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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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die Lüfte und Winde aber und die Himmelsgefilde verstand Manwe am besten, welcher der größte und edelste der Ainur war. Die Erde und die meisten der wertvollen Stoffe in ihrem Schoß hatteAule erdacht, dem Ilúvatar an Wissen kaum weniger verliehen hatte als Melko, doch vieles davon bedeutete ihm nichts. 5
    Nun sprach Ilúvatar zu Ulmo und sagte: ›Siehst du nicht, dass Melko bittere Kälte ohne Maß ersonnen und doch nicht die Schönheit deiner kristallenen Wasser und die Klarheit deiner Teiche zerstört hat? Dort, wo er dachte, vollkommen zu obsiegen, ist Schnee entstanden, Frost hat seine vollkommenen Werke vernichtet, und Eis hat prachtvoll seine Paläste überzogen.‹
    Und wiederum sprach Ilúvatar: ›Hitze und Feuer ohne Maß hat Melko ersonnen, und doch ist deine Freude nicht vertrocknet und die Musik der Meere nicht ganz erstickt. Siehe nun stattdessen die hohen prächtigen Wolken, den Zauber, der in Dunst und Nebel wohnt, und lausche dem Geräusch des Regens, der auf die Erde fällt.‹
    Da antwortete Ulmo: ›Wahrlich, schöner ist nun das Wasser, als ich es zuvor erdachte. In meinen geheimsten Gedanken habe ich nichts vom Schnee gewusst und von seiner Schönheit, auch wenn nur wenig Musik in ihr liegt; der Regen jedoch ist wahrhaft schön, und seine Musik erfüllt mein Herz, so dass ich glücklich bin, dass mein Ohr sie entdeckt hat, wenngleich sie unter allen Dingen das traurigste ist. Wohlan! Ich will Súlimo suchen, den Herrn der Lüfte und Winde, auf dass er mit mir Melodien mache zu deinem Ruhm und deiner ewigen Freude.‹
    Und so sind seitdem Ulmo und Manwe in fast allen Dingen treue Freunde und Bundesgenossen gewesen. 6
    Während nun aber Ilúvatar zu Ulmo sprach, sahen die Ainur, wie die Welt sich entfaltete und die Geschichte, die ihnen Ilúvatar als eine große Musik vorgestellt hatte, bereits verwirklicht war. Es rührt von ihrer gemeinsamen Erinnerung an IlúvatarsRede her und von ihrem Wissen, so unvollständig es auch sein mag, das sie von ihrer Musik in sich tragen, dass die Ainur so viel über die Zukunft wissen und nur wenige zukünftige Dinge ihnen verborgen bleiben – doch einige wenige Dinge gibt es, die selbst sie nicht vorauszusehen vermögen. 7 So verharrten die Ainur im Staunen, bis sich, lange bevor die Menschen kamen – wer wüsste nicht, dass dies ungezählte Zeitalter vor der Zeit geschah, da die Eldar aufstanden, ihr erstes Lied sangen, den ersten aller Edelsteine schufen und in ihrer ganzen Herrlichkeit von Ilúvatar und den Ainur erblickt wurden –, unter ihnen, da sie so verzaubert waren von der Pracht der Welt, die sie erblickten, und so gefesselt von der Geschichte, die sich darin vollzog und für die die Schönheit der Welt bloß Hintergrund und Schauplatz war, ein Streit erhob.
    So kam es, dass manche von ihnen bei Ilúvatar blieben, jenseits der Welt – und es waren zumeist diejenigen, die in ihrem Spiel nur von den Gedanken an Ilúvatars Plan und Entwurf erfüllt gewesen und nur darum bemüht waren, sie fortzusetzen, ohne eigenes Bestreben, sie auszuschmücken; doch manche andere, und darunter waren viele der schönsten und klügsten der Ainur, erflehten von Ilúvatar die Erlaubnis, fortgehen und in der Welt wohnen zu dürfen. Sie sprachen nämlich: ›Wir möchten die Obhut über die schönen Dinge unserer Träume haben, die durch deine Macht nunmehr Wirklichkeit geworden sind und unübertreffliche Schönheit gewonnen haben; und wir wollen die Eldar und die Menschen ihre Wunder und den Nutzen lehren, wenn denn die Zeit kommt, da sie nach deinem Willen auf der Erde erscheinen, die Eldar zuerst und schließlich die Väter der Väter der Menschen.‹ Und Melko gab vor, dass er die Gewalt der Hitze und des Aufruhrs bändigen wolle, die er der Erde eingepflanzt hatte, doch in Wahrheit sann er tief in seinem Herzen darauf, die Macht der anderen Ainur ansich zu reißen und einen Krieg zu entfesseln gegen Eldar und Menschen, denn er neidete ihnen die großen Gaben, die Ilúvatar ihnen zu verleihen im Sinn hatte. 8
    Nun aber waren Eldar und Menschen die alleinige Schöpfung Ilúvatars, und da die Ainur deren Wesen nicht gänzlich begriffen, als Ilúvatar zum ersten Mal an sie dachte, wagte es keiner von ihnen, in seiner Musik etwas zu ihrer Erschaffung beizutragen; und deshalb werden die Eldar und die Menschen zu Recht die Kinder Ilúvatars genannt. Dies ist vielleicht der Grund, dass neben Melko viele andere der Ainur sich in das Treiben der Elben und Menschen

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