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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Verzeihung zu erbitten, denn als sie seinen großen Zorn sahen und das Zerbrechen der Welt unter seinem Wüten, sprachen sie unter sich: Wahrlich! Warum ist Melko missgestimmt? Und nachdem sie den Ausbruch seiner Macht gesehen hatten, sprachen sie: Ist er denn nicht der größte unter uns – warum wohnt nicht der mächtigste der Valar in Valinor? Gewiss hat er Grund für seinen Unwillen. Wir wollen uns nach Utumna begeben und ihn bitten, in Valinor zu wohnen, auf dass Valmar seine Gegenwart nicht entbehre. Einzig Tulkas wollte dem nicht zustimmen‹, sagte er, ›doch Manwe beugte sich der allgemeinenMeinung (dies sagten die Götter, weil sie Melkos Groll gegen Poldórea kannten), und nun sind sie gekommen und haben Tulkas mit Gewalt gezwungen, dich für alle um Verzeihung zu bitten, mit ihnen heimzukehren, ihren Ruhm zu vollenden und, wenn es dir genehm ist, so lange in den Hallen Makars zu wohnen, bis Aule dir ein großes Haus gebaut hat; und dessen Türme sollen den Taniquetil überragen.‹ Hierauf antwortete Melko mit Eifer, denn schon stieg sein grenzenloser Stolz in ihm auf und zerstreute seinen Argwohn.
    ›Endlich sprechen die Götter freundliche und gerechte Worte. Doch bevor ich ihnen meine Gnade gewähre, muss mein Herz für alte Beleidigungen Genugtuung erfahren. Darum müssen sie ihre Waffen am Tor ablegen und mir in diesen meinen tiefen Hallen von Utumna huldigen. Wisse aber: Tulkas will ich nicht sehen, und wenn ich nach Valinor komme, werde ich ihn von dort verstoßen.‹
    Dies alles berichtete Nornore, und Tulkas schlug vor Wut die Hände zusammen, aber Manwe ließ Melko die Antwort überbringen, die Götter würden sich Melkos Wünschen fügen, doch Tulkas würde in Ketten vor ihn treten, Melkos Gewalt und Gutdünken überlassen; und Melko beeilte sich, dem zuzustimmen, um die Valar zu demütigen, und die Fesselung Tulkas’ erfüllte ihn mit großer Freude.
    Darauf legten die Valar vor den Toren ihre Waffen nieder, ließen aber gleichwohl eine Wache bei ihnen zurück, und die Kette Angaino legten sie Tulkas um Hals und Arme, und sogar er konnte ihr großes Gewicht kaum allein tragen; und dann folgten sie Manwe und seinem Herold in die Höhlen des Nordens. Dort saß Melko in seinem Sessel, und das Gemach war von flammenden Kohlenpfannen erhellt und voll bösen Zaubers, und seltsame Gestalten huschten aufgeregt ein und aus, und riesige Schlangen wanden sich ruhelos um die Säulen,welche das hohe Dach trugen. Da sagte Manwe: ›Nun also, wir sind gekommen, dich hier in deinen eigenen Hallen zu begrüßen; komme nun und wohne in Valinor.‹
    Doch Melko wollte nicht so leicht auf sein Vergnügen verzichten. ›Nein‹, sagte er, ›zuerst sollst du, Manwe, vor mir niederknien und nach dir alle Valar; aber zum Schluss soll Tulkas kommen und mir die Füße küssen, denn ich erinnere mich an etwas, wofür ich Poldórea keine große Liebe schulde.‹ Er hatte nämlich vor, Tulkas einen Fußtritt in den Mund zu versetzen, um ihm den längst vergangenen Faustschlag heimzuzahlen, doch die Valar hatten dergleichen vorausgesehen und täuschten dennoch Unterwerfung vor, auf dass Melko dadurch aus seiner Festung Utumna hervorgelockt werde. In Wahrheit hoffte Manwe bis zum Schluss auf Frieden und Einvernehmen, und die Götter hätten Melko auf sein Bitten hin tatsächlich in Frieden und Freundschaft in Valinor empfangen, wäre dessen Stolz nicht unersättlich und die Hartnäckigkeit, mit der er am Bösen festhielt, nicht unüberwindlich gewesen. Nun jedoch war in ihren Herzen kaum noch Erbarmen für ihn, als sie sahen, dass er auf seiner Forderung beharrte, Manwe solle ihm huldigen und Tulkas sich zu den Füßen dieses Grausamen hinabbeugen; gleichwohl näherte sich nun der Herr der Götter und Elben Melkos Sessel und machte Anstalten, niederzuknien, denn dies war ihr Plan, den Ausbund des Bösen desto mehr zu umgarnen. Doch fürwahr, bei diesem Anblick entbrannte in den Herzen von Tulkas und Aule ein so grimmiger Zorn, dass Tulkas trotz der Schwere Angainos mit einem mächtigen Satz durch die Halle sprang, und Aule war hinter ihm, und Orome folgte seinem Vater, und die Halle war voll Aufruhr. Da sprang Melko auf die Füße, schrie mit lauter Stimme, und aus allen finsteren Gängen kam ihm sein Gefolge zu Hilfe. Dann schlug er nach Manwe mit einem eisernen Flegel, den er trug, dochManwe blies nur leicht dagegen, und dessen eiserne Glieder wurden zurückgeblasen, und darauf schlug Tulkas mit seiner eisernen Faust

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