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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Melko erlaubt ist, sie zu zerstören, Feuer und Aufruhr zu entfachen, so dass wir nirgendwo in Frieden weilen können, und wie soll die Erde aufblühen und der Plan Ilúvatars Gestalt werden?‹
    Da wurden alle Valar zornig auf Melko, und allein Makar sprach gegen Manwe; doch die Übrigen erkoren zwei aus ihrer Runde, den Übeltäter aufzuspüren, und diese beiden waren Mandos und Tulkas, weil Melko nichts mehr fürchtete als Mandos’ schrecklichen Anblick und Tulkas’ starken Arm.
    Diese beiden nun machten ihn ausfindig und zwangen ihn, vor Manwe hinzutreten, und Tulkas, der die Verdorbenheit und Arglist Melkos verabscheute, versetzte ihm einen Schlag mit der Faust, den Melko damals zwar ertrug, aber niemals vergaß. Doch redete er die Götter mit schönen Worten an und sagte, welch geringen Schaden er angerichtet habe, während er sich nur kurze Zeit in der ungewohnten Welt getummelt habe; auch werde er nie, sagte er, sich gegen die Herrschaft Manwes oder gegen die Erhabenheit der großen Aule und Ulmo auflehnen, noch irgendeinem anderen ein Leid zufügen. Vielmehr schlage er vor, jeder der Valar solle sich nun auf den Weg machen und inmitten der Dinge wohnen, die er auf der Erde liebe, und auch nicht danach trachten, seinen Bereich über dessen festgesetzte Grenzen auszudehnen. Dabei dachte er insgeheim an Manwe und Ulmo, doch einige der Götter glaubten seinen Worten und wollten seinem Rat folgen, andere freilich misstrauten ihnen; und in der Mitte ihres Redestreits erhob sich Ulmo und begab sich zum Äußersten Ozean, der jenseits der Äußeren Lande lag. Er liebte weder große Worte noch Gesellschaft und beschloss, in den unbewegten und unbewohnten Wassertiefen zu bleiben und die Herrschaft über die anderen, die geringeren Meere seinen Vasallen Osse und Ónen zu überlassen. Doch immer lenkt er von seinen äußersten Meereshallen Ulmonan aus magischer Tiefe die schwache Bewegung des Schattenmeeres und herrscht über die Seen, Quellen und Flüsse der Welt.
    So stand es also um die Erde in jenen Tagen, und nur durch die Werke der Valar hat sich seitdem ihr Antlitz verändert. Das größte Landgebiet sind die Großen Lande, wo nun Menschen wohnen und umherwandern und die Verschollenen Elben auf den Bergen singen und tanzen; doch jenseits der westlichsten Grenzen liegen die Großen Meere, und in dieser großenWasserwüste des Westens gibt es viele kleinere Länder und Inseln, bevor man zu den abgeschiedenen Meeren gelangt, deren Wellen die Zauberinseln umspielen. Ferner noch als diese – und wenige sterbliche Menschen haben sich mit ihren Booten so weit hinausgewagt – liegen die Schattenmeere, in denen die Dämmerinseln schwimmen und auf deren westlichster Landspitze sich bleich der Turm der Perle erhebt; damals jedoch war er noch nicht erbaut, und dunkel erstreckten sich die Schattenmeere bis an ihre äußersten Gestade in Eruman.
    Die Dämmerinseln nun werden als erste der Äußeren Lande angesehen, zu denen auch Eruman und Valinor gehören. Eruman oder Arvalin liegt im Süden, doch die Schattenmeere erstrecken sich bis zum Rand von Eldamar im Norden; aber um diese Silberstrände zu erreichen, müssen Schiffe viel weiter segeln, denn jenseits von Eruman dringen die Berge von Valinor in mächtig geschwungener Kurve nach Westen vor, und die Schattenmeere bilden im Norden Erumans eine ausgedehnte Bucht, so dass die Wogen an die Füße der großen Klippen schlagen und die Berge am Meeresrand stehen. Dort ragt Taniquetil empor, prächtig anzuschaun, der höchste aller Berge, bedeckt mit reinstem Schnee, und von der Spitze der Bucht blickt er nach Süden über Eruman hin und nach Norden über die Feenbucht; später konnte man von dort alle Schattenmeere überblicken, ja sogar die Segel der Schiffe sehen auf den sonnenhellen Wassern des großen Ozeans und das Getriebe der westlichen Häfen in den Ländern der Menschen, obgleich die Entfernung unvorstellbar viele Wegstunden misst. Aber bis jetzt war die Sonne noch nicht aufgegangen, die Berge von Valinor waren noch nicht aufgetürmt, und das Tal von Valinor lag öd und kalt. Über die Welt jenseits von Valinor habe ich nie etwas gehört, nur dass es dort die dunklen Wasser der Äußeren Meere gibt, die weder Ebbe noch Flut kennen und so kalt unddünnflüssig sind, dass kein Boot ihre Buchten befahren und kein Fisch ihre Tiefen durchschwimmen kann, außer der verwunschene Fisch Ulmos und sein Zauberwagen.
    Dorthin ist er nun verschwunden; die Götter aber hielten

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