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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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sehr stark, und ihre Bärte fallen bis auf die Zehen, doch die Bärte der Indrafangs sind von allen die längsten, und sie sind gegabelt, und sie binden sie um den Leib, wenn sie umhergehen. Alle diese Geschöpfe haben die Menschen ›Zwerge‹ genannt, und sie sagen, die Geschicklichkeit und der Witz, mit denen sie schöne Dinge erfinden, übertreffe noch die der Gnomen; doch in Wahrheit ist wenig Schönheit in den Dingen, die sie selber in den vergangenen Zeitaltern geschaffen haben, vielmehr hatten immer abtrünnige Gnomen wie Ufedhin ihren Teil daran. Vor langer Zeit hatte dieser Gnom sein Volk verlassen, war ein Verbündeter der Zwerge von Nogrod geworden und zu dieser Zeit mit einigen anderen gleichgesinnten Noldoli in die Reiche Tinwelints gekommen; und sie führten Schwerter und Rüstungen und andere mit außerordentlicher Kunst geschmiedete Dinge mit sich, und es heißt, dass sie damit in jenen Tagen regen Handel mit den freien Noldoli trieben, doch auch mit den Orks und den Soldaten Melkos.
    Als er an jenem Platz stand, hatte der Zauber des Goldes das Herz Ufedhins tiefer durchdrungen als das jedes anderen, und er konnte es nicht ertragen, dass das Gold fortgeworfen werden sollte. Und dies waren seine Worte: ›Unheilvoll ist das, was König Tinwelint im Sinn hat; wer soll später sagen, dass die Geschlechter der Eldalie schöne Dinge liebten, wenn ein König der Eldar einen so gewaltigen Hort der Schönheit in die dunklen Waldflüsse werfen lässt, wo niemand außer den Fischen ihn beschauen kann? Anstatt dies geschehen zu lassen, bitte ich dich, o König, den Künstlern der Zwerge zu erlauben, ihre Kunst an diesem formlosen Gold zu versuchen, auf dass der Name des goldenen Horts von Tinwelint über die ganze Erdegetragen werde. Dies werden sie, so verspreche ich dir, für ein geringes Entgelt tun, wenn sie nur den Hort vor der Vernichtung retten dürfen.‹
    Da blickte der König auf das Gold, und er schaute Ufedhin an. Und der Gnom war kostbar gekleidet, trug eine Tunika aus goldenem Gewebe und einen goldenen, mit winzigen Gemmen besetzten Gürtel; und sein Schwert war höchst sonderbar verziert, doch um den Hals trug er eine Kette, in der sich Gold und Silber aufs feinste verflochten, und Tinwelints Gewand konnte es in keiner Weise mit dem des Wanderers in seinen Hallen aufnehmen. Abermals betrachtete Tinwelint das Gold, und jetzt leuchtete seine Schönheit noch betörender, und niemals, schien ihm, hatten die Edelsteine so strahlend gefunkelt. Und Ufedhin sagte: ›Sage mir, o König, wie du den Silmaril hütest, von dem die ganze Welt gehört hat.‹
    Gwenniel bewahrte diesen nun in einem hölzernen, eisenbeschlagenen Kästchen auf, und Ufedhin sagte, es sei schandbar, diesen Stein auf solche Weise aufzubewahren, den nichts berühren dürfe, das weniger wertvoll sei als reines Gold. Da war Tinwelint beschämt und gab nach, und er traf mit dem Gnomen folgende Abmachung: Die Hälfte des Goldes sollte der König abmessen und sie Ufedhin und seinen Gefährten übergeben, und diese sollten es nach Nogrod und zu den Wohnstätten der Zwerge tragen. Dies war nun eine sehr lange Reise nach Süden über den ausgedehnten Wald hinaus, an den Grenzen jener großen Heideflächen nahe Umboth-muilin, den Dämmerseen, in den Marschen von Tasarinan. Doch nach nur sieben vollen Monden wollten die Nauglath zurückkehren, und alles geliehene Gut des Königs würde zu kunstvollsten Gebilden verarbeitet sein, ohne dass Gewicht oder Reinheit des Goldes sich im Geringsten verringert hätten. Dann wollten sie Tinwelint befragen; hatte er kein Wohlgefallen an ihrer Arbeit,wollten sie heimkehren und nichts mehr sagen; wenn die Arbeit ihm jedoch gut erschiene, wollten sie aus dem übrigen Gold für ihn und die Königin Gwenniel den wundervollsten Schmuck schmieden, den jemals ein Gnom oder Zwerg geschaffen hatte.
    ›Denn ich habe‹, sagte Ufedhin, ›mir die Kunstfertigkeit der Nauglath zu eigen gemacht und die Schönheit der Gestaltung, die einzig die Noldoli begreifen können – doch der Lohn für unsere Mühen wird wahrlich gering sein, und wir werden ihn dir nennen, wenn alles vollbracht ist.‹
    Als er nun den Glanz des Goldes sah, reute den König seine Abmachung mit Ufedhin, und dessen Worte missfielen ihm ganz und gar, und er wollte nicht zulassen, dass ein so großer Goldschatz ohne Sicherheit aus seinen Augen geriet und sich sieben Monde lang in den fernen Behausungen der Zwerge befinden sollte; aber er wollte

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