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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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kaum etwas erhalten. Nur hier und da erinnern Redewendungen (die »goldenen Straßen«, »Silberkuppeln Valmars«, »das vielglockige Valmar«) an die Dichte der ursprünglichen Beschreibung, in der Tulkas’ mehrgeschossiges Haus einen Turm aus Bronze hatte und das Dach von Oromes Hallen von lebendigen Bäumen, behangen mit Trophäen und Geweihen, getragen wurde. Das heißt nicht, dass damit die Bildhaftigkeit endgültig aufgegeben worden war. Wie ich im Vorwort sagte, folgte auf die Verschollenen Geschichten eine komprimierte Fassung, die nicht mehr als ein Resümee war (das war ihr Zweck), und von dieser ging die weitere Entwicklung der Mythologie aus – ein Prozess der erneuten Ausweitung. Viele Elemente, die nach den Verschollenen Geschichten niemalswieder erwähnt wurden, können durchaus, gleichsam nur aufgeschoben, weiterexistiert haben. Valmar blieb mit Sicherheit eine Stadt mit Toren, Straßen und Wohngebäuden. Doch im Kontext des späteren Werks kann man sich den stürmischen Osse schwerlich als Hausbesitzer in Valmar vorstellen, selbst wenn die Böden seines Hauses aus Seewasser und das Dach aus Gischt bestanden; natürlich verschwand die Halle Makars und Meásses (das dortige Leben, so wie es beschrieben wird, verdankt einiges den altskandinavischen Mythen der Schlacht ohne Ende) ebenso wie diese Götter selbst – eine »Melko-Clique«, deren Aufgabe es gewesen war, für Schwierigkeiten zu sorgen.
    Einige Details aus den ursprünglichen Beschreibungen überdauerten: Die Seltenheit der Besuche Ulmos in Valmar ( Das Silmarillion, S. 48), die Häufigkeit, mit der Orome und Palúrien »die äußere Welt« besuchten (ebd. S. 36, 49, 57), die Verbindung der Gärten von Lórien mit Silpion und der Gärten von Vána mit Laurelin (ebd. S. 112f.); und viele Eigenschaften der göttlichen Gestalten sind erhalten geblieben, wenn auch in veränderter Form. Hier erscheint auch Nessa bereits als Gemahlin Tulkas’ und Schwester Oromes, und sie tut sich im Tanz hervor; und Ómar-Amillo wird nun als Bruder von Noldorin-Salmar bezeichnet. An anderer Stelle (S. 109) heißt es, dass Nielîqui die Tochter Oromes und Vánas war.
    (6) Die Götter des Todes und die Schicksale der Elben und Menschen (S. 134f.)
    Dieser Abschnitt der Erzählung enthält die überraschendsten und schwierigsten Elemente. Am Beginn der Erzählung (S. 118), in der Beschreibung von der Ankunft der Valar in der Welt, tauchen Mandos und seine Gemahlin Nienna auf und werden »Fantur des Todes, Vefántur Mandos« und »Fui Nienna«, »Gebieterin des Todes« genannt. In der vorliegenden Passage gibt Vefántur seinem Wohnsitz Vê seinen eigenen Namen, wogegen er später im Silmarillion (S. 46) den Namen seines Wohnsitzes erhielt; doch in der frühen Niederschrift wird zwischen dem Gebiet (Mandos) und den Hallen (Vê und Fui) ein Unterschied gemacht. Hier findet sich keine Spur von Mandos als »Schicksalsrichter der Valar«, der »Spruch und Urteil nur auf Manwes Geheiß« verkündet ( Das Silmarillion, S. 34), einer der bemerkenswertesten Aspekte der späteren Konzeption dieses Vala; daNienna Mandos’ Gemahlin ist, taucht auch Vaire die Weberin, seine Gemahlin in der späteren Geschichte, nicht auf, »die alles, was je in der Zeit gewesen ist, in ihre Stoffe wirkt« und damit die Hallen Mandos’ behängt, »die immer weiter werden, indem die Zeiten vergehen« – in den Verschollenen Geschichten wird der Name Vaire einer Elbin aus Tol Eressea gegeben. Wandbehänge, auf denen die »Dinge, die waren und sein werden« dargestellt sind, finden sich hier in den Hallen Aules (S. 130).
    Am wichtigsten in der Passage über Mandos ist die klare Aussage über das Schicksal der Elben, die sterben: Sie warten in den Hallen von Mandos, bis Vefántur ihre Freilassung verfügt, damit sie in ihren Kindern wiedergeboren werden. Diese Vorstellung fand sich bereits in der Musik der Ainur (S. 109), und sie blieb viele Jahre lang unverändert die Konzeption meines Vaters von der »Unsterblichkeit« der Elben; in Wahrheit hat sich die Vorstellung, dass die Elben nur an Schlachtwunden oder Kummer sterben konnten, nie verändert – sie tauchte auch in der Musik der Ainur auf: »die Eldar [leben] bis zum Großen Ende dort, es sei denn, sie würden erschlagen oder verzehrten sich vor Kummer«, ein Satz, der sich mit geringen Änderungen im Silmarillion (S. 51) erhalten hat.
    Mit der Beschreibung von Fui Nienna jedoch stoßen wir auf Ideen, die zum zentralen Gedanken der

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