Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Solosimpi noch nichthergebracht werden könnten, weil die Insel fest in den einsamsten Gewässern der Welt verankert sei.
Dort steht diese Insel noch immer – die du wohl kennst, denn sie wird die ›Einsame Insel‹ genannt –, und wenn man von ihren Klippen fortsegelt, sieht man über viele Seemeilen kein Land, denn die Dämmerinseln im Herzen der Schattenmeere sind tief im dämmrigen Westen, und die Zauberinseln liegen weit im Osten.
Darum gebieten die Götter nun den Elben, sich eine Heimstatt zu bauen, und Aule half ihnen dabei, Ulmo aber kehrt zurück zur Einsamen Insel. Und siehe, sie steht nun auf einer Felssäule auf dem Meeresgrund verankert, und Osse umkreist sie in schäumender Geschäftigkeit und verankert all die verstreuten Inseln seines Reiches fest auf dem Meeresgrund. So entstand die erste Heimstatt der Solosimpi auf der Einsamen Insel, und daher rührt die tiefere Sonderung dieses Volkes von den anderen in Sprache und Sitten; wisse nämlich, dass alle diese großen Taten der Vergangenheit, die nur eine kleine Geschichte ausmachen, nicht leicht und im Handumdrehen vollbracht wurden, sondern dass zwischen der Verankerung der Inseln und dem Bau der Schiffe sehr viele Männer herangewachsen und gestorben sind.
Und weil nun dieser Insel ihrer Heimstatt der Glanz der ruhmreichen Bäume von Valinor zweimal zuteil geworden war, so war sie bereits schöner und fruchtbarer und reicher an bezaubernden Pflanzen und Gräsern als die anderen Orte der übrigen Welt, denen das große Licht nicht zuteil geworden war; und die Solosimpi sagen sogar, dass schon Birken dort wuchsen und viele Riedgräser, und dass eine Grasnarbe die westlichen Abhänge überzog. Auch gab es dort viele Höhlen, und am Fuße der schwarzen und purpurroten Klippen erstreckte sich ein Küstenland weißen Sandes, und hier wohnten in jenen allerersten Tagen die Solosimpi.
Dort saß Ulmo auf einem Vorgebirge und sprach zu ihnen Worte des Trostes und tiefster Weisheit; und alles Wissen über das Meer teilte er ihnen mit, und sie lauschten ihm; und er lehrte sie die Musik, und sie machten sich zierliche Flöten aus Muscheln. Wegen jener Umtriebe Osses gibt es keine Küsten, die so reich an wunderschönen Muscheln sind wie die weißen Strände und geschützten kleinen Buchten von Tol Eressea, und viele Solosimpi wohnten in Höhlen, schmückten sie mit den Schätzen des Meeres, und manchen langen Tag ist der sehnsuchtsvolle Klang ihrer Flöten zu hören, der schwach mit dem Wind herbeikommt.
Da wurde Falman-Osses Herz weich und neigte sich ihnen zu, und er hätte sie freigegeben, wären nicht die neue Freude und der Stolz gewesen, dass ihre Schönheit inmitten seines Reiches wohnte, so dass ihre Flöten ihm immerwährendes Vergnügen bereiteten, und Uinen 6 und die Oarni und alle Geister der Wellen waren von ihnen bezaubert.
So tanzten die Solosimpi auf dem Saum der Wellen, und die Liebe zum Meer und zu felsigen Küsten hielt Einzug in ihre Herzen, wenn sie auch ihre Blicke sehnsuchtsvoll zu jenen glücklichen Gestaden schweifen ließen, wo vor langer Zeit die Teleri und die Noldoli zum Leben erwacht waren.
Diese schöpften nun nach einer Weile Hoffnung, und ihr Kummer nahm ab, als sie erfuhren, dass ihre Sippen in keinem unfreundlichen Land wohnten und Ulmo ihr Hüter und Wächter war. Deshalb folgten sie nun dem Wunsch der Götter und wandten sich dem Bau ihrer Heimstatt zu; und Aule lehrte sie Wissen und Kunst, und Manwe ebenfalls. Und Manwe liebte die Teleri mehr, und von ihm und von Ómar erlernten sie gründlicher die Kunst des Gesanges und der Dichtung als alle übrigen Elben; die Noldoli aber wurden am meisten von Aule geliebt, und er lehrte sie seine Wissenschaft, bis ihre Herzenunruhig wurden, weil sie begierig waren, mehr zu erfahren, doch wurden sie groß an Weisheit und feinstem handwerklichem Geschick.
Es gibt nun in dem Ring von Gebirgen, die Valinor schützen, eine flache Stelle, und dort schlüpft der Schein der Bäume von der Ebene hindurch und vergoldet die dunklen Wasser der Bucht von Arvalin, 7 doch ein breiter Strand feinsten Sandes, golden im Strahl Laurelins, weiß im Licht Silpions, zieht sich weit ins Land, wo einst im Aufruhr der alten Meere ein dunkler Meeresarm tief nach Valinor hineingereicht hatte; doch nun ist dort nur eine schmale, weißgesäumte Wasserrinne. Am oberen Ende dieses langen Einschnitts steht ein vereinzelter Berg, der zu den höheren Bergen hinaufblickt. Die Ufer dieses Meeresarms sind nun
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