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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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in Gondolin von Ecthelion erschlagen wurde.

IV. DIE EINKERKERUNG MELKOS

    N ach dem Ende von Rúmils Geschichte (Die Ankunft der Valar und die Gründung Valinors) folgt ein langes Zwischenspiel, obgleich der Text ohne Absatz weiterläuft. Doch auf dem Umschlag des Notizbuchs ist Die Einkerkerung Melkos als gesonderter Titel angegeben, und dies habe ich übernommen. Der Text ist mit Tinte über ein ausradiertes Bleistiftmanuskript geschrieben.
    In dieser Nacht hörte Eriol im Schlaf erneut die Musik, die ihn in der vergangenen Nacht so berührt hatte; und am nächsten Morgen ging er wiederum früh in den Garten hinunter. Dort traf er Vaire, und sie nannte ihn Eriol: »da wurde dieser Name zum ersten Mal erdacht und ausgesprochen«. Eriol erzählte Vaire von der »Traum-Musik«, die er gehört hatte. Sie sagte ihm, dass es keine Traum-Musik sei, sondern die Flöte von Timpinen, »den die Gnomen Rúmil und Winzigherz und andere aus meinem Hause Tinfang nennen«. Sie erzählte ihm, dass die Kinder ihm den Namen Zwitschervogel gegeben hatten und dass er aus lauter Freude an den ersten Sternen an Sommerabenden spiele und tanze: »… aus jedem Ton sprüht ein neuer hervor und glitzert. Die Noldoli sagen, dass die Sterne früher hervorkommen, wenn Zwitschervogel spielt, und lieben ihn, und die Kinder warten oft auf ihn, damit sie nicht versäumen, wenn er heimlich die dämmrigen Rasen betritt.« Sie erzählte Eriol, dass er »scheuer sei als ein Rehkitz – wie eine Maus verbirgt er sich rasch oder stiebt davon: ein Fußtritt auf einen Zweig, und er ist fort, und sein Flötenspiel kommt neckend aus weiter Ferne«.
    »Und eine wundersame Zauberei lebt in diesem Flötenspiel«, sagte Eriol, »wenn es wirklich das ist, was ich nun schon in zwei Nächten hier gehört habe.«
    »Niemanden gibt es«, erwiderte Vaire, »nicht einmal einen der Solosimpi, der es darin mit ihm aufnehmen kann, obgleich diese Flötenspieler ihn zu ihrer Sippe rechnen; doch heißt es überall, dass dieses wunderliche Wesen weder den Valar ganz noch den Eldar entstammt, sondern zur einen Hälfte ein Geist aus den Wäldern und Tälern ist, einer aus den großen Scharen der Kinder Palúriens, und zur anderen Hälfte ein Gnom oder ein Flötenspieler von der Küste. 1 Wie es sich auch verhalten mag, Zwitschervogel ist ein wunderliches, weises und sonderbares Wesen, und er zog mit den Eldar hierher vor langer Zeit, ging nicht in ihren Reihen und rastete nicht bei ihnen, sondern ging ihnen immer voran, merkwürdige Weisen spielend oder abseits sitzend. Nun spielt er in den Gärten des Landes; doch Alalminóre und seine Gärten liebt er besonders. Immer wieder vermissen wir sein Spiel, und wir sagen: ›Zwitschervogel ist fortgegangen, die Herzen zu rühren in den Großen Landen, und manch einer in diesen fernen Landstrichen wird heute Nacht in der Dunkelheit sein Flötenspiel hören.‹ Plötzlich aber, zu einer Stunde sanften Abendglühns, ertönt seine Flöte wieder, oder er spielt unter einem glänzenden Mond, und die Sterne erstrahlen hell und blau.«
    »Fürwahr«, sagte Eriol, »und die Herzen derer, die ihm zuhören, schlagen rascher vor Sehnsucht. Mich dünkt, ich hatte das Verlangen, das Fenster zu öffnen und hinauszuspringen, so süß war die Luft im Freien, dass ich sie nicht tief genug atmen konnte. Als ich aber lauschte, wünschte ich, ich weiß nicht wem und nicht wohin, nachzufolgen, hinaus in den Zauber der Welt unter den Sternen.«
    »Dann war es wahrhaftig Timpinen, der für dich gespielthat«, sagte Vaire, »und Ehre sei dir dafür, denn dieser Garten hat seine Weisen viele Nächte entbehrt. Von jetzt an, denn das bewirkt dieser unheimliche Kobold, wirst du immer die Sommerabende und Sternennächte lieben, und ihr Zauber wird dein Herz mit unstillbarem Weh erfüllen.«
    »Aber habt ihr ihn nicht alle wieder und wieder gehört, die ihr hier wohnt«, sagte Eriol, »und doch, scheint mir, seid ihr nicht wie jene, die mit einer Sehnsucht leben, die schwer zu fassen ist und vielleicht nicht erfüllt werden kann.«
    »Nein, so leben wir nicht«, erwiderte Vaire, »denn wir haben limpe, den Trank, der allein heilen kann, und ein Schluck davon macht das Herz so groß, dass es alle Musik und allen Gesang fassen kann.«
    »Dann möchte ich gern«, erwiderte Eriol, »einen Becher dieses köstlichen Tranks leeren.« Aber Vaire sagte ihm, das werde ihm nur vergönnt sein, wenn er Meril die Königin aufsuche.
    So war dieses Gespräch, das Eriol zu

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