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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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wurden rauh wegen der zerklüfteten Orte, an denen sie lebten, fern von den sanften Gegenden Valinors, oder sie wurden klagend wegen der Musik der Solosimpi und dem Seufzen des Meeres. Und nun ist das ganze zahlreiche Volk der Seemöwen, Sturmmöwen und Wellenläufer in ihr Königreichgekommen; und dort sind Papageientaucher und Eiderenten und Kormorane und Tölpel und Lummen; und die Klippen sind voll von Geschnatter und Fischgeruch, und auf ihren Graten werden große Beratungen abgehalten oder zwischen Landspitzen und Riffen. Doch die stolzesten dieser Vögel waren die Schwäne, und sie ließ Osse in Tol Eressea wohnen, wo sie die Küsten entlangflogen oder landeinwärts in den Flüssen schwammen; und er wollte damit den Solosimpi ein Geschenk und eine Freude machen. Als jedoch Ulmo von diesen Neuigkeiten erfuhr, war er missgestimmt wegen der Verheerungen, welche die Vögel unter den Fischen anrichteten, mit denen er und Palúrien die Gewässer belebt hatten.
    Die Solosimpi nun haben großes Vergnügen an ihren Vögeln – Lebewesen, die ihnen ganz fremd sind; und die Seen von Tol Eressea befahren sie bereits mit hölzernen Flößen aus Bruchholz, und einige spannen Schwäne davor und gleiten rasch über das Wasser; aber noch Kühnere wagen sich aufs Meer hinaus, und ihre Flöße werden von Möwen gezogen, und als Ulmo dies sah, war er sehr froh. Denn siehe, oft beklagen sich die Teleri und die Noldoli bei Manwe über ihre Trennung von den Solosimpi, und die Götter wünschen, dass diese nach Valinor gezogen werden sollen; aber dies kann Ulmo ohne die Hilfe Osses und der Oarni nicht bewerkstelligen, und vor ihnen will er sich nicht demütigen. Jetzt aber sucht er geschwind Aule auf, und beide begeben sich in Eile nach Tol Eressea, und Orome ist bei ihnen; und dort werden zum ersten Mal in der Welt außerhalb von Valinor Bäume gefällt. Nun macht Aule aus zugeschnittenem Holz von Kiefer und Eiche große Schiffe, geformt wie die Leiber der Schwäne, verkleidet sie mit der Rinde der Silberbirke … oder mit Federn aus dem öligen Gefieder von Osses Vögeln, die mit silbernen Nägeln befestigt werden; und er schnitzt den Schiffen Vordersteven wie dieaufgerichteten Hälse von Schwänen, doch innen hohl und ohne Füße; und mit Tauen, dünn und kräftig über die Maßen, werden Möwen und Sturmvögel vor die Schiffe gespannt, denn unter den Händen der Solosimpi sind sie zahm, weil Osse es ihren Herzen so eingepflanzt hat.
    Nun sind die Strände an den Westküsten von Tol Eressea, ja sogar bei Falasse Númea (Westliche Brandung), dicht bevölkert von den Sippen der Elben; und dort hat sich eine sehr große Zahl dieser Schwanenschiffe versammelt, und über ihnen schreien unaufhörlich die Möwen. Die Solosimpi aber machen sich auf in großer Zahl und besteigen jene hohlen künstlichen Schwäne, die Aules Geschicklichkeit geschaffen hat, und immer mehr Elben strömen zum Gestade, zur Musik ungezählter Hörner und Flöten marschierend.
    Nun haben sich alle eingeschifft, und die Möwen schießen kraftvoll in den dämmrigen Himmel hinein, doch Aule und Orome sind im vordersten Schiff, welches das gewaltigste ist, denn siebenhundert Möwen sind davorgespannt, und seine Verkleidung aus Federn leuchtet silbern und weiß, und es hat einen Sporn von Gold und Augen von Pechkohle und Bernstein. Ulmo aber fährt hinterdrein in seinem Wagen und trompetet laut, zum Missvergnügen Osses, weil die Elben des Küstenlandes gerettet werden.
    Osse aber, der mit ansehen muss, wie die Vögel ihm zum Unglück geworden sind, ist sehr niedergeschlagen, doch wegen der Anwesenheit der drei Götter und aus echter Liebe zu den Solosimpi, die inzwischen sehr groß geworden ist, belästigte er ihre weiße Flotte nicht; und so kamen sie gezogen über die grauen Weiten des Ozeans, durch die Nebel der Schattenmeere bis zu den ersten dunklen Wassern der Bucht von Arvalin.
    Wisse denn, dass die Einsame Insel am Rande des Großen Meeres liegt. Dieses Große Meer oder das Westliche Wasserliegt jenseits der westlichsten Grenzen der Großen Lande, und darin gibt es viele Lande und Inseln, bevor man die Zauberinseln erreicht, und noch hinter diesen liegt Tol Eressea. Jenseits von Tol Eressea aber ist die Nebelwand und die gewaltige Düsternis des Meers, unter der die Schattenmeere liegen, und darin schwimmen die Dämmerinseln, wohin nur zu Zeiten bester Sicht das schwächste Flimmern vom fernen Schein des Silpion dringt. Aber auf der westlichsten dieser Inseln

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