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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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eingemischt haben, sei es in guter oder in böser Absicht; doch als sie erkannten, dass Ilúvatar die Eldar in ihrem Wesen, nicht aber in ihrer Macht und Gestalt den Ainur höchst ähnlich geschaffen, den Menschen indessen seltsame Gaben verliehen hatte, beschäftigten sie sich hauptsächlich mit den Elben. 9
    Obgleich er in ihre Herzen schauen konnte, willfahrte Ilúvatar dennoch dem Verlangen der Ainur, und keine Kunde gibt es, ob er darüber bekümmert war. Also betraten diese Großen die Welt, und sie sind es, die wir nun die Valar nennen (oder auch die Vali). 10 Sie wohnten in Valinor oder im Himmelsgewölbe und einige auf dem Land, andere in den Tiefen des Meeres. Melko herrschte über die Feuer und den bittersten Frost, über die allerkältesten Landstriche und die tiefsten Schmelzöfen unter den Bergen der Flamme; und was immer in der Welt gewalttätig oder unmäßig, unbesonnen oder grausam ist, unterliegt seinem Befehl und zum größten Teil zu Recht. Ulmo aber wohnt im Äußeren Ozean und besorgt das Fließen aller Wasser, den Lauf der Flüsse, er füllt die Quellen und lässt Regen und Tau entstehen. Am Grunde des Meeres ersinnt er Musik, tief und eigentümlich, doch immer voll der Klage, und dabei steht ihm Manwe Súlimo zur Seite.
    Zu der Zeit, als die Elben nach Kôr kamen und dort wohnten, lernten die Solosimpi vieles von ihm, und daher stammt der wehmütige Reiz ihres Flötenspiels und ihre Vorliebe, immer an der Küste zu wohnen. Und Salmar war bei ihm und Osse und Ónen, denen er den Befehl über die Wellen und die geringeren Meere übertrug, und viele andere.
    Aule aber wohnte in Valinor und schuf viele Dinge; er verfertigte Werkzeuge und Geräte, und er war ebenso emsig im Herstellen von Geweben wie in der Bearbeitung von Metallen; auch an Ackerbau und Hauswirtschaft hatte er Freude, ebenso an Sprachen und Schriften, an Stickerei wie Malerei. Die Noldoli, welche die Weisen der Eldar waren und immer begierig nach neuer Kunde und Kenntnis, erwarben von ihm einen unermesslichen Schatz an Handwerkskunst, Zauberei und Wissenschaft. Seine Lehren, welchen die Eldar immer die große Anmut ihres Denkens und Fühlens und ihre Fantasie beigesellten, machten sie fähig, Schmuckstücke zu schaffen; und diese fanden sich nicht auf der Welt, bevor es die Eldar gab, und die schönsten aller Edelsteine waren die Silmarilli, die verloren sind.
    Der mächtigste und oberste dieser vier Großen aber war Manwe Súlimo; und er wohnte in Valinor in einem prachtvollen Haus und saß auf einem wunderbaren Thron auf der allerhöchsten Spitze des Taniquetil, der hoch aufragte am Rande der Welt. Immerzu umkreisten Falken seinen Wohnsitz, deren Augen bis in die Tiefen des Meeres blicken oder bis in die verborgensten Höhlen und undurchdringlichsten Finsternisse der Welt dringen konnten. Diese brachten ihm Nachricht von überall und allem, und wenig entging ihm – doch einige Dinge blieben selbst ihm, dem Herrn der Götter, verborgen. Bei ihm war Varda die Schöne, und sie wurde seine Gemahlin, und sie ist die Königin der Sterne, und ihre Kinder waren dieschönen Fionwe-Úrion und Erinti. In ihrer Umgebung wohnt eine große Schar edler Geister, und ihre Glückseligkeit ist groß; und die Menschen lieben Manwe fast noch mehr als den mächtigen Ulmo, denn nie hat er ihnen absichtlich Böses zugefügt, noch war er so begierig auf eignen Ruhm oder so besorgt um seine Macht wie der Uralte von Vai. Die Teleri, über die Inwe herrschte, liebte er besonders, und von ihm erlernten sie Dichtkunst und Gesang; denn während Ulmos Kraft sich in der Musik und den Stimmen der Instrumente ausdrückte, besaß Manwe eine Gabe, der Dichtkunst und dem Gesang einen Glanz zu verleihen, der ohnegleichen war.
    Seht, Manwe Súlimo, geschmückt mit Saphiren, Herrscher über die Lüfte und Winde, wird als Herr erachtet über Götter, Elben und Menschen und als das stärkste Bollwerk gegen das Unheil Melkos.« 11
    Darauf fuhr Rúmil fort:
    »Hört also! Nachdem jene Ainur und ihre Vasallen fortgegangen waren, blieb alles ein langes Zeitalter ruhig, während Ilúvatar wachte. Da sagte er plötzlich: ›Wohlan, ich liebe die Welt, und sie ist ein Tummelplatz für die Eldar und für die Menschen, denen mein Herz geneigt ist. Wenn aber die Eldar kommen, werden sie bei weitem die edelsten und schönsten aller Geschöpfe sein; sie werden tiefer eindringen in das Wesen der Schönheit und glücklicher sein als die Menschen. Den Menschen aber will ich ein neues

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