise dagegen gefeit. Nun war einer unter ihnen gewesen, Fangluin [Blaubart] der Alte, der ihnen von Beginn an geraten hatte, das geliehene Gut des Königs nicht zurückzugeben, denn er meinte, Ufedhin

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