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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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sich, und diese bewiesen ihre Macht und zogen die Insel, auf der die Valar standen, nach Westen über das Meer davon, bis sie nach Eruman kamen, dessen hohe Küsten den wütenden Wassern Einhalt geboten – und dies war die erste Flut.
    Da sagte Manwe: ›Nun wollen wir rasch einen Wohnsitz schaffen und ein Bollwerk gegen das Böse.‹ So zogen sie durch Arvalin und erblickten dahinter einen weiten offenen Raum, der sich über ungezählte Wegstunden bis zu den Äußeren Meeren erstreckte. Dort, sagte Aule, sei ein angemessener Platz für große Bauwerke und für Reiche der Wonne; darum schafften die Valar und ihr Gefolge zuerst die gewaltigsten Felsen und Steine von Arvalin herbei und erbauten daraus ein ungeheures Gebirge zwischen Arvalin und jener Ebene, die sie nun Valinor nannten oder das Land der Götter. Aule selbst war es, der auf Bitten Manwes sieben Zeitalter hindurch arbeitete, um Taniquetil aufzutürmen, und die Welt wurde in ihremInnersten erschüttert, und Melko hörte den Lärm ihrer Arbeit. Wegen der Mühen dieser Steinmetze ist Erumáni heute sehr flach und glatt und wunderbar eben, denn sie entfernten alle Steine und Felsen, die es dort gab; die Berge Valinors aber sind zerklüftet und unüberwindlich hoch. Als sie schließlich sahen, wie die Berge gewaltig zwischen Valinor und der Welt aufragten, hielten die Götter inne; aber Aule und Tulkas und viele aus ihrem Gefolge schweiften weit umher und schleppten, so viel sie konnten, Marmor und edle Gesteine herbei und Eisen und Gold, Silber und Bronze, alle Arten von Stoffen. Diese häuften sie inmitten der Ebene auf, und Aule begann sogleich mit der Arbeit.
    Schließlich sagte er: ›Es lässt sich schlecht arbeiten in dieser Düsternis, und es war eine unselige Tat, dass Melko die schönen Leuchten zerstört hat.‹ Doch Varda antwortete ihm und sagte: ›Immer noch ist viel Licht übrig, hoch in den Lüften und auf der Erde, über die es ausgeschüttet wurde‹, und sie wollte es noch einmal sammeln und ein Leuchtfeuer auf Taniquetil setzen. Doch Manwe wollte nicht dulden, dass noch mehr Lichterglanz vom Himmel eingesammelt werde, denn die Dunkelheit war fast schon Nacht; doch auf sein Bitten hin stieg Ulmo aus den Tiefen empor und begab sich zu den glühenden Seen und leuchtenden Teichen. Daraus entnahm er Flüsse von Licht, goss an ihrer Stelle Wasser zurück, füllte das Licht in große Gefäße und kehrte mit diesen nach Valinor zurück. Dort wurde das Licht in zwei große Kessel gefüllt, die Aule machte, und diese werden Kulullin und Silindrin genannt.
    Nun hoben sie in der Mitte des Tales zwei große Gruben aus, die meilenweit auseinander, doch in der Weite des Tals nahe genug beieinander liegen. In die eine tat Ulmo sieben Goldbrocken, die er aus den stummsten Tiefen des Meeres emporgebracht hatte, und später wurde ein Bruchstück jenerLeuchte hineingeworfen, die eine Zeitlang auf Helkar im Süden gebrannt hatte. Dann wurde die Grube mit fruchtbarer Erde bedeckt, die Palúrien geschaffen hatte, und Vána kam, die Leben und Sonnenschein liebt und deren Lied die Blumen sprießen und blühen lässt, und die Stimmen ihrer Jungfrauen rings um sie klangen wie das fröhliche Geschrei von Leuten, die an einem strahlenden Morgen zum ersten Mal ins Freie gehen. Dort auf dem Hügel sang sie das Lied vom Frühling, und sie tanzte und wässerte die Erdkrume mit Strömen des goldenen Lichts, das Ulmo aus den verstreuten Seen herbeigebracht hatte – und gleichwohl floss Kulullin am Ende fast über.
    Doch in die andere Grube warfen sie drei riesige Perlen, die Osse im Großen Meer gefunden hatte, und Varda warf einen kleinen Stern hinterdrein, sie bedeckten die Grube mit Gischt und Nebeln, und dann bestreuten sie den Ort locker mit Erde; Lórien indessen, der das Zwielicht liebt und huschende Schatten und süße Düfte, getragen von abendlichen Winden, welcher der Herr ist über die Träume und Gedankenspiele, saß in der Nähe und raunte flüchtige klanglose Worte, während neben ihm seine Geister Melodien erklingen ließen mit halblauter Stimme, wie eine Musik, die aus fernen Heimen unmerklich in die Dunkelheit schwebt; und die Götter übergossen diesen Ort mit Flüssen von weißem Glanz und silbernem Licht, welche Silindrin bis zum Rand füllten – und danach war Silindrin noch ebenso wohlgefüllt wie zuvor.
    Dann nahte Palúrien, auch Kémi genannt, die Erd-Herrin, Gemahlin Aules, Mutter des Herrn der Wälder, und sie wob ein Zaubernetz um die beiden

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