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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Fehdehandschuh an der rechten Hand keine Waffe. Sein Sohn Telimektar, gerade kriegstüchtig, reichte ihm bis zur Schulter und trug ein langes Schwert an einem silbernen Gürtel um die Lenden. Da fuhren die Fánturi auf einem schwarzen Wagen, auf Mandos’ Seite von einem schwarzen und auf Lóriens Seite von einem grauscheckigen Pferd gezogen, und Salmar und Ómar kamen eilig hinterdrein. Aule aber, der allzu lange in seiner Schmiede gesäumt hatte, kam zuletzt, und er war nicht bewaffnet, sondern ergriff seinen langstieligen Hammer, als er die Schmiede verließ, und vier seiner Schmiedegesellen schleppten die klafterlange Kette hinter sich her.
    An den Gestaden erwartete sie Falman-Osse, und mit einem riesigen Floß setzte er sie über, auf dem er selbst in schimmernder Rüstung saß; doch ihnen weit voraus in der tiefen See stürmte Ulmo Vailimo in seinem Meereswagen dahin und blies zornig in sein Muschelhorn. So fuhren die Götter über das Meer und durch die Inseln, setzten den Fuß auf den Strand der weiten Lande, und gewaltig an Macht und Zorn zogen sie immer weiter nach Norden. So zogen sie über die Eisenberge und durch Hisilóme, das düster dahinter lag, und kamen zu den Flüssen und Bergen aus Eis. Dort ließ Melko die Erde unter ihnen erzittern und schneebedeckte Berge Flammen ausspeien, doch mochten seine Vasallen auch in großer Zahl denGöttern den Weg verlegen, es gelang ihnen nicht, deren Zug aufzuhalten. Dort, im höchsten Norden, jenseits der zertrümmerten Säule Ringil, kamen sie zu den riesigen Toren des tiefen Utumna, die Melko mit gewaltigem Krachen vor ihnen schloss.
    Da schlug der ergrimmte Tulkas donnernd mit seiner gewaltigen Faust dagegen, und sie widerhallten und rührten sich nicht, doch Orome stieg vom Pferd, ergriff sein Horn und ließ einen solch schmetternden Schall ertönen, dass sie auf der Stelle aufsprangen, und Manwe erhob seine grenzenlose Stimme und gebot Melko hervorzukommen.
    Obgleich tief unten in seinen Hallen verborgen, hörte Melko Manwes Stimme, und er fürchtete sich zu kommen und schickte stattdessen seinen Diener Langon. Durch ihn ließ er den Göttern sagen, wie überaus erfreut und verwundert er sei, sie vor seinen Toren zu sehen. Glücklich würde er sich schätzen, sie gastlich willkommen zu heißen, doch die Armseligkeit seiner Behausung lasse es nicht zu, mehr als zwei von ihnen angemessen zu bewirten. Und er bitte, weder Manwe noch Tulkas sollten diese zwei sein, denn der Erstere verdiene und der zweite fordere eine aufwendige und prachtvolle Gastfreundschaft. Seien sie damit nicht zufrieden, wolle er gern Manwes Herold sein Ohr leihen, um zu erfahren, welches das dringende Anliegen sei, das die Götter bewogen habe, ihre weichen Pfühle und die Annehmlichkeiten Valinors gegen die Öde zu vertauschen, wo er, Melko, seine bescheidene Arbeit und sein mühevolles Werk verrichte.
    Da ergrimmten Manwe und Ulmo und die anderen Götter ob der Durchtriebenheit und unterwürfigen Frechheit seiner Worte über die Maßen, und der wutentbrannte Tulkas wäre auf der Stelle die schmale Treppe hinabgestürzt, die hinter den Toren in die Tiefe führte, hätten die anderen ihn nicht zurückgehalten. Aule gab zu bedenken, dass Melkos Worte klar bewiesen, wie wachsam und vorsichtig er sich in dieser Lage verhalte, und dass es sonnenklar sei, welche der Götter er am meisten fürchte und am wenigsten gern in seiner Halle zu sehen wünsche. ›Darum‹, sagte er, ›lasst uns nachdenken, wie wir es anstellen können, dass diese zwei unbemerkt zu ihm vordringen können. Vielleicht treibt ihn die Furcht auf den Pfad der Besserung.‹ Dem pflichtete Manwe bei und sagte, dass all ihre Macht Melko schwerlich aus seiner Festung werde hervorzwingen können. Vielmehr müsse eine Täuschung, mit der man den Meister der Arglist ins Netz locken wolle, mit großem Scharfsinn ins Werk gesetzt werden. ›Einzig in seinem Stolz ist Melko angreifbar‹, sprach Manwe, ›oder durch einen Kampf, der die Erde zersprengen und Unheil über uns alle bringen würde.‹ Manwe versuchte nämlich, jeden Streit der Ainur untereinander zu vermeiden.
    Als die Götter darum gemeinsam einen Plan ersonnen hatten, um Melko in den Schlingen seines eigenen übertriebenen Stolzes zu fangen, dachten sie sich listige Worte aus, die angeblich von Manwe selbst stammten, und legten sie Nornore in den Mund, der hinabstieg und sie vor Melkos Thron verkündete.
    ›Höret‹, sagte er, ›die Götter sind gekommen, Melkos

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