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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Rat über die Worte Melkos. Aule und seine Gemahlin Palúrien hatten das Wort, denn sie waren am meisten bekümmert über den Schaden, den Melkos Aufruhr verursacht hatte; und sie trauten seinen Versprechungen nicht und rieten, die Götter sollten sich nicht trennen, wie er es wollte, damit ihm nicht von ungefähr in den Sinn komme, sie einzeln anzugreifen oder ihrem Besitz Schaden zuzufügen. ›Ist er nicht‹, sprachen sie, ›mächtiger als jeder von uns, ausgenommen nur Manwe? Lasst uns lieber eine Heimstatt erschaffen, worin wir zusammen in Freude wohnen können, und sie nur verlassen, wenn es notwendig ist, unsere Güter und Lehen in Augenschein und Obhut zu nehmen. Auch jene, die anders denken, können dort zuweilen wohnen und nach ihren Mühen in der Welt Ruhe und Geborgenheit finden.‹ Aule, der bereits mit Herz und Hand darauf brannte, Dinge zu schaffen, betrieb den Plan deshalb mit großem Eifer; und den meisten der Götter schien dies ein guter Rat, und sie durchstreiften die Welt und suchten einen Platz, wo sie wohnen könnten. Dies waren die Tage des Zwielichts (Lomendánar), denn das Licht, silbern und golden, war nicht gebündelt, sondern es flutete und sickerte in ungleichen Strahlen durch die Lüfte, oder es fiel zuweilen sanft als glitzernder Regen zur Erde und floss wie Wasser über den Grund; und zu dieser Zeit hatte Varda erst wenige Sterne in den Himmel gesetzt.
    In dieser Dämmerung schritten die Götter nach Norden und Süden und konnten nur wenig sehen; in den unzugänglichsten Gebieten fanden sie nichts als große Kälte und Einsamkeit, und die Herrschaft Melkos war bereits mit aller Stärkebefestigt; Melko und seine Diener gruben im Norden und schufen die düsteren Hallen von Utumna, denn er hatte nicht im Sinn, bei den anderen zu wohnen, obgleich er zu dieser Zeit Frieden und Freundschaft vortäuschte.
    Wegen der Dunkelheit überredete Aule Melko, im Norden und im Süden je einen Turm zu errichten, denn er wollte auf jeden eine Leuchte setzen. Diese machte Aule selbst aus Gold und Silber, und die Säulen wurden von Melko errichtet, und sie waren sehr hoch und schimmerten wie blassblaues Kristall; und als Aule ihnen mit der Hand einen Schlag versetzte, erklangen sie wie Metall. Sie reichten durch die unteren Lüfte bis zu Ilwe und den Sternen, und Melko sagte, sie bestünden aus einem unzerstörbaren Stoff von großer Härte, den er erfunden habe; aber er log, denn er wusste, dass sie aus Eis bestanden. Die Säule des Nordens nannte er Ringil und die des Südens Helkar, und die Leuchten wurden bereitgemacht und daraufgesetzt; und sie wurden gefüllt mit gebündeltem Licht, silbernem im Norden und goldenem im Süden. Dieses Licht hatten Manwe und Varda verschwenderisch vom Himmel zusammengetragen, damit die Götter die Weltgegenden besser erkunden und den schönsten Platz für ihre Heimstatt finden konnten.
    In diesem flammenden Licht zogen sie nun nach Osten und Westen, und der Westen war ein wüstes Einödland, und im Osten lagen große Meere von Dunkelheit. Und als sie sich nun auf den Dämmerinseln versammelt hatten und von dort nach Westen Ausschau hielten, siehe, da begannen die Leuchten des Nordens und des Südens zu flackern und umzusinken, und als sie fielen, stiegen die Wasser rings um die Inseln. Damals konnten sie dieses Rätsel nicht lösen; es verhielt sich aber so, dass die Hitze der Leuchten das trügerische Eis der Säulen Melkos, Ringil und Helkar, geschmolzen hatte und große Wasserfluten von ihnen herab in die Schattenmeere geströmtwaren. Das Schmelzwasser floss so reichlich, dass die Schattenmeere, die anfangs nicht sehr groß, aber klar und warm gewesen waren, sich nun schwarz und riesig ausdehnten, und wegen der großen kalten Flüsse, die sich in sie ergossen, legten Nebel sich auf sie und tiefe Schatten. So wurden die gewaltigen Lampen aus ihrer Höhe herabgestürzt, und die schmetternde Wucht ihres Falls erschütterte die Sterne, und ein Teil ihres Lichts wurde wieder in den Himmel geschleudert, doch viel strömte auf die Erde zurück, entfachte Feuer und verwüstete Länder, ehe es sich in Seen und Teichen sammelte.
    Dies war die Zeit der ersten Nacht, und sie dauerte sehr lange; indes waren die Valar über die Heimtücke Melkos zutiefst erzürnt und gerieten in Gefahr, in den düsteren Meeren zu ertrinken, die nun stiegen und ihre Füße umspielten und viele von den Inseln unter ihren Wogen begruben.
    Da rief Osse, da Ulmo nicht anwesend war, die Oarni zu

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